Brief mit heftiger Kritik

Lehrermangel – deswegen geben viele ihren Job auf

Krise im Bildungssystem. Ein AHS-Vertreter erklärt, warum viele Lehrer fünf Jahre lang viel zu wenig verdienen.

Michael Pollak
Lehrermangel – deswegen geben viele ihren Job auf
Langsame Bürokratie: Tausende Lehrer leiden derzeit an ihr...
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Das Schuljahr ist jetzt ein Monat alt. In wenigen Tagen bekommen die Lehrer ihren Lohn überwiesen. Tausende davon erhalten viel weniger, als ihnen zusteht.

Warum? Die betroffenen Lehrer sind in einer zu niedrigen Gehaltsstufe eingeordnet, beschwert sich Herbert Weiß, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft: "Das sind Lehrer, denen ihre Studien- oder Vordienstzeiten nicht angerechnet wurden."

"Kann mir mit diesem Anfangsgehalt das Leben nicht leisten"

Der Grund: Die Verwaltung braucht etwa fünf Jahre pro neu-eingestiegenem Lehrer, um die korrekte Entlohnung auszurechnen, sagt Weiß.

Es betrifft vor allem Quereinsteiger sagt der Gewerkschafter im Gespräch mit "Heute". Viele brechen ihren neuen Lehrer-Job ab, "die sagen mir, sie können sich mit diesem Anfangsgehalt ihr Leben nicht mehr leisten."

"Zum Beispiel sagt man ihnen, sie bekommen 12 Jahre angerechnet, aber am Konto landet der höhere Lohn erst Jahre später – bis dahin bekommen sie ein niedrigeres Gehalt. Die hören dann auf!" Auch das ist ein Grund, warum die Schulen über Personalmangel klagen.

Am Ende läuft die Berechnung korrekt ab, dennoch fehlt diesen Pädagogen viel Geld, sagt Weiß, "sie bekommen später schon eine Nachzahlung, aber ohne Anrechnung der Inflation oder Zinsen. Zusätzlich fallen die Betroffenen dann in eine höhere Steuerklasse." Auch schlimm, so der Gewerkschafter: "Junge Frauen, deren Kinderbetreuungsgeld nach ihrem zu niedrigen Gehalt berechnet wird."

Die Lehrer der Allgemeinbildenden Höheren Schulen und der Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen haben jetzt einen offenen Brief an Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bildungslandesrat Christoph Wiederkehr (Neos) adressiert.

Bürgermeister Michael Ludwig (SP) und Vize Christoph Wiederkehr (Neos).
Bürgermeister Michael Ludwig (SP) und Vize Christoph Wiederkehr (Neos).
Helmut Graf

Die Forderung: "Lehrerinnen und Lehrer haben ein Recht darauf, nicht nur angemessen, sondern auch pünktlich entlohnt zu werden."

Weiter steht in dem Brief: "Die korrekte Berechnung der Gehälter dauert in Wien trotz gegenteiliger Versprechungen jahrelang. Dadurch kommt es ebenso lang zur Auszahlung falscher, viel zu niedriger Gehälter. Gerade Wien benötigt dringend zusätzliches Lehrpersonal. Wenn unsere Kolleginnen und Kollegen trotz aller Urgenzen ständig nur vertröstet werden, ist dies ein verheerendes Signal jener Behörde, für die Sie Verantwortung tragen."

Laut Büro von Christoph Wiederkehr, liegt die Lösung all dieser Vorwürfe in Bundes- und nicht in Landes-Kompetenz. Daher sollte die Gewerkschaft ihre Kritik an das Bildungsministerium richten.

Konter der Gewerkschaft: "Für die korrekte Berechnung des Entgelts ist aber die Bildungsdirektion Wien verantwortlich."

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    Andreas Tischler / Vienna Press

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel thematisiert den akuten Lehrermangel und die unzureichende Bezahlung von Lehrern in Wien, die oft jahrelang in zu niedrigen Gehaltsstufen eingeordnet werden
    • Dies führt dazu, dass viele Lehrer ihren Beruf aufgeben, da sie sich mit dem Anfangsgehalt ihr Leben nicht leisten können, was die Krise im Bildungssystem weiter verschärft
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