Ex-Rapidler im "Heute"-Talk

Legionär Kara: "Die Türken erwarten, dass sie gewinnen"

Ercan Kara lebt in der Türkei, bekommt die Stimmung vor dem EM-Achtelfinale gegen Österreich hautnah mit. "Heute" fragte beim ÖFB-Stürmer nach.

Erich Elsigan
Legionär Kara: "Die Türken erwarten, dass sie gewinnen"
Ercan Kara kickt in der Türkei, den Sprung in den EM-Kader verpasste er.
GEPA

"Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in der Türkei zwischen all den Menschen schauen soll, oder doch lieber daheim", grinst Ercan Kara, als ihn "Heute" am Telefon erreicht. Der Ex-Rapidler verdient seit September 2023 bei Samsunspor sein Geld, die Vorbereitung auf die neue Saison startet am Tag vor Österreichs Achtelfinal-Kracher.

Kara hat sieben Länderspiele in den Beinen, den Sprung in den rot-weiß-roten EM-Kader verpasste der Wiener mit türkischen Wurzeln. "Ich wäre sehr gerne dabei gewesen. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Es ist eine emotional schwierige Sache."

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Im "Heute"-Interview verrät der 28-Jährige, welche Stimmung in der Türkei aktuell herrscht, nennt Schwachstellen und den Newcomer des Gegners.

"Heute": Herr Kara, Österreich trifft im EM-Achtelfinale auf die Türkei. Was wird das für ein Match?

Ercan Kara: "Auf jeden Fall ein sehr spannendes. Ich glaube, wir haben unter Ralf Rangnick ein System gefunden, das sehr gut funktioniert. Ich denke, dass wir mit unserem Pressing und den Balleroberungen sehr gute Chancen gegen die Türken haben. Sie haben natürlich auch ihre individuellen Stärken, sind auch euphorisch."

Wer ist Favorit?

"Österreich. Die Türken haben nicht die beste Gruppenphase gespielt, wir waren sicher überzeugender. In dieser Gruppe Erster zu werden, ist ein großer Erfolg. Aber jetzt kommen die K.o.-Spiele – und da kann alles passieren."

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    Österreich rockt die Fußball-EM in Deutschland! Mit einem 3:2-Sieg gegen Holland vor 71.000 Fans in Berlin buchte das groß aufspielende ÖFB-Team das Achtelfinal-Ticket bei der EURO.
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    Sie spielen und leben in der Türkei. Wie ist die Stimmung im Land?

    "Es ist eine enorme Euphorie zu spüren. Die Cafés sperren extra für die Spiele auf, die Menschen tragen Trikots. Aber da ist Wien nicht anders."

    Beschäftigt man sich in der Türkei medial auch mit Österreich, oder geht es in erster Linie um die eigene Mannschaft?

    "Ich wurde von vielen türkischen Medien gefragt, ob ich Tipps geben kann, habe viele Interviews gegeben. Jeder sieht, was wir für eine Qualität haben. Man hat Respekt vor unseren Leistungen in der Gruppenphase. Es hat sich etwas entwickelt, es ist ein richtig schöner Fußball."

    Im März gab es ein 1:6 im Test gegen Österreich. Spielt das noch eine Rolle?

    "Ich finde, das Freundschaftsspiel war schön, wir haben damals gut gespielt. Aber jetzt ist es ein EM-Achtelfinale, da wird der Fokus von beiden Seiten einen Tick höher sein."

    Calhanoglu und Akaydin fehlen bei der Türkei gesperrt. Eine große Schwächung, oder können sie ersetzt werden?

    "Die Türken mussten viel rotieren. Bardakci von Galatasaray war gegen Tschechien gesperrt, der kommt wieder zurück. Also hinten ist genug Qualität da. Der Calhanoglu-Ausfall tut weh. Ein Maestro wie er fehlt natürlich."

    Sie kennen die Spieler aus der türkischen Liga. Baris Alper Yilmaz von zeigt bei Galatasaray groß auf – auch bei der EM.

    "Er ist der Newcomer der Saison, hat viele Positionen gespielt. Mit seiner Dynamik und Explosivität bringt er einen richtigen Schwung rein. Er wird sicher eine Waffe für die Türkei sein."

    Hat die Türkei Schwachstellen?

    "Wenn man das 1:6 gegen Österreich gesehen hat, dann ja. Wenn sie beim Spielaufbau den Ball verlieren, dann haben sie Probleme."

    Die türkischen Anhänger sind sehr heißblütig, auch die Österreicher sorgen bei der EM für Stimmung. Wer wird da im Vorteil sein?

    "Ich denke, es wird ausgeglichen sein. Ein bisschen wird es vom Spielverlauf abhängen. Wenn eine Mannschaft groß aufspielt, früh das Tor macht, gehen die Fans mit. Die Fans beider Nationen bringen jedenfalls hervorragende Leistungen bei der EM."

    Was ist in der Türkei los, wenn man gegen Österreich ausscheidet?

    "Das wäre in der Türkei eine traurige Geschichte, weil die Erwartungshaltung hoch ist. Die Türken erwarten vermutlich, dass sie gewinnen. Aber sie haben mit Österreich natürlich ein schwieriges Los."

    Wer hat bei der EM den besten Eindruck hinterlassen?

    "Spanien und Deutschland haben mich bisher überzeugt. Sie sind für mich Favorit, auch wenn ihre Seite vom Turnierbaum die härtere ist."

    Auf den Punkt gebracht

    • Der ehemalige Rapid-Spieler Ercan Kara äußert sich im Interview zur bevorstehenden Begegnung zwischen Österreich und der Türkei im EM-Achtelfinale
    • Er betont die Stärken und Schwächen beider Mannschaften sowie die Euphorie in der Türkei
    • Kara sieht Österreich als Favoriten, lobt aber auch die Leistungen von Spanien und Deutschland bei der EM
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