Polizist vor Gericht

"Leg mir Handschellen an, ich hab den Chef erschossen!"

Vier Schüsse aus nächster Nähe auf den Polizeichef – dafür muss ein Steirer 20 Jahre in Haft. "Er hat ihn eiskalt hingerichtet", so der Staatsanwalt.

Thomas Peterthalner
"Leg mir Handschellen an, ich hab den Chef erschossen!"
Der Angeklagte vor Gericht in Leoben in der Steiermark.
Klaus Pressberger/SEPA.Media/picturedesk.com

Vier Justizwachebeamte führten Andreas F. (47) am Dienstag (20.2.) mit Handschellen an einem Bauchgurt in den Gerichtssaal in Leoben (Stmk.). Mit gesenktem Kopf nahm der ehemalige Polizist auf der Anklagebank Platz, mit blutigen Details wurde nicht gespart. Der Ex-Beamte soll vier Mal mit seiner Dienstwaffe auf seinen Chef (59) gefeuert haben, wir berichteten. Drei Kinder verloren ihren Vater, am 27. Februar jährt sich zum ersten Mal sein Todestag.

"Er hat ihn kaltblütig hingerichtet"

Die Stimmung am Posten sei angespannt gewesen, der Kommandant habe ihn immer wieder auf Nachlässigkeiten angesprochen, führte der Angeklagte (47) aus. Als ihn das Opfer wegen eines nicht richtig protokollierten Arbeitsunfalls zur Rede stellte und mit einer Anzeige drohte, brannten bei ihm die Sicherungen durch. Am Tag zuvor sei er noch im Krankenstand gewesen. 

"Ich bin zurück, um zu fragen, ob man wegen der Anzeige etwas machen könne", so der Angeklagte laut "Kleine" vor Gericht. Als sein Vorgesetzter verneinte, zog er seine Dienstwaffe. Er habe sich die Pistole zuerst selbst an die Schläfe gehalten, dann aber auf den Kommandanten gefeuert. "Er hat ihn kaltblütig hingerichtet", versicherte der Staatsanwalt. 

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    Nach den tödlichen Schüssen am Montag auf der Polizeiinspektion Trieben (Bezirk Liezen) kommen nun immer mehr Details ans Licht.
    ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

    "Ich hab’ den Chef erschossen"

    Laut Gutachten schoss der Ex-Polizist aus nur 1,4 Metern mit der Glock 17 vier Mal auf den Vorgesetzten. Die ersten beiden Schüsse trafen den Mann in Oberkörper und Kiefer. Der Schwerverletzte wollte noch zur Tür robben. Doch der Angeklagte zeigte keine Gnade, feuerte noch zwei Schüsse ab. Ein Schuss traf den 59-Jährigen im Kopf, ein weiterer in den Boden. Der  Polizeichef starb noch am Tatort.

    Andreas F. zeigte nach der Gräueltat keinerlei Gemütsregung. Er ging in einen Nebenraum und wusch sich die Hände. Dann ließ er sich von einem Kollegen "ruhig und gelassen" festnehmen. "Leg mir die Handschellen an, ich hab’ den Chef erschossen", soll er laut einem Zeugen gesagt haben. Durch die offene Bürotür habe er den toten Chef in einer Blutlacke liegen sehen. 

    Polizist rauchte Cannabis

    Vor Gericht bekannte sich der 47-Jährige schuldig. Der Ex-Polizist gab an, seit langer Zeit Cannabis zu konsumieren. Das wirkte sich erschwerend auf das Urteil aus. Bei der Tat soll er aber zurechnungsfähig gewesen sein. Es tue ihm leid, so der Angeklagte.

    20 Jahre Haft

    Im Publikum flossen bei den Verwandten des Opfers die Tränen. Einstimmiges Urteil der acht Geschworenen nach kurzer Beratung am Nachmittag: 20 Jahre Haft wegen Mordes (nicht rechtskräftig) – möglich wäre auch lebenslänglich gewesen. 

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