Top-Werte
Marco Rossi schießt härter als die besten NHL-Stars
Österreichs Eishockey-Star mischt die NHL auf. Marco Rossi ist als Torschütze auf den Geschmack gekommen. Die Zahlen versprechen eine höhere Ausbeute.
Drei Siege, sechs Niederlagen – Minnesota stolperte in die NHL-Saison. Lichtblick: Österreichs Eishockey-Star Marco Rossi. Nach seinem schweren Einstand, der überstanden Herzmuskelentzündung in Folge einer Covid-Erkrankung, einem Jahr im Farmteam, ist er in der Elite-Liga endlich so richtig angekommen.
NHL-Durchbruch
Sein erster NHL-Treffer wurde Rossi Anfang Oktober noch nach einer Coaches-Challenge genommen. Im nächsten Spiel glückte die Tor-Premiere dann tatsächlich. Seither ließ der Vorarlberger zwei weitere Tore und einen Assist folgen, zählt zum Stammpersonal der Wild.
"Heute" analysierte die Daten hinter seinen Werten, weiß: Vom 22-Jährigen ist in Zukunft noch viel mehr zu erwarten.
Scharfschütze Rossi
Der letztjährigen Topscorer der Iowa Wild, dem Minnesota-Farmteam in der AHL, ist auch in der besten Eishockeyliga der Welt der Knopf aufgegangen. Die Tore sind kein Zufall.
Rossi schießt härter als die größten Namen. Im Schnitt feuert der Teamstürmer mit 82,61 km/h aufs gegnerische Tor. NHL-Punkte-Leader Jack Hughes ist bisher der Spieler der noch jungen Saison. Der New-Jersey-Center kommt nur auf 77,94 km/h. Alex DeBrincat führt nach dem Wechsel nach Detroit mit neun Toren die Schützenliste an, schießt im Schnitt mit 74,61. Edmontons Connor McDavid gilt als unbestritten bester Spieler der Gegenwart, weist ebenfalls lediglich 74,8 auf. Wunderkind Connor Bedard? Der Nummer-1-Pick der Blackhawks wird vor allem für seinen beeindruckenden Handgelenksschuss bewundert. Mit 82,16 ist er knapp an Rossi dran. Idol Sidney Crosby, dreifacher Stanley-Cup-Sieger mit Pittsburgh: 71,86.
In der gefährlichsten Zone direkt vor dem Tor sitzt jeder dritte Rossi-Schuss. Dieser Wert belegt den eiskalten Abschluss im "Slot". Sein härtestes Geschoß kratzt mit 129,42 km/h gar am Autobahn-Strafzettel.
Luft nach oben
Was diese Statistik bis zu einem gewissen Grad limitiert, macht sie in Wahrheit umso spannender: Die vergleichsweise niedrige Anzahl an Schüssen lässt bei Rossis Werten eine gewisse Streuung zu. Eine Abschluss-Ausbeute von 33,3 Prozent im niedrigen Slot ist wohl kaum zu halten, würde den vielseitigen Angreifer in Sphären von Top-Torjägern wie DeBrincat, Alexander Ovechkin und Co. katapultieren. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Wert im Verlauf der Saison auf eine realistischere Zahl einpendelt.
Heißt aber auch: Rossi bekommt von seinem Trainerteam im Gegensatz zu oben genannten Superstars noch nicht so viel Vertrauen geschenkt, hat noch viel Luft nach oben.
Rossi schoss in neun Spielen 19 Mal aufs Tor. Angesichts seiner durchschnittlichen Eiszeit von nur 14:50 Minuten eine sehr beachtliche Ausbeute. 15,7 Prozent der Abschlüsse landen im Netz. Auch damit muss sich Rossi im Vergleich mit den Top-Knipsern nicht verstecken.
Rossi ist Center in der dritten Minnesota-Linie. Erstlinien-Center kommen häufig auf 20 Minuten und mehr pro Spiel. Noch wichtiger: McDavid, DeBrincat, Hughes – sie alle bilden das Herzstück ihrer jeweiligen Top-Powerplay-Formationen. Rossi darf schon erste PP-Luft schnuppern, kommt mit der zweiten Linie aber häufig nur zu rund 20 Sekunden in Überzahl, kann seine Spielmacher-Fähigkeiten und seinen harten Abschluss dabei noch zu wenig zeigen.
Defensive Rolle
Mit seinen Linien-Kollegen Marcus Foligno und Frederick Gaudreau harmoniert der Österreicher gut. Beide sind aber vorwiegend für ihr "Two-Way-Game", also ihre Stärke als Defensivstürmer, bekannt. Foligno kommt zumeist nicht über 25 Saisonpunkte hinaus. Die beiden körperbetonten Angreifer halten Rossi den Rücken frei, bilden mit ihm gemeinsam eine starke "Shutdown"-Linie, die gegnerische Top-Linien aus dem Spiel nehmen kann. Die Zusammensetzung und Rolle limitieren aber Rossis Chancen, sich offensiv in Szene zu setzen.
Heimische Fans dürfen also mit Spannung warten, ob sich der Center bald neben Stars wie Joel Eriksson Ek im Powerplay zeigen darf.