Gegen Perfektionsdruck
LEGO will Kindern kreatives Selbstvertrauen verleihen
Eine Studie von LEGO sollte uns nachdenklich machen. So verspürt der Großteil der Kinder einen immensen Perfektionsdruck, vor allem Mädchen trifft es.
In Österreich sollen Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren möglichst als hilfsbereit und mit guten Manieren wahrgenommen werden, sagen ihre Eltern. Gleichzeitig machen Vorgaben wie hilfsbereit oder gut in der Schule zu sein, den Kindern immensen Druck, sagt eine neue LEGO-Studie. Das Problem ist nicht nur auf Österreich beschränkt, LEGO hat im Rahmen der Studie 61.532 Eltern, Erwachsene und Kinder in 36 Ländern befragt. Das bedenkliche Ergebnis: Die Erwartungen beeinflussen das Selbstvertrauen der Kinder maßgeblich.
In Österreich sind die Erwartungen an die Kleinen besonders groß: Neben Hilfsbereitschaft (von 63 Prozent der Befragten hierzulande genannt) und guten Manieren (52%) werden von ihnen auch gute Noten (48%), ein hohes Ansehen unter Freunden (47%) und Kreativität (45%) erwartet. Dahinter folgen auch noch hübsches Aussehen, ein großer Freundeskreis und Intelligenz. Bemerkenswert und bedenklich: Bei Mädchen wurden diese Ansprüche um rund zehn Prozent öfter genannt als bei Buben – beim Aussehen waren es sogar 17 Prozent.
"Mädchen haben Angst davor, Fehler zu machen"
Die Studie zeigt stereotype Rollenbilder aber auch bereits bei den Kleinen. So nennen unter den Kindern selbst Mädchen weit öfter ein hübsches Aussehen (41 Prozent gegenüber 16 Prozent) oder Kreativität (51 Prozent gegenüber 32 Prozent) als Buben als eigenes Ziel. Vier von fünf Mädchen weltweit geben allerdings an, sich von diesem Perfektionsanspruch unter Druck gesetzt zu fühlen – und auch die Eltern wissen offenbar ganz genau, dass ihre Ansprüche an sie die Kleinen enorm fordern.
"Die Folge der Vermittlung dieses perfekten Bildes an Mädchen: Ihr (kreatives) Potenzial und das Vertrauen in sich selbst wird bereits während der Entstehung in der Kindheit ausgebremst. Mädchen – und später erwachsene Frauen – trauen sich weniger zu, gehen weniger Risiken ein und haben Angst davor, Fehler zu machen", warnt LEGO. Und will bei der Stellschraube Sprache ansetzen: "Wie mit Kindern gesprochen wird, hat großen Einfluss darauf, wie sich Kinder selbst wahrnehmen, wie mutig sie agieren und was sie sich zutrauen."
Kreatives Selbstbewusstsein statt Perfektionsdruck
Um das aufzuzeigen, hat LEGO den Kurzfilm "More Than Perfect" mit einem Sozial-Experiment veröffentlicht. Doch was hilft nun gegen den Perfektionsdruck? Spielen! Neun von zehn Eltern sind der Meinung, dass Spielen Kindern dabei hilft, sich selbst auszudrücken, ihre Experimentierfreudigkeit und das kreative Selbstvertrauen stärkt. Während es beim Spielen keine Angst vorm Scheitern gibt, sagen auch acht von neun Kindern, dass sie während des Spielens ganz sie selbst sein können. Spielen sorge dafür, dass "Fortschritte im eigenen Tempo wichtiger sind als Perfektion", so LEGO zu den Befragungsergebnissen.
Es werde "ein positiver Umgang mit Fehlern erlernt", so Julia Goldhammer, Geschäftsführerin bei LEGO: "Positive Bestärkung und eine offene Fehlerkultur und damit die Förderung von kreativem Selbstbewusstsein ist sowohl im Privaten als auch im Arbeitsalltag von immenser Wichtigkeit." Und: "Wir können die Grundlage für eine empathische und gleichberechtigte Gesellschaft bereits früh fördern, indem wir Kinder von Klein auf in ihren Fähigkeiten stärken und sie für kommende Herausforderungen vorbereiten – mit unserer Sprache, aber auch durch Spielangebote."