Urteil gesprochen

Mädchen tot nach Party: "Kann nur lachen über Vorwurf"

Ein 55-Jähriger soll eine 16-Jährige im Rausch missbraucht haben. Über die Vorwürfe könne er nur lachen, so der Rumäne. Das Urteil überraschte alle!

Thomas Peterthalner
Mädchen tot nach Party: "Kann nur lachen über Vorwurf"
16-Jährige starb nach Überdosis: Angeklagter (55) vor Gericht.
Denise Auer

"Nichtraunzer" prangt in oranger Schrift am T-Shirt des Angeklagte, doch davon ist im Saal wenig zu bemerken. Immer wieder fällt der Rumäne (55) durch patzige Sprüche auf, manchmal antwortet er gar nicht. "Er habe Angst falsch verstanden zu werden", meinte er zur Richterin. Polizei und Staatsanwältin wären "Salatmixer", die ihm das Wort im Mund umdrehen würden.

"Gemeinschaftlicher Mord"

Doch im Gerichtssaal ging es um etwas anderes – verhandet wurde der tragische Tod einer erst 16-jährigen Wienerin und was davor passiert sein soll. "Sexueller Missbrauch einer wehrlosen Person", warf die Staatsanwaltschaft Wien dem Verdächtigen vor. Der Angeklagte ist kein unbeschriebenes Blatt, hat sieben Vorstrafen. Schwerstes Delikt: In Deutschland saß er 12 Jahre wegen "gemeinschaftlichen Mordes" an einer alten Frau ab.

"Ich bin ein toller Hecht"

Am 10. Dezember starb nun die 16-jährige Leonie an einer Drogenüberdosis in der Unterkunft des gebürtigen Rumänen. Die Jugendliche sei schwer beeinträchtigt gewesen, der Angeklagte habe dies ausgenutzt. "Ich kann nur lachen über die Vorwürfe", so 55-Jährige. Es habe nur ein einziges Mal sexuellen Kontakt gegeben. Warum sie mit ihm mitgegangen sei? "Ich bin ein toller Hecht", meinte er wohl ironisch zur Richterin. "Alles war jedenfalls zu 100 Prozent einvernehmlich."

In Szene kennengelernt

Kennengelernt habe er die 16-Jährige am Margaretengürtel, einem Hotspot der Wiener Drogenszene. Ein paar Tage später habe er sie am Westbahnhof beim Drogenkaufen getroffen. Sie sei so beeinträchtigt gewesen, dass es ihm zuerst peinlich war, das Mädchen in seine Unterkunft mitzunehmen. Der Rumäne wohnte unangemeldet bei einem Bekannten, den er "Neffe" nennt, dessen Frau und Kindern in Wien-Fünfhaus.

16-Jährige starb nach Drogen-Feier

In den Tagen vor ihrem Tod sei Leonie öfters in der Wohnung gewesen. "Das ist in der Szene ganz normal, dass Leute einfach mitkommen", so der Angeklagte. "Man lebt in den Tag hinein, Dinge ergeben sich." Er habe sie nicht vergewaltigt, entrüstet er sich. Am Abend vor ihrem Ableben sollen sie gemeinsam eine Drogenparty gefeiert haben. Der Angeklagte spielte das herunter. Er habe aber Crystal Meth, die 16-Jährige angeblich Kokain genommen. Vor dem Einschlafen soll sich die Jugendliche noch Substitol gespritzt haben – sie wachte nicht mehr auf. Ihr Tod war laut Obduktion kein Fremdverschulden, sie starb an einer Überdosis.

"Sie hatte mit Tod ihrer Schwester zu kämpfen"

Die Mutter des jungen Opfers sagte ebenfalls aus. Die 43-Jährige verlor bereits die zweite Tochter. "Sie hat mit dem Tod ihrer größeren Schwester zu kämpfen gehabt", so die Wienerin. Mit den Drogen habe sie den Schmerz betäuben wollen. "Sie schrieb mir, sie ist bei einem Freund. Das war nicht üblich, doch sie hat jedem leicht vertraut." Sie könne sich nicht vorstellen, dass der Sex einvernehmlich war. Leonie war zuletzt in einer Wochenklinik, hätte zur Behandlung in die geschlossene Psychiatrie kommen sollen – doch dazu kam es leider nicht mehr.

Freispruch

Dem Angeklagten drohten bis zu 10 Jahre Haft – doch die Beweise für eine Verurteilung reichten am Donnerstag nicht aus – Freispruch! Der Spruch ist nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein 55-jähriger Rumäne steht vor Gericht, angeklagt des sexuellen Missbrauchs und des Todes einer 16-jährigen durch Drogenüberdosis
  • Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe und behauptet, dass der sexuelle Kontakt einvernehmlich war
  • Die Mutter des Opfers berichtet von der schweren Zeit ihrer Tochter und ihrer eigenen Drogenprobleme
  • Die Entscheidung des Gerichts wird noch am selben Tag erwartet
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Akt.