Späte Berufung

Mama verlässt ihre Familie und wird Nonne

Gerlinde B. hat mit 60 Jahren Ja zu Gott gesagt: Die dreifache Mama aus Kärnten hat ihr weltliches Leben hinter sich gelassen und wurde Ordensfrau.

Sandra Kartik
Mama verlässt ihre Familie und wird Nonne
Aus der Kärntnerin Gerlinde B. wurde Schwester Maria Immaculata.
Kleine Zeitung/Markus Traussnig

Sie hatte ein "glückliches Leben", doch erst mit 60 machte sie, was sie immer schon wollte: Gerlinde B. wurde zu Schwester Maria Immaculata. Ihre beiden Kinder sind erwachsen, ihr Mann ist verstorben. Statt die Pension mit ihren sechs Enkelkindern zu genießen, trat die gebürtige Linzerin dem Orden Karmel Himmelau im Lavanttal (Ktn.) bei.

"Die Initiative kam von Gott. Ich musste nur Ja sagen", beschreibt die heute 66-Jährige den Moment, der alles veränderte, in der "Kleinen Zeitung". Ihr Bekenntnis zum Glauben ließ sie heuer am 1. Oktober einen radikalen Schritt gehen: Sie legte die "Ewige Profess" ab, eine lebenslange Bindung an den Karmeliter-Orden. Damit verbunden: Sie muss ihr altes, weltliches Leben hinter sich lassen – auch ihre Familie.

"Alles verlassen, was mir lieb und teuer ist"

Für die Kärntnerin war nach dem Verlust ihres Mannes, ihres Vaters und einem ihrer Söhne der Abschied von ihren liebsten Menschen schwer, aber beinahe notwendig. Sie spürte, sie musste "alles verlassen, was mir lieb und teuer war, und Gott mein ungeteiltes Herz schenken. Gott erwählt, wen er will. Er hat seine Pläne. Ohne Berufung wäre für mich ein Leben hier im Karmel nicht vorstellbar“.

Gemeinsam mit 12 anderen Ordensschwestern führt die ehemalige AUA-Vorstandssekretärin und Chefin eines Herrenmoden-Geschäfts nun ein Leben in Armut und Abgeschiedenheit hinter Klostermauern. Die Nonnen machen nicht nur die Hausarbeit im ganzen Orden selbst, sie bewirtschaften zwei Hektar Land, haben Kühe und Hühner, bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an. Etwa sieben Stunden am Tag widmet Schwester Maria Immaculata dem Gebet, ansonsten ist Schweigen im Kloster tatsächlich Gold.

Karges Zimmer statt eigenes Haus

Ihr selbstgewähltes Reich verlässt sie nur für Arztbesuche oder Wahlen. Die 66-Jährige hat ihr eigenes Haus mit Garten gegen ein kleines, einfaches Zimmer getauscht. Hier gibt es nicht viel, was die Nonne von ihrem Bekenntnis zum Glauben ablenkt: ein Bett, einen Tisch, ein Bücherregal und warmes Fließwasser. Und genauso will sie das.

Sie habe schon vor 30 Jahren gespürt, "dass ich in meinem Leben auf Gott vergessen hatte und mit Volldampf zurück in seine Arme wollte." Vor 19 Jahren war sie deshalb schon einmal in ein Kloster in Innsbruck eingetreten. Neun Monate übernahm ihr Mann alle Aufgaben, kümmerte sich um die Kinder und andere weltliche Belange. Als ihr Sohn und ihr Mann in kurzem Abstand voneinander starben, kehrte die dreifache Mutter zurück zu ihrer Familie. Diese hoffte, die religiöse Phase ihrer Mutter wäre vorbei. Doch der Ruf war stärker.

Familie gibt ihren Segen nicht

Für ihre Kinder und Enkel ist es absolut kein Segen, dass sich ihre Mama und Oma entschieden hat, sie zu verlassen. Der Kontakt ist schon länger abgebrochen. Doch als Schwester Maria Immaculata das ewige Bündnis mit Gott einging, ließ ihre Familie alle Anwesenden in einem Live-Chat wissen, dass sie das nicht gutheißt: "Wir wollen unsere Mutter und Großmutter zurück."

Die 66-Jährige hadert ebenfalls mit der Situation: "Natürlich schmerzt mich das – sie nicht zu sehen, weil sie nicht zu Besuch kommen, keinen Anteil an ihrem Leben zu haben. Ich habe Sorgen, ob es ihnen gut geht. Täglich bete ich für alle: Gott, Du hast mich von ihnen weggeholt, jetzt musst Du für sie sorgen."

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