"So schlimm, wie noch nie"
Limousinen-Zoff beim Weltwirtschaftsforum
WEF-Limousinenfahrer beschweren sich, dass sie keine Parkplätze finden. Der Grund: Dieses Jahr darf nur eine Firma ins Migros-Parkhaus reinfahren.
Sie stehen im Stau, auf dem Bürgersteig und parken teils kreuz und quer: Am WEF sind Hunderte Limousinen-Fahrer für die Elite aus Politik und Wirtschaft im Einsatz. Ihre Aufgabe: die Gäste von A nach B bringen. Doch das sei nicht immer ganz leicht – und der Stau sei nicht der einzige Grund dafür.
Ramez Kariam arbeitet bereits seit fünf Jahren als Fahrer am WEF. "Dieses Jahr ist es so schlimm, wie noch nie zuvor", erzählt er. Der Grund: Es gebe keine Parkplätze. In vergangenen Jahren hätten er und viele seiner Kollegen jeweils im Parkhaus vom Supermarkt Migros geparkt – gleich neben dem Kongresszentrum. "Dort konnten wir unsere Kunden abladen oder mit ihnen etwas abmachen, um sie wieder abzuholen." Dieses Jahr ist das jedoch nicht möglich.
"Ich verbringe rund zehn Stunden im Auto"
Denn: Der Chauffeurservice "Top Alliance" hat das Parkhaus gemietet. "Wir dürfen somit nicht mehr reinfahren, auch nicht, um einen Kaffee zu trinken oder im Restaurant zu Mittag zu essen", klagt Ramez. Für ihn habe das schwerwiegende Folgen: "Ich kann eigentlich keine Pausen mehr machen, da ich nirgends in der Nähe des Kongresszentrums verweilen kann. So verbringe ich rund zehn Stunden im Auto." Er könne das Auto zwar etwas weiter weg parken, dann müsse er jedoch mindestens 20 Minuten pro Weg für ein warmes Getränk laufen. "Das liegt nicht drin."
Limousinenfahrer Sbouisayed erzählt Ähnliches. Er fährt die wichtigen Gäste bereits seit 2013 jährlich durch Davos. "Dass das Parkhaus wegfällt, ist für uns sehr mühsam. Seit Jahren ist es ein Treffpunkt." Für den Fahrer ist das einer der Gründe, weshalb die Straßen so verstopft sind. "Das Parkhaus fasst über 150 Autos, die sind jetzt halt ständig unterwegs." Auf private Parkplätze ausweichen können die Fahrer nicht, so Sbouisayed. "Da werden wir von der Polizei weggewiesen oder auch gebüßt."
Laufende Motoren und Littering
"Top Alliance" bestätigt, dass dieses Jahr nur ihre Chauffeure während dem WEF das Parkhaus nutzen dürfen. "Wir wurden angefragt, ob wir das Parkhaus verwalten können." Der Grund: "Die letzten Jahre war da unten Chaos. Einige Fahrer haben dort Stunden verbracht, ständig die Motoren laufen und ihren Abfall liegen lassen." Das habe der Supermarkt Migros nicht mehr gewollt, sagt Schwegler.
"Jetzt haben wir Mitarbeitende bei der Einfahrt und im Parkhaus stationiert, die bei jeder Person nachfragen, wieso sie reinfahren wollen. Privatpersonen, die einkaufen wollen, dürfen natürlich rein. Andere Limousinen-Unternehmen hingegen nicht." Das habe vor dem Parkhaus schon zu Konflikten geführt. "Unsere Mitarbeitenden werden ständig angelogen, teils sogar angegangen." Dass es für die anderen Fahrer mühsam ist, dass das Parkhaus dieses Jahr nicht zur Verfügung steht, sieht Schwegler ein. "Die Kommunikation ist nicht ideal gelaufen. Aber das ist nun halt die Retourkutsche für das Fehlverhalten einiger Fahrer in den letzten Jahren."
Besetzte Kundenparkplätze
Laut Andreas Bühler, Leiter Unternehmenskommunikation der Migros-Genossenschaft Ostschweiz, wird die Zufahrt zum Parkhaus mit einem Ordnungsdienst reguliert, um den Kundinnen und Kunden während der Öffnungszeiten ausreichend Parkmöglichkeiten zu gewähren. "Diese Maßnahme wurde nötig, da während des vergangenen WEF die Kundenparkplätze des Öfteren während mehrerer Stunden durch Fahrzeuge besetzt waren, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem WEF erbrachten."
Der erwähnte Ordnungsdienst werde durch "Top Alliance" sichergestellt. "Diese Firma darf im Gegenzug für diesen Ordnungsdienst einige Parkplätze unseres Parkhauses nutzen, um ihre Fahrzeuge dort abzustellen."