Heilige Nacht mit der Caritas

Mama und Kind feiern 1. Weihnachten in Mutterkindhaus

Im "Muki" der Caritas feiern von Armut und Gewalt betroffene Alleinerziehende friedliche Weihnachten im geschützten Rahmen. Geschenke gibt es auch.

Wien Heute
Mama und Kind feiern 1. Weihnachten in Mutterkindhaus
Schön geschmückt haben Anna und ihre Tochter ihre Einraumwohnung im Mutterkindhaus "Muki" der Caritas in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus. Es ist ihr erstes Weihnachten hier.
Denise Auer

Anna (33, Name geändert) und ihre Tochter Elisa (5) schmücken den Weihnachtsbaum in ihrer Einraum-Wohnung im Mutterkindhaus. Die Wohnung ist warm, ruhig, sauber – und man kann zusperren. Die beiden sind seit 1. August im Mutterkindhaus "Muki" der Caritas in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus. Die gebürtige Wienerin und ihre Tochter feiern nun zum ersten Mal hier. Die Mama hofft zugleich, dass sie nächstes Jahr zu Weihnachten in ihrer eigenen Wohnung mit ihrer Kleinen wird feiern können.

Nur 20 Euro Unterhalt

Der Vater von Annas Tochter zahlt keinen Unterhalt. "Und wenn, dann wären das eh nur 20 Euro", sagt sie. Sie ist gelernte Versicherungsberaterin, Coach und Kinderpädagogin. Nach einer Krise und ohne Arbeit lebte sie von 1.200 Euro monatlich. Seit neun Wochen hat sie einen neuen Job als Versicherungsberaterin. Sie verdient nun 2.000 Euro im Monat. "Die Frauen müssen Geld sparen, damit sie dann nach dem Mutterkindhaus in der Lage sind, die Miete zu zahlen für eine eigene Wohnung", so die Leiterin des Hauses Claudia Ferner-Unger. Die Mieten auf dem freien Markt sind um einiges höher als der Mietbetrag hier bei der Caritas im Muki. "Die Teuerung macht den Neustart schwieriger".

Die Frauen backen zusammen, bauen Freundschaften auf

Das Weihnachtsfest im Muki wird zwei bis drei Tage vor dem 24. Dezember gefeiert, denn einige Frauen wollen verreisen, Verwandte besuchen. Die Frauen backen zusammen, bauen Freundschaften auf. "Das ist ganz wichtig. Viele dieser Frauen hatten zuvor keine stabilen sozialen Beziehungen, sonst wären sie nicht in diese Notlage gekommen. Hier lernen sie, wie sich gesunde Beziehungen, wie sich gelebtes Vertrauen anfühlt", so Claudia Ferner-Unger. Anna hat sich von ihren alten Freunden und Freundinnen distanziert. Als sie im Haus ankam, wurde sie gleich in der hausinternen WhatsApp-Gruppe aufgenommen. "So machen wir das mit allen Neuen", sagt sie. Die Stimmung unter den Frauen im Haus sei sehr solidarisch, sagt Anna. Die Altersspanne im Muki reicht von 19-jährigen bis zu 40-jährigen Müttern. Alle müssen volljährig sein, das ist die Aufnahmebedingung. 

Claudia Ferner-Unger hat das Muki vor 13 Jahren mit aufgebaut. Seit zehn Jahren leitet sie es nun.
Claudia Ferner-Unger hat das Muki vor 13 Jahren mit aufgebaut. Seit zehn Jahren leitet sie es nun.
Denise Auer

Zum Weihnachtsfest wird ein Buffet aufgebaut, die Frauen haben selbst gekocht. "Bei uns im Team gibt es einige begnadete Sänger" scherzt Claudia Ferner-Unger, "die singen dann in einem Chor hier für das Haus". Nicht alle im Haus sind christlich. "Das macht nichts, es gibt gar keine Berührungsängste mit Weihnachten", so die Erfahrung von Claudia, die seit 10 Jahren Leiterin des Hauses ist. Die Stimmung ist gut, die Kinder sind aufgeregt. Denn es gibt Geschenke! "Alle haben sie im Oktober einen Wunschzettel geschrieben", so die Hausleiterin. "Es gab private Spenden und Spenden von Firmen. Wieder konnten fast alle Wünsche erfüllt werden", freut sie sich. Die Tochter von Anna hat sich einen kleinen Schminktisch gewünscht. Den bekommt sie auch. Die Mama hat sich warme Sachen gewünscht, einen Mantel, warme Stiefel. 

"Viele haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich"

Im Muki wohnen derzeit 15 Frauen und 21 Kinder. Das Kleinste ist ein Neugeborenes und das Älteste ist 11 Jahre alt. Die längste mögliche Aufenthaltsdauer im Haus sind zwei Jahre. Bis dahin werden die Frauen "fit" gemacht für den Alltag. "Versteckte Wohnungslosigkeit ist bei betroffenen Frauen besonders hoch – die Schätzung liegt bei etwa zwei Drittel. Viele haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich, kommen aus schwierigen Beziehungen, sind selbst in zerrütteten Familien aufgewachsen", so die Hausleiterin. Wenn die Alleinerziehenden im Haus ankommen, kommen sie direkt aus einem Ausnahmezustand. "Es ist dramatisch, die Wohnung zu verlieren", so Claudia Ferner-Unger.

Das Haus ist jeden Tag zu jeder Stunde besetzt – Frauen in Notlagen können jederzeit von den insgesamt 13 Mitarbeiter*innen aufgenommen werden. Wenn das Haus voll ist, telefonieren die Mitarbeiter*innen mit anderen Frauenhäusern. "Es bräuchte mehr Angebote für wohnungslose Frauen", so Claudia Ferner-Unger. Anna hat nun seit neun Wochen einen festen Job in Vollzeit, ihrer Tochter geht es psychisch wieder sehr gut, sie lacht, ist neugierig und aufgeschlossen, beide haben keine Angst mehr, die Erlebnisse sind gut verarbeitet. "Ich sehe ein Licht" sagt Anna. Über 95 Prozent der Frauen aus dem Muki von Claudia Ferner-Unger schaffen es nach ihrem Aufenthalt, ein stabiles Leben mit einem eigenen Einkommen, einem liebevollen Umgang mit ihren Kindern, einer eigenen Wohnung, gesunder Ernährung und festen Strukturen zu leben. All das haben sie hier gelernt.

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