Auch am Tag tödlich
Mähroboter – "In 5 Jahren gibt es fast keine Igel mehr"
Die Igel wachen gerade erst aus dem Winterschlaf auf – direkt vor ihrer Haustür lauert aber schon die große Bedrohung. Eine Expertin schlägt Alarm.
Der Lebensraum des Igels – unter anderem der Garten – schwindet in Österreich immer mehr dahin. Selbst dort wartet auf das Stacheltier dann aber eine große Gefahr: der beliebte Mähroboter. Die Begegnung mit dem Gerät kann für Igel mitunter tödlich enden.
Igel sind auf der Roten Liste in Österreich als gefährdet eingestuft. "In fünf Jahren wird es so wenige geben, dass sich die Medien drum reißen werden, wenn jemand einen Igel findet", warnt Gabriele Reisinger im "Heute"-Gespräch. Sie spricht aus Erfahrung – seit über 20 Jahren leitet sie die Igelhilfe Österreich in Sankt Lorenz (Bez. Vöcklabruck).
Die Igelhilfe Österreich
Gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem erfahrenen Tierarzt versorgt Gabriele in Sankt Lorenz hilfebedürftige Igel. Das ganze Jahr über werden die Tiere vom Verein aufgepäppelt und zurück in die Natur entlassen.
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Igelhilfe Österreich
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Die aktuellen Temperaturschwankungen sieht sie als das geringste Problem für die bedrohte Art. "Das kalte Wetter ist den Igel völlig wurscht. Die verkriechen sich dann einfach in ihr Nest und dösen dahin. Das große Problem sind die Mähroboter."
"Gerät fährt einfach über die Beinchen"
Jeder Igel bewegt sich in einem bestimmten Revier. "Wenn da regelmäßig ein Mähroboter unterwegs ist, gewöhnt sich der Igel an das Geräusch und erkennt es nicht mehr als Gefahr", erklärt Gabriele. Die Stacheltiere würden sich dann nicht zu einer Kugel zusammenrollen – sie blieben einfach ausgestreckt in der Wiese liegen. "Da fährt das Gerät dann einfach über die kleinen Beinchen."
Das überleben die Tiere nur selten. "Der Mähroboter verletzt die Igel so stark, dass sie elendig sterben." Von "igelfreundlichen" Rasenrobotern hält die Expertin nur wenig: "Die werben damit, dass man sie tiefer einstellen kann, aber das ist nur eine Werbemasche. Die fahren trotzdem alle drüber."
Besonders problematisch: Nicht nur in der Nacht sind Mähroboter für die Stacheltiere gefährlich. "Natürlich ist der Igel nachtaktiv, er bleibt aber nicht immer den ganzen Tag versteckt im Unterschlupf", betont Gabriele. Vor allem die Jungtiere seien auch tagsüber auf Nahrungssuche. "Die werden von den Robotern regelrecht zerstückelt."
Nicht alle Verletzungen seien für die Tiere aber zwingend tödlich. "Wenn das Tier hinten bei den Muskeln oder der Haut erwischt wird, kann man es oft noch retten." Fatal sei allerdings eine Verletzung der Vorderpfoten. "Da hat der Igel sein ganzes Gewicht drauf. Wenn da ein Mähroboter drübergefahren ist, muss man das Tier leider einschläfern."
Auch eine Wunde auf der Nase sei für die Tiere lebensbedrohlich. Igel hören oder riechen die Insekten im Boden und stechen punktgenau mit der Schnauze in die Erde. Durch eine Verletzung ist er dann vielen Bakterien ausgesetzt – meist würde das in einer Blutvergiftung und dem Tod des Igels enden, erklärt die Expertin.
„Es werden sicher mehr Igel durch Mähroboter getötet als durch Autos.“
Gabriele beobachtete in den vergangenen Jahren eine besorgniserregende Entwicklung. "Es werden sicher mehr Igel durch Mähroboter getötet als durch Autos." Die Igelretterin spricht rein aus ihrer Erfahrung, eine genaue Statistik sei schwer zu erfassen. "Die Leute prahlen natürlich nicht damit, dass ihr Rasenroboter schon den vierten Igel erwischt hat."
Bangen um den Nachwuchs
Vergangenes Jahr kümmerten sich Gabriele und ihr Team um 31 durch Mähroboter verletzte Igel – nicht einmal eine Hand voll überlebte. Drei der verstorbenen Tiere seien trächtige Igeldamen gewesen. "Da sind der Welt um die 25 Igel entgangen", beklagt Gabriele.