"GEORG"-Award
Mann 10 Jahre unschuldig in Haft – Frau in Wien geehrt
Am 4. Dezember nimmt Aktivistin Ensaf Haidar beim "this human world"-Festival den "GEORG"-Award für den Kampf um die Befreiung ihres Mannes entgegen.
Der bekannte liberale, saudi-arabische Blogger Raif Badawi wurde 2012 verhaftet und wegen "Beleidigung des Islams" zu zehn Jahren Gefängnis, 1.000 Peitschenhieben und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Im Vorjahr wurde der 39-Jährige zwar aus dem Gefängnis entlassen. Er darf aber immer noch ausreisen und das Land verlassen, um seine Familie in Kanada endlich in die Arme zu schließen. Dorthin konnte Menschenrechts-Aktivistin Ensaf Haidar mit ihren Kindern flüchten. In Quebec hat sie eine zweite Heimat gefunden.
Nun kommt die unermüdliche Kämpferin am 4. Dezember nach Wien. Dort wird die 38-Jährige im Rahmen des "this human world – Internationales Filmfestival der Menschenrechte" für ihr Engagement geehrt. Vom 30. November bis 10. Dezember werden in sechs Wiener Kinos Filme gezeigt, die sich mit Menschenrechten, aktuellen Konflikten und Krisen auseinandersetzen. Das Programm umfasst über 90 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, darunter mehrere Österreich-Premieren.
Film und Preis für tapferes Ehepaar
Nach der Vorführung des Films "Waiting for Raif", der ihren beharrlichen Kampf um die Befreiung ihres Mannes zeigt, wird Haidar der alljährliche "GEORG Award" im Top Kino verliehen. Dies ist ein wichtiger Meilenstein und eine besondere Auszeichnung für die "GEORG"-Jury mit Janina Lebiszczak, Lisa Wegenstein und Anna Mago. Denn der Preis basiert auf dem Engagement des Namensgebers für Badawi: Der verstorbene Menschenrechts-Aktivist Georg Lebiszczak war die treibende Kraft der "ARGE RAIF", die sich für die Freilassung des zu Unrecht inhaftierten Saudis in Österreich einsetzte.
In seinem Gedenken wird seit 2015 im Rahmen des "this human world - International Human Rights Film Festival" ein Preis verliehen. Durch ihn sollen jene in den Fokus gerückt werden, die aufgrund ihres mutigen Wirkens und freien Denkens von Unrecht und Gewalt bedroht sind. Zu den Preisträgern gehörten bereits u.a. die iranische Menschenrechtsaktivistin Mahnaz Mohammadi, die türkische Anwältin Ceren Uysal, die Radiojournalistin Ines Lydie Gakiza aus Burundi und die "Regenbogenmadonna" Elzbieta Podlesna aus Polen. 2022 ging der Preis an die Filmemacherin Mojgan Ilanlou, eine der wenigen politisch aktiven, iranischen Filmemacherinnen des Landes. Sie wurde kurz vor der Preisverleihung 2022 in Teheran inhaftiert, da sie sich ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit zeigte.
Wiener Künstlerin gestaltet Preis
Der diesjährige "GEORG"-Preis wird von der österreichischen Künstlerin Diana Deu gestaltet, die vor allem für ihre eindringlichen Bilder von starken Frauen aus aller Welt bekannt ist. Zuletzt beeindruckte ihre Ausstellung "With a rebell yell", die sich der weiblichen Widerstandskraft widmet. Deu wird Ensaf Haidars Leben und Wirken in einem eigens angefertigten Porträt festhalten.