Drei Jahre
Längste Kreuzfahrt der Welt abgesagt, weil Schiff fehlt
Auszeit statt Arbeit, Abenteuer statt Alltag: So der Plan jener, die die längste Kreuzfahrt der Welt planten – doch dann kam alles anders.
Stell Dir vor, Du möchtest einmal so richtig mutig sein, aus dem Alltagstrott ausbrechen und die Welt bereisen – und das nicht nur für die zwei oder drei Wochen oder ein paar Monate, sondern für drei Jahre! Sicher würdest Du in so einem Fall deine Wohnung kündigen oder untervermieten, wenn Du ein Haus besitzt, verkaufst du es wahrscheinlich, um es nicht für so einen langen Zeitraum leer stehen zu lassen. Wenn Du noch kein Rentner bist, müsste wahrscheinlich auch dein Job dran glauben.
Das, was hier als Gedankenexperiment beschrieben ist, haben viele der Menschen, die sich ein Ticket für eine Kreuzfahrt mit Life at Sea Cruises gekauft haben, tatsächlich in die Tat umgesetzt – und jetzt stehen sie vor dem Nichts. Denn der Veranstalter hat die Kreuzfahrt, die eigentlich bereits Anfang November starten sollte, kurzfristig abgesagt. Das berichtet CNN Travel.
Rückerstattung dauert
Viele der Passagiere, die dann doch keine wurden, sind entsetzt: "Im Moment gibt es eine ganze Menge Leute, die nirgendwo hingehen können, und einige brauchen ihre Rückerstattung, um überhaupt an einen Ort gehen zu können – im Moment ist es nicht gut", sagte ein Passagier, der anonym bleiben wollte. Bis die Rückerstattungen bei den enttäuschten Passagieren eingehen, kann es allerdings noch etwas dauern – denn das Unternehmen hat angekündigt, diese ab Mitte Dezember dieses Jahres bis Februar 2024 in Raten zurückzahlen zu wollen.
Der Grund für das ganze Drama scheint von außen betrachtet fast absurd: Life at Sea Cruises fehlt das passende Schiff für die Kreuzfahrt! Eigentlich war geplant, die AIDAura zu kaufen, ein ausgemustertes Schiff von AIDA Cruises. Das Schiff sollte dann unter dem Namen MV Lara zur dreijährigen Kreuzfahrt antreten. Immer wieder wurden die Passagiere vertröstet und wurde ihnen gesagt, dass der Verkauf sich noch hinziehe. Doch dann kam der Deal überhaupt nicht zustande – stattdessen kaufte das Unternehmen Celestyal Cruises den Luxusliner.
Laut Angaben von Miray Cruises, dem Eigentümer von Life at Sea, war die AIDAura wohl einfach zu teuer: Das Schiff kostete zwischen 40 und 50 Millionen Dollar. Eigentümer Vedat Uğurlu behauptet, dass sein Unternehmen zu klein dafür wäre, sich so ein Schiff leisten zu können, daher sei man auf Investoren angewiesen. Diese seien aber kurzfristig abgesprungen, als die Lage sich im Nahen Osten zuspitzte. Eine Begründung, die zumindest Fragen aufwirft: Denn der Schiffskauf hätte bereits zwei Wochen vor dem Angriff der Hamas auf Israel abgeschlossen sein sollen. Auf weitere Nachfragen hierzu reagierte Life at Sea nicht mehr.
"Unendlich traurig und unglaublich betrogen"
Warum das Unternehmen nicht auf ein bereits vorhandenes Schiff zurückgreift, nämlich die MV Gemini, wird von unterschiedlicher Stelle widersprüchlich beantwortet: "Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir Ihnen ein größeres, neueres Schiff versprochen haben", schreibt Uğurlu in einem Statement gegenüber den Passagieren. Mikael Petterson, der ehemalige Geschäftsführer von Life at Sea, hatte dagegen im Vorhinein die MV Gemini als "nicht seetauglich" bezeichnet. Gegen ihn läuft nun eine Verleumdungsklage.
Bei den Passagieren, die nun doch keine mehr sind, ist der Frust groß, mehrere von ihnen sprachen mit CNN über den Verlust ihres großen Traums: "Ich war stolz und fühlte mich mutig, jetzt vertraue ich niemandem und nichts mehr. Ich weiß, dass es klappen wird und das Leben weitergehen wird, aber ich bin mir der Richtung nicht sicher", sagte einer von ihnen. Ein anderer sagte, er fühle sich "unendlich traurig und unglaublich betrogen".