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Letztes Derby für Wimmer: "Tribüne macht keinen Spaß"

Kevin Wimmer möchte sich mit einem Derby-Sieg von Rapid verabschieden. Der Innenverteidiger ist trotz offener Zukunft schwer motiviert.

Erich Elsigan
Kevin Wimmer bestritt bislang 46 Spiele für Rapid.
Kevin Wimmer bestritt bislang 46 Spiele für Rapid.
GEPA

Die Rapid-Ära von Kevin Wimmer neigt sich dem Ende zu. Im Sommer 2021 kam der ehemalige Tottenham-Spieler nach Hütteldorf, um neuer Abwehrchef zu werden. Der Plan ging nicht auf. Knapp zwei Jahre später pendelt der Linksfuß zwischen Bank und Tribüne. Erst im Saisonfinish kehrte der Oberösterreicher auf den Rasen zurück – Verletzungen und Sperren seiner Kollegen sei Dank.

Für "Heute" nahm sich Wimmer Zeit, um über das Derby am Muttertag, seine durchwachsene Zeit beim Rekordmeister und die Top-Stürmer der rot-weiß-roten Liga zu sprechen.

Herr Wimmer, Sie stehen vor Ihrem letzten Wiener Derby. Zwei haben Sie bestritten, beide endeten 1:1. Wie schön wäre es, in der Karriere zumindest ein Mal die Austria zu besiegen?

"Das wäre auf jeden Fall ein schönes Gefühl. Auswärts würde es besonders viel Spaß machen, das Spiel zu gewinnen. Das ist auch das große Ziel. Wir waren oft nahe dran. Ich hoffe, im dritten Anlauf klappt es. Es ist immer ein besonderes Duell. Die Tabellensituation ist außerdem eine sehr schöne Ausgangslage für uns. Mit einem Sieg können wir einen riesigen Schritt Richtung Platz vier machen. Das ist ja das Minimalziel nach dem verlorenen Cup-Finale."

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    Feurige Stimmung beim Cup-Finale zwischen Rapid und Sturm
    Feurige Stimmung beim Cup-Finale zwischen Rapid und Sturm
    GEPA

    Beide Hauptstadt-Klubs tun sich im Meister-Playoff sehr schwer. Die Austria ist sieglos, Rapid hat zumindest Klagenfurt bezwungen. Was ist los mit Fußball-Wien?

    "Schwer zu sagen. Die Spiele im Meister-Playoff waren oft nicht überragend, so ehrlich muss man sein. Wir machen es zwar phasenweise ordentlich, am Ende aber nutzen wir unsere Chancen nicht. Ich glaube schon, dass beide Wiener Vereine guten Fußball spielen können. Ich hoffe natürlich, wir können jetzt endlich die Austria schlagen, dann haben wir für die letzten drei Partien eine super Ausgangslage."

    Rapid kämpft um den vierten Platz. Wäre mit dem Kader mehr möglich gewesen?

    "Wenn man täglich dabei ist, sieht man, welche Qualität unsere Spieler haben. Der Kader ist besser, als er oft dargestellt wird. Von außen hört man oft, wir sind nicht gut genug, aber wir sind nicht so viel schlechter als zum Beispiel Sturm. Die machen es halt einfach gut, haben ihr Spielsystem, ziehen das eiskalt durch. Von Rapid erwartet sich jeder, dass man mindestens Zweiter wird. Es ist nicht unser Anspruch, um den vierten Platz zu kämpfen."

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      Sturm gewinnt das Cup-Finale 2023 gegen Rapid mit 2:0. Manprit Sarkaria wird mit einem Doppelpack zum Titel-Held der Grazer.
      Sturm gewinnt das Cup-Finale 2023 gegen Rapid mit 2:0. Manprit Sarkaria wird mit einem Doppelpack zum Titel-Held der Grazer.
      ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

      Das letzte Derby endete mit einem spektakulären 3:3. Darf man sich am Sonntag einen ähnlichen Schlagabtausch erwarten?

      "Ich denke, beide Teams werden von Beginn an auf Sieg spielen und nicht groß abwarten. Es ist im Voraus natürlich schwer zu sagen, wie es sich entwickelt, es hängt ja auch vom Gegner ab. Wir wollen jedenfalls Druck machen, auch wenn wir auswärts spielen."

      Wird die Offensive oder die Defensive die Partie entscheiden?

      "Beim letzten Derby hat man gesehen, dass die Austria offensiv viel Qualität hat – und hinten verwundbar ist. In erster Linie ist wichtig, dass wir wenig Chancen zulassen, wir müssen konsequenter verteidigen. Dann bleiben wir hoffentlich ohne Gegentor. Und vorne sind wir immer für einen Treffer gut über unsere Flügel oder Burgstaller."

      Sie waren in England, haben dort gegen absolute Superstars verteidigt. Welche Spieler sind in der österreichischen Liga am schwierigsten in den Griff zu bekommen?

      "Tabakovic ist einer, der sich bei der Austria in den letzten Wochen und Monaten extrem gut entwickelt hat. Er bringt viel Physis mit, hat auch spielerische Qualitäten, ist im Abschluss gut, ist also schwer zu verteidigen. Emegha von Sturm hat auch viel Qualität. Er sprintet bei jeder Aktion tief, versucht Löcher in die Defensive zu reißen. Und auch Sesko von Salzburg ist ein unglaublicher Stürmer. Der geht nicht umsonst zu Leipzig. Er ist sehr jung, aber in der Entwicklung schon weit. Unglaublich groß, schnell und zweikampfstark, super im Abschluss. Also diese drei Stürmer sind – abgesehen von unseren – für mich aus Innenverteidiger-Sicht am schwierigsten zu verteidigen. Aber es ist eine super Challenge, sich mit ihnen zu messen."

      Wimmer 2016 im Tottenham-Trikot mit einer Grätsche gegen Arsenals Aaron Ramsey.
      Wimmer 2016 im Tottenham-Trikot mit einer Grätsche gegen Arsenals Aaron Ramsey.
      Imago

      Als Sie vor zwei Jahren zu Rapid gekommen sind, dachte man, Sie werden der neue Abwehrchef. Heuer haben Sie allerdings viel Zeit auf der Tribüne verbracht. Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

      "Als Spieler hat man natürlich andere Erwartungen. Du willst spielen, das Vertrauen bekommen. Das war oft nicht der Fall. Ich bin trotzdem jemand, der immer das Beste für den Verein gibt. Es macht keinen Spaß, auf der Tribüne zu sitzen, da ist man ein bisschen unzufrieden."

      Ihr Vertrag endet. Wie geht es weiter?

      "Über eine Vertragsverlängerung haben wir noch nicht gesprochen, aber es ist super, dass ich mich jetzt noch mal zeigen kann, das schadet nicht. Ich versuche, alles zu geben. Wenn wir Vierter werden, ist die Saison zumindest halbwegs versöhnlich abgeschlossen. Dann wird man sehen, was im Sommer passiert."

      Sie sind mit 30 im perfekten Verteidiger-Alter.

      "Stimmt. Ich fühle mich auch noch gut. Ich werde mir ein paar Optionen anhören. Mir macht es noch immer großen Spaß. Ich hoffe, es ergibt sich etwas Gutes. Es ist ja noch Zeit."

      Österreich oder nochmal Ausland?

      "Das hängt davon ab, wo Interesse besteht. Ich bin für beides offen - bei Rapid fühle ich mich sehr wohl."