Aus fürs "Vierterl"
Lokale schenken weniger Alkohol aus: So reagieren Gäste
Um den allgemeinen Alkoholkonsum zu senken, wurde in 21 englischen Lokalen Wein nur in kleinen Gläsern ausgeschenkt. Das Ergebnis spricht für sich.
Der Jänner steht für den "Dry January" und soll ein Ansporn sein, gesünder ins neue Jahr zu starten, indem ein Monat lang auf Alkohol verzichtet wird. Eine andere Option, um den allgemeinen Alkoholkonsum zu beeinflussen, ist, die Ausschenkung in Lokalen zu rationieren. Ein solcher Versuch wurde zwischen September 2021 und Mai 2022 zu Studienzwecken von der Universität Cambridge unternommen.
In 21 Lokalen in England konnte man vier Wochen lang Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Merlot nur noch in Gläsern zu 125 Millilitern (ein Achterl) und zu 175 ml (medium glass, in Großbritannien üblich), aber nicht mehr in Gläsern zu 250 ml (ein Viertel) bestellen. Und auch Weinflaschen waren wie immer erhältlich. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wie sich die Streichung der größten Portionsgröße pro Glas aus dem Angebot in Schankwirtschaften auf die Menge des verkauften Weins auswirkt.
Keine Umsatzeinbußen
Und siehe da – die Maßnahme hatte einen signifikanten Effekt: Durch das Weglassen der Viertelliter-Gläser konnte die Menge des verkauften Weins um 7,6 Prozent verringert werden. Jedoch hatte dies keine Auswirkung auf die Einnahmen der Gastwirte, weil mehr 125 ml-und 175 ml-Gläser Wein verkauft wurden, wobei der Anstieg bei den 125 Milliliter-Gläsern eine Spur stärker war. Was den Absatz von Weinflaschen angeht, wurde die gleiche Menge gekauft, insgesamt wurde jedoch weniger Wein pro Tag verkauft. Der Absatz an Bier und Apfelwein blieb gleich. Jedoch konnte der Verkauf von anderen Alkoholika wie Spirituosen, Cocktails nicht bewertet werden.
Dr. Eleni Mantzari, Erstautorin der Studie, erklärt: "Es sieht so aus, als ob die Menschen, wenn die größte Portion Wein im Glas nicht mehr verfügbar war, zu den kleineren Varianten übergingen, aber nicht mehr die gleiche Menge Wein tranken. Die Menschen neigen dazu, eine bestimmte Anzahl von "Einheiten" – in diesem Fall Gläser – unabhängig von der Portionsgröße zu konsumieren. So könnte jemand zu Beginn beschließen, sich auf ein paar Gläser Wein zu beschränken, und mit weniger Alkohol in jedem Glas insgesamt weniger trinken."
Vielversprechende Maßnahme
Die Experten der Universität Cambridge schlagen nun vor, diese vielversprechende Maßnahme zur Verringerung des Alkoholkonsums in allen Bevölkerungsgruppen in Betracht zu ziehen. Eine aktuelle Analyse, die die Trinkgewohnheiten Großbritanniens im Laufe der Zeit verfolgt, zeigt, dass Wein zum beliebtesten Getränk des Landes geworden ist: Der durchschnittliche Brite trinkt mittlerweile 37 Flaschen pro Jahr. Studien zeigen eindeutig, dass zu viel Alkohol Organe wie Gehirn, Herz und Leber schädigt und das Risiko für Probleme wie Bluthochdruck, Krebs und Fettleibigkeit erhöht.