Klimaschutz
Kunst Haus setzt beim Klima auf "Design statt Desaster"
Das Kunst Haus Wien gilt als grünes Museum. Was das genau bedeutet, erklärt Direktorin Gerlinde Riedl in der neuen Ausgabe von "Heute for Future TV".
Das Kunst Haus Wien will jetzt noch grüner werden. Im Juni starten Umbauarbeiten, die ein halbes Jahr andauern sollen. Doch was genau ist eigentlich ein grünes Museum? "Ein grünes Museum zu sein, ist wie ein roter Faden, der sich durch alle Aktivitäten im Kunst Haus Wien zieht. Das bedeutet, dass wir all unser Tun unter die Prinzipien von Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimafürsorge stellen", erklärt Direktorin Gerlinde Riedl im "Heute for Future"-TV-Talk.
„"Es geht darum, dass man alle Prozesse, die in einer Kulturinstitution stattfinden, nach höchstmöglichen ökologischen Kriterien abhandelt."“
Umweltzeichen für 30 heimische Museen
2018 wurde dem Haus das österreichische Umweltzeichen verliehen. "Wir waren das erste Museum, das diese Auszeichnung erhalten hat", so Riedl. "Mittlerweile gibt es in Österreich 30 Museen, die diese Auszeichnung erhalten haben." Doch welche Kriterien braucht es, um überhaupt ein Umweltzeichen zu bekommen? "Der Kriterienkatalog ist wirklich sehr sehr umfangreich. Es geht darum, dass man alle Prozesse, die in einer Kulturinstitution stattfinden, nach höchstmöglichen ökologischen Kriterien abhandelt."
Nach 30 Jahren "dringender Sanierungsbedarf"
Im Kunst Haus Wien bedeutet das laut Riedl: "Bei uns wird ressourcenschonend gearbeitet. Wir versuchen beim Einkauf von neuen Produkten auf eine lange Lebensdauer zu achten. Wir achten auf die Umweltverträglichkeit des Materials. Auch mit Wasser gehen wir sehr sparsam um, indem wir die Durchflussmengen bei Spülbecken, oder auch bei anderen Wasserausläufen reduzieren."
„"Wir stellen fest, dass Besucher nicht nur das Ausstellungsprogramm bewerten, sondern auch darauf achten, welche Anstrengungen eine Kulturinstitution in Richtung Klimaschutz macht."“
Mülltrennung, Begrünung der Außenflächen, Energieeffizienz und eine umweltfreundliche Anreise zum Museum gehören ebenfalls dazu. Um künftig weiterhin effizient arbeiten zu können, schließt das Museum ab Juni für eine Sanierung seine Türen. "Das Kunst Haus hat mittlerweile über 30 Jahre am Rücken und hat dringenden Sanierungsbedarf, insbesondere, was die Gebäudetechnik anbelangt."
Klima Biennale soll Kunst und Wissenschaft vereinen
Während der Sanierungsarbeiten wandert die Dauerausstellung von Friedensreich Hundertwasser im Zuge des Projekts "Close(d)" in den öffentlichen Raum. Neben dem Umbau ist ein weiteres großes Projekt geplant. Das Kunst Haus Wien will 2024 die erste Wiener Klima Biennale ausrichten. "Es ist ein tolles Projekt und zeigt auch, dass die Politik hier ein stärkeres Bewusstsein hat für die Wichtigkeit der Klimathematik", betont Riedl. "In erster Linie geht es darum die ökologischen Fragen und ökologischen Themen einem breiten Publikum zu kommunizieren und gleichzeitig aber auch Kunst und Wissenschaft zusammenzubringen."
Das Publikum spielt beim Thema Nachhaltigkeit ebenfalls eine Rolle. "Wir stellen fest, dass Besucher nicht nur das Ausstellungsprogramm bewerten, sondern auch darauf achten, welche Anstrengungen eine Kulturinstitution in Richtung Klimaschutz macht", so Riedl.
Geschützte Hölzer und Blei verboten
Auch beim Ausstellungsprogramm achtet das Kunst Haus auf Umweltschutz. "Das nachhaltige Kuratieren beginnt zweifellos bei der Reduktion des Leihverkehrs und auch bei der Verlängerung der Ausstellungsdauer. Während der Pandemie wurde das, aus der Not heraus, praktiziert, aber von vielen Häusern auch beibehalten." Auch in der Ausstellungsarchitektur kann man, laut Riedl, nachhaltig agieren. "Es gibt Materialien, die wir nicht verwenden. Zum Beispiel Material das Blei enthält, oder Hölzer von Urwäldern."
Zu den Klimaprotesten, die auch in heimischen Museen stattfanden, sagt Riedl: "Die Letzte Generation vertritt Anliegen, die wir auch vertreten. Wir im Kunst Haus wählen aber andere Mittel. Wir versuchen die Kraft der Kunst positiv zu nutzen. Wir arbeiten auch mit den Fridays for Future zusammen."
Weg vom Katastrophenszenario
Laut der Museumsdirektorin ist "keine Zeit zu verlieren" und es würde in heimischen Häusern mehr Ausstellungen brauchen, die sich mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen. "Man sollte wegkommen von dem Katastrophenszenario und die Menschen nicht immer nur mit den schmelzenden Gletschern und Überflutungen konfrontieren." Wichtiger ist es laut Riedl positive Szenarien zu präsentieren. "Man bekommt ja etwas zurück, wenn man sich für das Klima einsetzt. Wir leben Nachhaltigkeit durch Partizipation und Inklusion – Design statt Desaster."
"Heute For Future TV" ist donnerstags auf allen Kanälen der R9-Gruppe (W24, KurierTV, NÖN N1, Tirol TV etc.) um 16.30 Uhr, samstags um 9.30 Uhr (Wh.) sowie auf YouTube/@heuteat, zu sehen. Es moderieren Amra Durić und Lydia Matzka-Saboi.