Glattauer gibt Noten
Lehrerin schockiert: "Schüler sch**ßen auf Unterricht!"
Schüler werfen mit Dosen und Schuhen, "sch**ßen auf den Untericht", so eine schockierte Pädagogin. Und: eine Mathe-Lehrerin muss Deutsch unterrichten.
Schon wieder! Vorige Woche hatte ich von einer Russisch-/Französisch-Lehrerin berichtet, die in einem Poly(!) in NÖ als Teamlehrerin für Mathe eingesetzt wurde, obwohl sie in Mathe nicht einmal die Matura hat. Das wurde nun – danke, Frau Direktor, danke NÖ-Bildungsdirektion! – gütlich geregelt. Die Sprachen-Lehrerin wurde von Mathe abgezogen.
Mathe-Lehrerin darf NUR Deutsch machen!
Umgekehrt jetzt in einer MS im Westen Wiens (welche, ist mir bekannt): Dort wird eine geprüfte Mathe-Lehrerin – gegen ihren Willen – mit allen ihren elf Stunden (Teilzeit) zum Unterricht in einer Deutschförderklasse vergattert. Obwohl sie von Deutsch keinen Tau hat, von "Deutsch als Fremdsprache" sowieso nicht. Während an derselben Schule Nicht-Mathematiker Mathe unterrichten, sogar mit Überstunden… Denkt da irgendwer an unsere Kinder? Die "lernen" D, E, M von Lehrern, die das nie gelernt haben, und müssen sich später anhören, dass sie zu wenig können? Ich nenne das einen Skandal.
Note: Nicht genügend
Es ist nicht der einzige: Beschwerdebriefe einer frisch eingestiegenen Lehrerin (auch hier sind mir Name und Schule bekannt) an "oben" machen mich wirklich sprachlos.
Schüler "sch**ßen" auf den Unterricht
Hier ein Auszug: "Meine SchülerInnen sind oftmals schwer verhaltensauffällig, sie bedrohen einander verbal und werfen mit Gegenständen herum, auch in Richtung Lehrer, mit Dosen, Hausschuhen, ihren Rucksäcken, einmal auch mit einem mit Wasser gefüllten Kondom, weil sie, wie mir gesagt wurde, nicht in der Schule sein wollen und auf die Schule, genau so wurde es mir wörtlich gesagt, 'sch**ßen'. Meine körperliche Sicherheit ist massiv gefährdet. Ich rechne inzwischen jeden Tag mit einer Verletzung. Es gab auch Gespräche, auch mit der Personalvertretung, die das als 'Gefahr im Verzug' eingestuft hat. Passiert ist nichts, bis auf ein paar Zurechtweisungen durch den Direktor auf mein Drängen, aber keine Suspendierung, nichts."
Note: Nicht genügend
"Man ist nicht Lehrerin, man ist Prellbock"
Und weiter: "Ich war auch für den Deutschförderkurs für außerordentliche SchülerInnen abgestellt, obwohl ich hierfür keinerlei Ausbildung habe. Zu Schuljahresbeginn 2023/24 waren es drei. Der Afghane verließ die Schule im 9. Schuljahr im September. Das syrische Mädchen ist auch schon bald nicht mehr gekommen, wurde abgemeldet. Danach saß ich allein mit dem verbliebenen Ukrainer. Dieser war hochproblematisch. Er verweigerte alles, wollte mit allen Mitteln seine Rückkehr in die Ukraine erzwingen. Manchmal schlief er im Unterricht einfach ein. Man ist hier nicht Wissensvermittler, man ist der Prellbock (von Ausnahmen abgesehen) für Jugendliche, die kein Interesse an Bildung haben."
Note: Nicht genügend
Anmerkung: Um der Kollegin nicht zu schaden, habe ich Details, die in ihrer Schule auf sie schließen lassen könnten, weggelassen bzw. verändert.
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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Auf den Punkt gebracht
- In dem Artikel wird die problematische Situation an österreichischen Schulen beschrieben, in der Lehrkräfte Fächer unterrichten müssen, für die sie nicht qualifiziert sind, und Schüler mit schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten konfrontiert sind
- Eine Lehrerin berichtet von ihrer gefährlichen Arbeitssituation und der mangelnden Unterstützung durch die Schulleitung, was zu einem erschreckenden Bild des aktuellen Bildungssystems führt