Tier des Jahres! 

Lass uns die letzten Feldhamster retten

Der Tierschutz Austria bittet um die Mithilfe der Bevölkerung: Eine dringende Novellierung der Wiener-Rattenverordnung muss her! 

Heute Tierisch
Lass uns die letzten Feldhamster retten
Wer hätte gedacht, dass der Feldhamster der seltenste Hamster der Welt ist? 
Getty Images/iStockphoto

Wer hätte gedacht, dass der Feldhamster mittlerweile zu den seltensten Hamster der ganzen Welt zählt? Bei uns in Österreich gibt es sie nur noch vereinzelt in Niederösterreich, dem Burgenland und mitten in Wien. Die Bestände brechen bereits seit Jahrzehnten sogar global ein, weshalb der kleine Kerl von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als akut vom Aussterben bedroht eingestuft wurde. 

1/6
Gehe zur Galerie
    Der Europäische Feldhamster (Cricetus cricetus) ist in Österreich stark gefährdet und brauch unsere Hilfe.
    Der Europäische Feldhamster (Cricetus cricetus) ist in Österreich stark gefährdet und brauch unsere Hilfe.
    Getty Images/iStockphoto

    Rettung, solange sie noch möglich ist

    Trotz strengen Schutzmaßnahmen, wie der Flora-Fauna-Habitats-Richtlinie (Anhang II und Anhang IV), der Berner Konvention und dem Wiener Naturschutzgesetz, wird der Schutz der verbliebenen Feldhamster auch hierzulande nicht ausreichend umgesetzt. Die Stadt Wien veranlasste bereits in zwei Gutachten, die Wiener Feldhamster intensiv zu untersuchen. Vor allem im 10., 11., 21. und 22. Bezirk leben demnach viele Tiere. Zuletzt wurden leider sowohl der Gesamtzustand der hiesigen Feldhamsterpopulation als auch ihrer Habitate als besonders schlecht eingestuft. Allein innerhalb der letzten 10 Jahre wurden mehrere Hamster-Vorkommen unwiederbringlich zerstört und für viele Gebiete wird angenommen, dass dort bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre keine Feldhamster mehr zu finden sein werden.

    Wir brauchen dringend eine Novellierung der Wiener Ratten-Verordnung, um den Schutz der seltenen Tiere tatsächlich zu gewährleisten.
    MMag. Dr. Madeleine Petrovic
    Präsidentin, Tierschutz Austria

    Veraltete Verordnung aufräumen

    "Vor allem Wiens veraltete Verordnung zur Rattenbekämpfung macht den Feldhamstern zu schaffen. Entsprechend der Wiener Rattenverordnung müssen bereits beim Verdacht eines Rattenbefalls Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden. Rattenboxen werden deshalb in der Regel prophylaktisch eingesetzt. Damit andere Ratten nicht lernen, die Fallen zu meiden, setzt der Tod erst verzögert ein. Herkömmliches Rattengift stört deshalb die Blutgerinnung und lässt die Tiere innerlich verbluten. Bis sie endlich erlöst werden, leiden sie über Tage hinweg an Atemnot und Blutungen in den Gelenken und Organen. Andere Tiere sind dabei ebenso gefährdet, unbeabsichtigt vergiftet zu werden wie Kleinkinder. Auch Vergiftungen, die entstehen, weil vergiftete Beutetiere gefressen werden, sind möglich und bedrohen unter andrem unsere heimischen Greifvögel.", informiert Tierschutz Austria Präsidentin MMag. Dr.in Madeleine Petrovic.

    Kollateralschaden? 

    Anfang letzten Jahres konnten wir durch die toxikologische Analyse eines toten Feldhamsters eindeutigen Beweis liefen, dass auch Feldhamster durch Rattenboxen zu Tode kommen. Daraufhin wurde ein amtswegiges Prüfungsverfahren bei der Volksanwaltschaft angestoßen und auch ein Auftritt beim ORF Bürgeranwalt folgte. Nun wird juristisch geprüft, ob die aktuelle Wiener Rattenverordnung im Widerspruch zum strengen Schutzstatus der Feldhamster steht. Das amtswegige Prüfungsverfahren ist noch anhängig. "Weiteres haben die 22. und die 28. Magistratsabteilung der Stadt Wien uns zugesichert, dass zumindest im 10. Bezirk keine Rattengiftköder auf öffentlichen Flächen mehr ausgelegt werden würden. Leider wurde Anfang November 2022 festgestellt, dass dem nicht so ist", so Petrovic.

    "Wenn es um den Schutz der Feldhamster geht, können wir uns nicht auf Beteuerungen verlassen! Wir brauchen dringend eine Novellierung der Wiener Ratten-Verordnung, um den Schutz der seltenen Tiere tatsächlich zu gewährleisten. Das Auslegen von Giftködern im Freien muss verboten werden, vor allem in Bezirken mit hohem Feldhamstervorkommen (10., 11., 21. und 22.). Wir fordern zudem, dass die Prüfung auf Rattenbefall durch Personen mit Wildtierbiologischem Hintergrund zu erfolgen hat. Damit können nicht nur Unwissenheit, sondern auch wirtschaftliches Interesse für eine Giftauslegung ausgeschlossen werden. Da auch bei der Schädlingsbekämpfung zuerst auf mildere Mittel zurückgegriffen werden muss, fordern wir, dass endlich andere Ursachen für Rattenbefall (z.B. undichte Kanalrohre) beseitigt werden müssen, bevor tödliche Giftköder ausgelegt werden dürfen.", fordert die Tierschützerin weiter.

    red
    Akt.