Fussball
Maierhofer: "Bei Rangnick musst du voll im Saft stehen"
Mit Ralf Rangnick dockt ein neuer Teamchef in Österreich an. Stefan Maierhofer verrät "Heute", wie der "Bullen-Erfinder" tickt.
Ralf Rangnick soll dam österreichischen Nationalteam einen neuen Anstrich verpassen. Doch was genau wird sich ändern? "Heute" fragte bei Stefan Maierhofer nach. Der "Major" stürmte 2012 für Salzburg, als Rangnick als Mastermind anheuerte und den "Red-Bull-Stil" erfand.
"Für dieses System wird er auch beim ÖFB stehen", sagt Maierhofer. "Die Frage ist, welches Personal steht ihm zur Verfügung. Wenn du sieben Spieler hast, die durch die Red-Bull-Schule gegangen sind, kannst du leicht drei andere in die Mannschaft einbauen. Alaba zum Beispiel, der diesen Stil ohnehin spielen will. Oder Kalajdzic. Nur umgekehrt funktioniert es nicht. Du kannst nicht zu drei Pressing-Spielern sieben andere spannen, dann klappen die Mechanismen nicht."
Für Maierhofer ist die Fitness entscheidend. "Das Rangnick-System ist extrem kräfteraubend, du musst voll im Saft stehen. Ein Sabitzer hätte es aktuell eher schwer, weil er bei den Bayern keinen ordentlichen Rhythmus hat."
„"Rangnick will schnellen Erfolg haben"“
Bereits Ende Mai gibt Rangnick den ÖFB-Kader für die vier Nations-League-Partien im Juni bekannt. Mit vielen Änderungen? "Er will schnellen Erfolg haben. Vielleicht zaubert er den einen oder anderen aus dem Hut, aber ein Arnautovic, der in der Serie A seine Tore macht, ist derzeit nicht wegzudenken. Zumindest als 'Joker' kannst du ihn jederzeit bringen."
Ein Umbruch ist jedoch nur eine Frage der Zeit. "Beim Lehrgang wird es viele Gespräche geben. Rangnick wird einigen mitteilen, dass sie wegen ihres Alters keine Zukunft im Nationalteam haben. Und er wird die Spieler fragen, ob sie bereit sind, konsequent seinen Weg mitzugehen. Ob sie gewillt sind, 13 statt zehn Kilometer zu laufen, ob sie 90 Minuten marschieren wollen. Die Spieler sollten offen und ehrlich mit sich selbst sein."
„"Das EM-Ticket holst du dir nicht im Vorbeigehen"“
Ein Problem könnte Rangnicks Doppelfunktion sein – er bleibt Manchester-Berater. "Das EM-Ticket holst du dir aber nicht im Vorbeigehen, da ist volle Konzentration erforderlich. Eigenartig ist, dass Rangnick vor drei Jahren noch gesagt hat, er will nicht mehr als Trainer arbeiten. Plötzlich ruft United an und er sagt zu. Das kann man noch irgendwo verstehen, das würde wohl jeder machen. Doch dann ruft auch noch der ÖFB an – und Rangnick sagt wieder zu. Da sieht man seinen Ehrgeiz, da interessieren ihn seine Aussagen von damals nicht mehr. Er will unbedingt 2024 bei der EM in Deutschland dabei sein."
Maierhofer denkt mit gemischten Gefühlen an seine Salzburg-Zeit unter Rangnick zurück. "Für mich persönlich war es nicht so erfreulich. Denn ich habe als 30-Jähriger nicht mehr in sein Konzept gepasst, bin dann ein halbes Jahr später nach Köln gegangen. Wobei Rangnick vielleicht auch ein bisschen gekränkt war. Denn 2006 wollte er mich von Bayern II zu Hoffenheim holen. Ich habe meinem damaligen Manager vertraut, habe abgesagt, bin dann stattdessen zu Koblenz gegangen. Vielleicht hat sich Rangnick in Salzburg gedacht: Damals wolltest du mich nicht, jetzt will ich dich nicht."
Die Spiel-Philosophie des "Bullen-Architekten" hätte dem "Major" getaugt. "Ich war immer einer, der weit vorne pressen wollte, also mir hat das schon zugesagt. Aber es hat natürlich gedauert, bis die Mannschaft das System verinnerlicht hat."