Justizfall in Frankreich

Mädchen kam mit 26 Fingern und Fuß am Knie zur Welt

In Frankreich wurde Alice (2) mit dem extrem seltenen Laurin-Sandrow-Syndrom geboren. Jetzt verklagen die Eltern den Gynäkologen.

Mädchen kam mit 26 Fingern und Fuß am Knie zur Welt
Die kleine Alice hat in ihrem kurzen Leben viel gelitten: Der Zweijährigen wurde bereits ein Bein amputiert, das andere wird in vier Wochen entfernt.
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Mickaël und seine Frau wollten unbedingt Eltern werden. Als endlich Alice am 31. Dezember 2021 in Saint-Quentin, rund 150 Kilometer nordöstlich von Paris, zur Welt kam, schien das Glück perfekt – doch dann der Schock: Das Neugeborene hatte 26 Finger, keinen Daumen und einen Fuß auf Höhe des linken Knies. Für die junge Familie begann ein Albtraum – nach mehreren Amputationen gilt Alice heute als über 80 Prozent körperlich behindert.

Als ihre Tochter sieben Monate alt war, erhielten die Eltern die Diagnose: Ihre Tochter leidet am Laurin-Sandrow-Syndrom, einer äußerst seltenen genetischen Erkrankung. Die Mutter hat wenig Verständnis dafür, dass das Problem nicht schon vorher erkannt wurde: "Alles, was wir verlangten, war, dass unser Kind gesund ist", sagt sie gegenüber dem Portal "L’Aisne nouvelle". Sie habe nie eine Schwangerschaftskontrolle verpasst, monatlich ließ sie einen Ultraschall machen. "Alles schien wunderbar", erinnert sich Vater Mickaël.

Wir hatten eine bessere Chance, im Lotto zu gewinnen.
Alices Mutter

Nach der Geburt wurde das Kind ins Spital von Amiens verlegt. Die behandelnden Kinderärzte zeigten sich damals ratlos. In der medizinischen Literatur waren bisher nur sehr wenige Fälle des Laurin-Sandrow-Syndroms dokumentiert worden. "Weniger als 20", meint der Vater kopfschüttelnd. "Wir hatten eine bessere Chance, im Lotto zu gewinnen", scherzt Alices Mutter.

Eltern verklagen Gynäkologen

Jetzt bringen sie Alice dreimal pro Woche in die Physiotherapie, dazu kommen Arztbesuche und Untersuchungen. Im September vergangenen Jahres wurde das Mädchen ein Bein amputiert, zudem wurde eine größere Handoperation durchgeführt. Am 21. Mai soll das zweite Bein entfernt werden. "Die andere Hand wird voraussichtlich im Oktober operiert. Da Alice keinen Daumen hat, nehmen sie einen zusätzlichen Finger, um ihn anstelle des Daumens zu platzieren", erklärt Mickaël. Dies soll dem Kind künftig ermöglichen, Gegenstände zu greifen.

Er konnte das Geschlecht des Kindes angeben, sah aber nicht, dass es 26 Finger hatte.
Christophe Donnette, Anwalt von Alices Eltern

Die Eltern von Alice gehen nun gegen den Gynäkologen, der die Schwangerschaft betreute, rechtlich vor. "Er konnte das Geschlecht des Kindes angeben, sah aber nicht, dass es 26 Finger hatte, dass sein linker Fuß eingerollt war, dass das linke Bein kein Schienbein hatte, der Fuß war bei der Höhe des Knies!", sagte der Anwalt der Familie, Christophe Donnette, vor einem Gericht von Saint-Quentin.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein französisches Mädchen namens Alice wurde mit dem seltenen Laurin-Sandrow-Syndrom geboren, was zu 26 Fingern, einem fehlenden Daumen und einem Fuß am Knie führte
  • Die Eltern verklagen nun den Gynäkologen, der die Schwangerschaft betreute, da sie der Meinung sind, dass das Problem hätte erkannt werden müssen
  • Die Familie kämpft nun mit den Herausforderungen der Behinderung und plant weitere Operationen für das Kind
red, 20 Minuten
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