Österreich

Landwirte "beackern" nun die Wiener Kindergärten

Heute Redaktion
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Um schon früh Einblicke in verschiedene Berufe zu ermöglichen, sind ab nun in 12 Wiener Kindergärten Agrarwissenschafter, Juristen oder Betriebswirte tätig.

Seit Jahren bewirbt die Stadt Wien die Kindergärten als ersten Bildungsweg. Um das zu unterstützen und den Kindern schon möglichst früh Einblicke in und Erfahrungen und Wissen aus verschiedenen Berufsfeldern zu geben, sind ab sofort neben Pädagogen auch Quereinsteiger in den Kindergärten unterwegs.

Das Pilotprojekt, das die Stadt in Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation "Teach For Austria" durchführt, wurde heute, Montag, von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), "Teach For Austria"-Geschäftsführer Gebhard Ottacher und Daniela Cochlár, Leiterin der Wiener Kindergärten, im Kindergarten Ehamgasse (Simmering) präsentiert.

"Fellows" in zwölf Wiener Kindergärten

Am 1. Oktober haben die Quereinsteiger, die Studien aus unterschiedlichen Bereichen absolviert haben, an zwölf städtischen Kindergärten im zehnten und elften Wiener Gemeindebezirk begonnen. Ausgewählt wurden die sogenannten "Fellows" vor dem Sommer in einem mehrstufigen Verfahren. Aus knapp 100 Bewerbern wurde zwölf Quereinsteiger ausgewählt, die direkt danach im Rahmen eines elfwöchigen Kurses auf ihren Einsatz im Kindergarten vorbereitet wurden. Die zwölf "Fellows" sind bei den Stadt Wien – Kindergärten Vollzeit beschäftigt und erhalten rund 2.300 Euro brutto im Monat.

17 Studienrichtungen vertreten

Alle Quereinsteiger haben einen Studienhintergrund und zumindest ein abgeschlossenes Studium, manche haben sogar mehrere Studien abgeschlossen. Insgesamt sind im Pionier-Jahrgang 17 Studienfächer vertreten, die Bandbreite reicht von Agrarwissenschaft über internationale Betriebswirtschaftslehre, Kommunikationsmanagement über Soziologie zu Rechtswissenschaften und Politikwissenschaft.

Kindergarten-Fellows bis 2021 im Einsatz

Die "Fellows" arbeiten ab sofort für die nächsten zwei Jahre eng mit den Kindergarten-Pädagogen zusammen und sollen vor allem spannende neue Aspekte aus ihren Berufsfeldern in den Kindergartenalltag einbringen und Kinder schwerpunktmäßig bestmöglich auf die Schule vorbereiten.

Der Einsatz von Absolventen verschiedener Studienrichtungen sind an sich nichts Neues, bisher war deren Einsatz aber auf den Bereich der Wiener Mittelschulen und Polytechnischen Schulen beschränkt. Hier führen die Stadt Wien und "Teach for Austria" das Projekt bereits seit sieben Jahren durch. Mit Erfolg, daher wurde es nun auch auf den Kindergarten ausgeweitet.

Wie bereits in den Schulen sind auch hier die Zielgruppe besonders engagierte Hochschulabsolventen verschiedenster Studienrichtungen, die im Rahmen eines zweijährigen Leadership-Programms in Kindergärten im Einsatz sind.

Stadt erhofft sich neue Impulse und Ideen

"Für die Stadt bietet dieses Pilotprojekt die einzigartige Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen aus vielen unterschiedlichen Lebensbereichen in unsere Kindergärten zu integrieren", freut sich Czernohorszky. Von den neuen Impulsen und Ideen sollen sowohl die Kinder, als auch alle anderen, die im Kindergarten im Einsatz sind, profitieren.

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(v.l.n.r.: "Teach For Austria"-Geschäftsführer Gebhard Ottacher, Daniela Cochlár, Leiterin der Stadt Wien-Kindergärten, Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, Alexandra Vietinghoff-Scheel von der Kahane Foundation und Quereinsteigerin Marie-Claire Stoll, Absolventin Marketing- und Kommunikationswissenschaften)

Die Vision sei es, dass 2050 alle Kinder die Chance auf ein gutes Leben haben, ungeachtet von Einkommen und Bildungshintergrund der Eltern. "In den letzten sieben Jahren haben wir gesehen, dass es wichtig ist, mit unserer Arbeit noch früher anzusetzen und wir freuen uns, dass wir dies jetzt in Kooperation mit der Stadt Wien und der Schweizer Karl Kahane Stiftung umsetzen können. Der Grundstein für einen erfolgreichen Bildungsweg wird lange vor der Schulpflicht gelegt", ergänzt Gebhard Ottacher, Geschäftsführer von "Teach For Austria".

Quereinsteiger wollen Potenziale der Kinder fördern

Die "Fellows" gehen mit viel Engagement und Freude an ihre neue Aufgabe. So auch Özgür Catikkas (33), der Sprachwissenschaften studiert und unter anderem als Deutschtrainer gearbeitet hat. Im Kindergarten will sich Özgür dafür einsetzen, dass "jedes Kind seine Potenziale von Anfang an entfalten kann". In dieselbe Kerbe schlägt Agrarwissenschafterin und Psychotherapeutin Athena Andonyadis: "Potenziale kann man nicht früh genug fördern".