Sollen alle mehr arbeiten?

"Lohn- und Zeitraub" – neuer Streit um Arbeitszeit

Die Forderung nach einer Ausweitung der Wochenarbeitszeit lässt weiter die Wogen hochgehen. Scharfe Kritik an der Forderung kommt nun von der AK.

Oberösterreich Heute
"Lohn- und Zeitraub" – neuer Streit um Arbeitszeit
Das Linzer Industriegebiet: Nach der Forderung der Industriellenvereinigung nach einer Erhöhung der Arbeitszeit übt die Arbeiterkammer nun scharfe Kritik.
Mike Wolf

In Österreich ist eine heftige Diskussion über die wöchentliche Arbeitszeit entbrannt. Die Debatte wurde bereits Mitte April von den Spitzen der Industriellenvereinigung losgetreten. "Unser Wohlstand wird von der Industrie getragen. Nicht vom Tourismus", konstatierte damals Niederösterreichs IV-Chef Karl Ochsner.

Ihm mache Sorge, wie Leistung hierzulande beurteilt werde. Er fordert deshalb eine Verlängerung der regulären Arbeitszeit für alle und damit die Einführung der 41-Stunden-Woche! Damit steht er (nicht überraschend) im völligen Gegensatz zur SPÖ. Der rote Parteichef Andreas Babler ist großer Befürworter einer 32-Stunden-Woche.

Unterstützung durch Edtstadler

Seither gibt es eine wilde Debatte. Prominente Unterstützung für die Idee gab es von Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). "Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir mehr statt weniger arbeiten", sagte die Politikerin.

"Das ist einen Frontalangriff auf die Beschäftigten, dem Arbeiterkammer und Gewerkschaften entschieden entgegentreten werden. Offenbar glaubt der neue IV-Präsident, sich mit politischen Radikalpositionen profilieren zu müssen?", reagierte hingegen Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl. Das sei ein "Fehlstart" Ochsners, mit dem er sich selbst und der IV "keinen Gefallen tut".

Am "Tag der Arbeit", dem ersten Mai, legte die AKOÖ noch einmal heftig nach. "Anstatt derartiger absurder Vorschläge, die nichts anderes als Gratisarbeit bedeuten, braucht es spürbare Konsequenzen, wenn Entgelte für Mehr- und Überstunden nicht ausbezahlt werden. Zudem gilt es, die kurzen Verfallsfristen für viele Ansprüche abzuschaffen", polterte Stangl.

Hintergrund: Die Ausdehnung der Steuerfreigrenze bei Überstunden für 2024 und 2025 reiche  der Industrie offenbar nicht. Die IV wolle einfach den Grundstundenlohn kürzen. "Diese Überlegungen bedeuten glatten Lohn- und Zeitraub", so Stangl.

1,3 Milliarden werden "vorenthalten"

Das sei insbesondere bemerkenswert, wenn man bedenke, "dass 2023 mehr als ein Viertel der Überstunden und Mehrarbeitsstunden weder in Zeit noch in Geld abgegolten wurde". Das entspreche rund 1,3 Milliarden Euro an "vorenthaltenen Entgelten".

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