Mega-Projekt in Brunn

Lärm, Verkehr – Topgolf-Projekt schlägt Kritik entgegen

Für Anrainer ist die Anlage in Brunn kein Volltreffer, sie befürchten mehr Verkehr und Lärmbelästigung. Der Investor verteidigt das Projekt.

Erich Wessely
Lärm, Verkehr – Topgolf-Projekt schlägt Kritik entgegen
Topgolf kommt nach NÖ
Hartmann

Bis Ende des Jahres streben die Investoren die Eröffnung des 50-Millionen-Euro-Projekts an: In Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling), vor den Toren Wiens, entsteht Österreichs erste Topgolf-Anlage mit 300 Arbeitsplätzen (Anm.: insgesamt 450 mit Zulieferbetrieben).

Durch die Kombi aus Spiel, Sport und Gastro richtet sich das Angebot auch an Nicht-Golfer – von 102 Abschlagplätzen können Golfbälle auf ein 200 Meter langes Außenfeld abgeschlagen werden.

Projekt schlägt Kritik entgegen

Jetzt schlägt dem Projekt aber Kritik entgegen, für Anrainer sei das Projekt kein Volltreffer: "Mit bis zu 1.200 erwarteten Gästen pro Tag ergibt das bei im Schnitt 2,5 Autoinsassen eine zusätzliche Verkehrsbelastung von 960 Fahrten", so Andrea Lorenz, Grünen-Gemeinderätin und selbst Anrainerin. Sie warnt vor massiver Lichtverschmutzung durch die Flutlichtanlage und Lärmbelästigung.

"Wird sich erst im Betrieb zeigen"

"Die ökologische Seite wurde dabei noch gar nicht beleuchtet. Ob die ,vogelfreundlichen' 15 Meter hohen Netze auch für Fledermäuse und andere nachtaktive Tiere gut sind, wird sich erst im Betrieb zeigen", so Lorenz. "Das Verkehrskonzept scheint nicht alle Faktoren berücksichtigt zu haben, jetzt wird mit einer zusätzlichen Linksabbiegespur nachgebessert, ob die Staus damit verhindert werden, sehr fraglich. All das wurde von Seiten der Gemeinderegierung verschwiegen, Transparenz gegenüber den Anrainer*innen gab es nicht."

Topgolf-Anlage kommt nach Brunn

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    So soll die Topgolfanlage aussehen.
    So soll die Topgolfanlage aussehen.
    Topgolf

    Die Topgolf-Anlage sei "für uns Grüne eben kein ,normales Bauprojekt', bei dem der Bürgermeister Bauinstanz 1. Ordnung ist und es keinen Grund gibt den Gemeinderat und die Bevölkerung vorab zu informieren und teilhaben zu lassen. Bei der Verhandlung in der BH Mödling nahm kein Vertreter der Gemeinde Brunn teil, dafür viele besorgte Anrainer*innen. Fazit: Kein Interesse an der Meinung der Bürger*innen. Keine Gesprächsbereitschaft."

    Betriebszeiten "bis 2 Uhr in der Nacht"

    Auch VP-Gemeindeparteiobmann Oliver Prosenbauer hätte gerne das "Grün- und Naherholungsgebiet erhalten", kritisiert die Betriebszeiten "bis 2 Uhr in der Nacht". "Dieses ehemalige Gewerkschaftsbad war für viele Brunnerinnen und Brunner ein wichtiges Naherholungsgebiet. Die alten Bäume spendeten Schatten und die Wiese war eine Oase der Erholung. Mein Team und ich haben bereits 2020, als das gesamte Areal zum Verkauf stand, einen Ankauf vorgeschlagen, um es für die Bevölkerung zu erhalten", so Prosenbauer.

    Damals habe man die Forderung der Volkspartei seitens der Gemeindeführung nicht hören wollen, obwohl das Areal mit rund zehn Millionen Euro zu einer Niedrigzins-Zeit für eine Gemeinde wie Brunn mit einem Budget von rund 35 Millionen Euro durchaus erschwinglich gewesen wäre, so Prosenbauer.

    Berechnung "leider falsch"

    Laut Betreiber "Greenreb" sei die Berechnung des Verkehrsaufkommens "leider falsch", die Anreise mit Öffis und dem Rad würde ausgeblendet werden. "Zudem fällt der Verkehr bei Topgolf zeitlich komplementär zu anderen Destinationen und gut verteilt an, was das Verkehrsproblem grundsätzlich entschärft. Um den Verkehrsfluss zu gewährleisten, wird die Straße mit einem Linksabbieger umgebaut. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass es Topgolf-Anlagen in deutlich verkehrsreicheren Lagen gibt, die dort keine zusätzlichen Probleme verursachen. Auch am Topgolf-Standort in Oberhausen in Deutschland sind wir in unmittelbarer Nachbarschaft zum größten deutschen Einkaufszentrum und haben keine Verkehrsprobleme", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber "Heute".

    "Umfassendes Umweltkonzept"

    Zum Umweltthema heißt es: "Wir haben ein umfassendes Umweltkonzept das sowohl bauliche Maßnahmen (z.B. Solaranlage) wie auch operative Maßnahmen (z.B. Vermeidung von Plastik und Foodwaste) beinhaltet. Durch den Bau der Anlage wird die Versickerung des Regenwassers deutlich verbessert. Bisher floss das Regenwasser primär in den benachbarten Teich und dann in die Kanalisation. Künftig wird das Regenwasser bei normalen Regenereignissen im Untergrund des Topgolf-Außenfelds gespeichert und dann im Grund versickert. Auf dem Parkplatz wird das Regenwasser neu nun gefiltert, bevor es in den benachbarten Teich geführt wird. Dies geschah bisher ungefiltert."

    Lichtgutachten erstellt

    Am Grundstück hätte sich ein privater Fußballplatz und ein seit Jahren geschlossenes Hotel befunden, jetzt bekomme das Areal "wieder eine sinnvolle Verwendung". Der Lärmpegel befinde sich laut Gutachten innerhalb der Gesetze, die Anlage werde "zu keiner signifikanten Aufhellung der Nachbarschaft führen": "Konkret zeigt das Lichtgutachten, dass die Anrainer außerhalb von Topgolfund dem Pyramide-Komplex eine maximale Aufhellung von 0,04-0,16 Lux erfahren. Dies liegt deutlich unter dem ÖNorm-Grenzwert von 1,0 Lux."

    "Maximaler Vogelschutz"

    Ein weiteres wichtiges Thema sei der Schutz der Vögel und anderer Tiere hinsichtlich der Netze: "Die durch Topgolf verwendeten Netze werden weltweit in Volieren und Zoos verwendet und bieten einen maximalen Vogelschutz. Die Netze sind sichtbar für Vögel und andere Tiere und auch in einem Kollisionsfall stellt die Installation und Beschaffenheit sicher, dass Vögel nicht verletzt werden. Eine Gefahr für Vögel und andere Tiere besteht in der Regel bei lose installierten Netzen, wie z.B. jenen in der Landwirtschaft zum Schutz von Bäumen. Die Netze bei Topgolf sind jedoch straff montiert. Diese Netze werden teilweise auch verwendet, um Vögel vor einem Einschlag in stark exponierte Gebäude zu schützen. Dazu besteht eine Vielzahl an Studien und über 20 Jahre Erfahrung von Topgolf an 100 Standorten weltweit."

    Eine Million Euro an Steuern, Abgaben und Gebühren

    Auch den Vorwurf von Billigarbeitsplätzen wischt der Investor weg: "Die wirtschaftlichen Interessen stehen ebenfalls im Einklang mit der Lebensqualität in der Region. Mit der Eröffnung des neuen Standorts werden direkt bei Topgolf 300 neue Stellen geschaffen, während rund 150 weitere Arbeitsplätze bei Lieferanten und Partnern entstehen. Dabei handelt es sich nicht wie vorgeworfen primär um Arbeitsplätze im Billiglohnsektor. Topgolf beschäftigt am Standort eine Vielzahl von Spezialisten z.B. in IT, Marketing- und Verkauf, Unterhalt, Eventmanagement, Personalwesen, Schulung, Golfunterricht etc. Dadurch ist das Unternehmen einer der großen, attraktiven Arbeitgeber der Gemeinde. Darüber hinaus führt die neue Anlage zu substanziellen Aufträgen für das lokale Gewerbe und einem zusätzlichen Steueraufkommen (z.B. Grunderwerbssteuer, Gewerbesteuer). Bis heute (d.h. Monate vor der Eröffnung) hat Greenreb bereits ca. eine Mio. Euro an Steuern, Abgaben und Gebühren für die Topgolf-Anlage bezahlt."

    Unternehmen stehe für Transparenz

    "Grundsätzlich bedauern wir es sehr, wenn sich Einwohner unzureichend durch die Gemeinde informiert fühlen, denn Transparenz und ein offener Austausch sind elementare Werte unseres Unternehmens. Wir stehen daher den Einwohnern und den Medien jederzeit zur Verfügung, um allfällige Fragen und Bedenken zu diskutieren", heißt es seitens des Betreibers abschließend.

    "Schließung hätte gedroht"

    Laut SP-Bürgermeister Andreas Linhart hätte dem Areal über "kurz oder lang die Schließung gedroht", er sei froh, dass sich wer gefunden hat, der investiert.

    "Areal lag im Dornröschenschlaf"

    "Vorausschicken möchte ich, dass ich die Sorgen der Anrainerschaft der neuen Topgolf-Anlage nachvollziehen kann. Das Areal lag die letzten Jahre quasi im Dornröschenschlaf. Nun gibt es zwei neue Eigentümer, die kräftig investiert haben: Die Eigentümer des Lilly-Beach, die das Bad mit erheblichem Aufwand nachhaltig renoviert und modernisiert haben, und die Errichter der Topgolf-Anlage, die rund 50 Mio. Euro investieren", so Linhart in einem Statement gegenüber "Heute".

    "Vorab beim Land rückversichert"

    Und weiter: "Selbstverständlich haben wir, was die Topgolf-Anlage betrifft, uns vorab beim Land rückversichert, ob das Projekt der Widmung entspricht; es wurden keine Gesetze ,bis an ihre Grenzen gedehnt'. Im Übrigen bin ich in diesem Fall – auch wenn meine Gemeinderatskollegin dies anders sieht – einzig und allein als Baubehörde involviert. Das Bauverfahren ist streng reglementiert. Wer eine Baugenehmigung beantragt und die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, hat einen Rechtsanspruch auf die Genehmigung. Eine ,Teilhabe der Bevölkerung' ist dort ebenso wenig vorgesehen, wie die Berücksichtigung wirtschaftlicher Interessen der Gemeinde. Wird die Genehmigung wider besseres Wissen verweigert, so stellt dies einen Amtsmissbrauch dar, der einen vor den Strafrichter bringen kann."

    "An diesem Tag Gemeinderatssitzung"

    Abschließend meint Linhart: "Dass seitens der Gemeindeverwaltung niemand an der Verhandlung der Betriebsanlage teilgenommen hat, ist darin begründet, dass an diesem Tag Gemeinderatssitzung war und Amtsleiter, Bauamtsleiter und meine Person mit den Vorbereitungen in Anspruch genommen waren. Ansonsten wären wir dort natürlich vertreten gewesen."

    Die Bilder des Tages

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      Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel

      Auf den Punkt gebracht

      • In Brunn am Gebirge entsteht Österreichs erste Topgolf-Anlage mit 300 Arbeitsplätzen, was jedoch auf Kritik von Anrainern stößt, die mehr Verkehr und Lärmbelästigung befürchten
      • Der Investor verteidigt das Projekt und betont, dass die Verkehrsberechnungen falsch seien und die Anlage umweltfreundlich gestaltet sei
      • Trotzdem gibt es weiterhin Bedenken bezüglich des Verkehrs, der Lichtverschmutzung und des Lärms
      wes
      Akt.