Avatare statt echte Menschen
Machen Kiss jetzt in Zukunft auf ABBA?
Kiss sind tot, lang leben Kiss. Nach dem allerletzten Konzert der legendären Rocker in New York wurde jetzt bereits das nächste Kapitel eingeläutet…
"Heute beginnt eine neue Ära, das Ende ist nur der Anfang", schreiben Kiss auf Social Media. Nach ihrem Konzert im ausverkauften Madison Square Garden in New York endete auch die Abschiedstour der Band, die im Jänner 2019 startete und sie - unterbrochen von der Pandemie - in 250 Konzerten mehrfach um die Welt brachte, inklusive gleich zweier Konzerte in der Wiener Stadthalle im Mai 2019 und im Juni 2023. Doch jetzt ist es vorbei. Also mehr oder weniger: "Das Ende der Tour markiert das Ende der Band", erklärt Bassist und Sänger Gene Simmons (74), "aber es ist nicht das Ende der Marke!"
"Kiss ist ein eigenes Universum", erklärte Simmons in einem Pressegespräch vor den letzten Konzerten, "es gibt weiter Filme, es gibt Merchandising und sogar eine Broadway-Show. Die Band wird enden. Aber das 'Kiss'-Erlebnis ist unsterblich!". Der Grund für das Aus wurde im Laufe der letzten Tour immer offensichtlicher, die körperlichen Anstrengungen: "Wir sind auf der Bühne die am Härtesten arbeitende Band überhaupt. Ich trage ein zwanzig Kilo schweres Kostüm und trage 21cm hohe Absätze. Jeder von diesen Stiefeln wiegt so viel wie eine Bowlingkugel. Körperlich ist es echt hart". Es gab zwar Gerüchte, die Band könnte doch noch eine Residency in der neuen Konzerthalle "The Sphere" in Las Vegas übernehmen und das auch bequem ohne Masken und Outfits, aber Gitarrist und Sänger Paul Stanley wehrt schnell ab: "Ich sehe das echt nicht. Soweit ich das sagen kann, sind wir echt fertig!"
Mit der Hilfe von ABBA sollen jetzt auch Kiss unsterblich werden…
Dank der eingeschworenen weltweiten Fangemeinschaft, die als "Kiss-Army" auch als der am besten organisierte Fanclub der Welt gilt, weiß die Band aber ganz genau, wie groß der Bedarf nach weiteren Live-Events wäre. "Was wir bisher geschafft haben war großartig, aber es war immer noch nicht genug. Die Band ist größer, als wir selbst es jemals waren und verdient weiter zu leben. Für uns ist es aufregend, jetzt den nächsten Schritt zu gehen und zu sehen, wie Kiss unsterblich wird", ist Paul Stanley überzeugt. Dafür hat sich die Band schon vor geraumer Zeit mit Industrial Light & Magic, der Special Effects-Firma von George Lucas und mit der Pophouse Entertainment Group, hinter der ABBA-Mastermind Björn Ulvaeus steckt, zusammengetan. Die hatten bereits ab May 2022 "ABBA Voyage" in der neuen ABBA-Arena in London umgesetzt, wo aktuell die "ABBAtare" von ABBA noch immer virtuell die Massen begeistern. Etwas ähnliches sehen auch Kiss auf sich zukommen.
Viele Konzerte der abgeschlossenen Tour wurden dafür genutzt, die Bandmitglieder samt ihren Performances zu digitalisieren, damit diese dann so lebensecht wie möglich auf virtuellen Projektionsflächen wiedergeboren werden können. "Wir können so für immer jung sein und an Orte gehen, von denen wir bisher nur geträumt haben", denkt Gene Simmons an das Vermächtnis der Band", und Paul kann jetzt auch höher springen als jemals zuvor." Nach ihrer Veranschiedung von der Bühne im Madison Square Garden übergab Gene Simmons an die Kiss-Avatare, die dann den Song "God Gave Rock and Roll to You" performten. Der Jubel der Fans war nach dem Song noch eher verhalten, was sicher auch daran lag, dass sie Minuten vorher noch die echte Band erlebt hatten. Außerdem ist die Bühne des Madison Square Gardens sicher nicht so gut für 3D-Projektionen ausgelegt, wie eigene Theater dafür. Fix ist, dass das nächste Kapitel der Bandgeschichte nun eingeläutet ist und das Gene Simmons, Paul Stanley und Co. die Kiss-Maschinerie noch weiterlaufen lassen werden, solange die Fans bereit sind, auch dafür zu zahlen…