Krise hält an
Lili litt bei Thiem-Blamage gegen 240. der Welt mit
Krisenstimmung bei Dominic Thiem. Österreichs Tennis-Star schied zum München-Auftakt gegen einen Qualifikanten aus.
Dominic Thiem glich einem Häufchen Elend. Mal wieder. Er, der vor dreieinhalb Jahren glorreich die US Open gewann und der drittbeste Tennisspieler der Welt war, hat sich an das Verlieren gewöhnen müssen. In seinem Auftaktmatch beim ATP-Turnier in München, wo sie ihm eine Wildcard zugestanden hatten, konnte er daran nichts ändern. Der Österreicher, 30 Jahre erst alt, verlor gegen einen Qualifikanten – und wieder umgab ihn ein Hauch von Endzeitstimmung.
Blamage gegen Qualifikant
Der 30-Jährige musste sich dem Spanier Alejandro Moro Canas, Nummer 240 (!) der ATP-Weltrangliste, beugen. 4:6 und 4:6 lautete am regnerischen Tag das Ergebnis. Thiem verpasst damit auch die Rückkehr in die Top 100, die er am Montag verlassen hat. Der US-Open-Champion von 2020 rutschte auf Position 105 ab.
Der Lichtenwörther musste sich in München vor den Augen von Freundin Lili Paul-Roncalli geschlagen geben, die auf der Tribüne mit ihrem Liebsten mitlitt.
Gedanken an Abschied
Die Karriere von Thiem wird womöglich nicht mehr lange dauern, auch wenn er hofft, dass er sich selbst widerlegt. "Ich habe damit abgeschlossen", sagte er vor dem Turnierstart in München, "mich mit meiner früheren Version zu vergleichen." Früher, da erreichte er dreimal das Endspiel bei einem Grand Slam, gewann 2020 in New York gegen Alexander Zverev. Danach war er im ATP-Ranking Dritter hinter Novak Djokovic und Rafael Nadal.
Der Thiem in der neuen Version leidet an den Folgen mehrerer Eingriffe am rechten Handgelenk, also blöderweise seiner Schlaghand, mit der er eine brutale Vorhandpeitsche schwingen konnte. "Es fühlt sich nicht an wie vor der Verletzung", berichtet er - und versichert zugleich, dass er an diesem berufsgefährdenden Handicap nicht zerbrechen wird. "Ich habe", beteuert er, "gelernt, die Dinge zu akzeptieren." Dass es ihm schwer fällt, verrät seine Miene.
Lili Paul-Roncalli als Werbegesicht
Thiem hat in den anhaltend schweren Zeiten nicht gerade überraschend auch Schwankungen seines Gemütszustands durchlebt. Darüber geredet hat er auch mit Mario Götze, der Deutschland 2014 zum WM-Titel schoss. Ihm fühlt sich Thiem verbunden, auch Götze sei ja "ganz oben" gewesen und danach auf "Hindernisse" getroffen. "Er ist ein richtig netter Kerl", sagt Thiem, "sich mit so jemandem auszutauschen, ist unglaublich wertvoll."
Seine Zukunft muss Thiem dennoch mit sich selbst ausmachen. Bis zum Ende des Jahres will er sich Zeit geben und herausfinden, ob er sich in der Weltrangliste wieder so weit nach vorne arbeiten kann, dass er bei den großen Turnieren wie kommende Woche in Madrid oder bei den French Open um die Qualifikation herumkommt. Er will auch in sich hinein horchen, was "mein Gefühl" ihm mitteilt.
Sollte er am Jahresende feststellen, dass er wohl besser aufhören sollte, könne er das verkraften - behauptet Thiem zumindest. "Ich wäre völlig mit mir im Reinen."