Industrie warnt

"Lohn-Erhöhungen sind Gift-Cocktail für Betriebe"

Aufschrei der Industrie! Um zehntausende an Arbeitsplätzen zu sichern, fordern Großbetriebe jetzt eine Kurskorrektur der Politik.

Niederösterreich Heute
"Lohn-Erhöhungen sind Gift-Cocktail für Betriebe"
Wärmepumpen-Magnat Kari Ochsner ist Präsident der Industriellen-Vereinigung NÖ (Mitte), Johann Eggerth (re.) führt den international agierenden Glasverpackungshersteller Vetropack Austria, Christian Helmenstein (li.) ist Chefökonom der IVNÖ.
IVNÖ/Erich Marschik

Die Industrie strauchelt derzeit gewaltig. Nach Jahren der Blüte, findet man sich derzeit in einer rezessiven Spirale wieder. Grund dafür sind die Teuerungen sowie die Inflation und damit einhergehende Wettbewerbsnachteile am internationalen Markt.

Was kompliziert klingt, ist im Prinzip eine einfache mathematische Rechnung: Kann man aufgrund hoher innerbetrieblicher Kosten nur teuer produzieren, wird automatisch auch der Verkaufspreis höher. Unterbieten Konkurrenten im internationalen Wettbewerb, bleiben die österreichischen Großbetriebe auf der Strecke, es kommt zu Auftragseinbrüchen, Umsatzeinbußen und in letzter Folge – und hier schließt sich der Kreis – zur Reduzierung von Arbeitsplätzen, weil der Betrieb nicht mehr kostendeckend geführt werden kann.

Rezessive Entwicklung

Genau dieses Szenario zeichnet jetzt die Industriellenvereinigung NÖ unter Neo-Präsident Kari Ochsner. "Die Deindustrialisierung ist keine Theorie, sondern Realität: International aufgestellte Betriebe verlagern Arbeitsplätze in andere Länder, Investitionen in Österreich werden aufgeschoben oder gestoppt", zeigt sich Ochsner alarmiert.

Politischen Stillstand können wir uns jetzt keinesfalls leisten.
Kari Ochsner
Präsident der Industriellenvereinigung NÖ

Er fordert Handlungen der Politik. "Wir brauchen umgehend echte Reformen, damit unsere Betriebe global wieder konkurrenzfähig werden. Wir wissen: Große Maßnahmen sind in einem Wahljahr normalerweise nicht populär – aber politischen Stillstand können wir uns jetzt keinesfalls leisten", so der Wärmepumpen-Magnat.

Die Industriellenvereinigung NÖ hat deshalb einen Maßnahmen- sowie Forderungskatalog erarbeitet. Es handelt sich um Voraussetzungen,  mit denen man den Standort Niederösterreich für Betriebe wieder attraktiv machen kann, um eine Absiedelung der Wirtschaft zu verhindern. "Das sichert Zehntausende Arbeitsplätze jetzt und in der Zukunft", heißt es seitens der IVNÖ.

Strukturreform gefordert

Bisher habe sich die Politik durch Subventionen einen Zeitpolster geschaffen, die wahren Probleme der Wirtschaft könnten aber nur durch eine strukturelle Reform in den Griff bekommen werden, untermauert IV-Chefökonom Christian Helmenstein beim IVNÖ-Jahresauftrakt in St. Pölten.

Unsere im europäischen Vergleich hohe Inflation und das etablierte Dogma 'rollierende Inflation plus' für die Lohn- und Gehaltsentwicklung werden zunehmend zum Wettbewerbskiller.
Johann Eggerth
Vetropack Austria, Geschäftsführer

Eine bei Arbeitnehmern wohl eher unbeliebte Aussage, die aber die Situation der Arbeitgeber auf den Punkt bringt, tätigt Johann Eggerth, Chef des Glasverpackungsherstellers "Vetropack Austria": "Unsere im europäischen Vergleich hohe Inflation und das etablierte Dogma 'rollierende Inflation plus' für die Lohn- und Gehaltsentwicklung werden zunehmend zum Wettbewerbskiller."

Steigende Personalkosten

Steigende Personalkosten gepaart mit sinkender Produktivität seien ein "giftiger Cocktail". "Natürlich wünschen wir uns alle, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Lebensstandard in Zeiten höherer Inflation halten können. Aber das kann nur gelingen, wenn die Produktivitätsentwicklung mit den Kostenentwicklungen Schritt hält und wir international wettbewerbsfähig bleiben. Dieser Zusammenhang wird leider oft nicht im vollen Umfang erkannt", so Eggerth.

Die Forderungen der Industriellenvereinigung sind einfach – und eigentlich nicht neu: Faire Energiepreise, ein stabiles Energienetz, Senkung der Steuern- und Abgabenquote, niedrigere Lohnnebenkosten, gezielte Migration von Fachkräften, weniger Bürokratie.

"Die vorgestellten Reformen sind keine Option, sondern eine Notwendigkeit", unterstreicht Ochsner.

red
Akt.