Schönberg am Kamp
"Kultiges" Freibad soll schließen – Bürger protestieren
Das 50 Jahre alte Schwimmbecken in Schönberg am Kamp ist in die Jahre gekommen. Der Bürgermeister sieht ein Naturbad am Kamp als Alternative.
Badeschluss in Schönberg am Kamp? Geht es nach den Plänen von Bürgermeister Michael Strommer (VP) soll das 50 Jahre alte Schwimmbecken abgerissen und stattdessen um rund eine Mio. Euro ein Naturbad am Kamp errichtet werden: "Das ist jetzt einmal eine reine Bauchschätzung", so Strommer im "Heute"-Gespräch.
Ein kompletter Badneubau würde hingegen bis zu fünf Mio. Euro kosten – darin enthalten sind die Komplettsanierungen inklusive Buffet und der Neubau des Bades. "Wir haben mit Abgängen zu kämpfen, auch wichtige andere Projekte, die umzusetzen sind", so Strommer. "Wir können nicht mehr ausgeben als wir haben."
Keine Freibadsaison mit desolatem Schwimmbecken
Den Vorwurf, mit der Schwimmbeckenschließung einen Schnellschuss zu begehen, lasse der Bürgermeister nicht gelten: "Wir beschäftigen uns seit mehreren Jahren mit der Zukunft des Bades." Es sei so lange betrieben worden wie möglich. Stand jetzt, sehe er "keine Möglichkeit", dass das Schwimmbecken in der nächsten Saison öffnen kann.
Gutachten lässt viele Möglichkeiten offen
Ein Flussbad am Kamp sei eine vernünftige Alternative, wie andere Beispiele in der Region zeigen würden. Übrigens: Ein Gutachten über die Zukunft des Schwimmbeckens in Schönberg am Kamp wurde in Auftrag gegeben – dieses kann aber sowohl für Flussbad-Fans als auch für Befürworter einer Freibad-Sanierung ausgelegt werden.
Franz Svehla von der Initiative "Kamptal Flamingos" hält gegenüber "Heute" dagegen: "Wir sind komplett überrumpelt worden und erwarten uns, dass ein Konzept erarbeitet wird, wie das bestehende Bad saniert werden kann, die Kosten sind doch noch völlig unklar." Er will das "Kultbad" erhalten, auch für Kinder, "die hier das Schwimmen lernen".
"Unschätzbar wichtiger Naherholungsort"
In einem Brief an den Bürgermeister fordern die "Kamptal Flamingos" den Erhalt des 33 Meter langen Beckens: "Die Empörung der Familien, der Kinder und engagierter Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Schönberg, für die das öffentliche Bad ein unschätzbar wichtiger Naherholungsort für die immer heißeren Sommermonate darstellt, ist daher gewaltig. Viele Menschen haben daher beschlossen, sich in der Sache zu engagieren und auch uns 'Kamptal Flamingos' aufgefordert, tätig zu werden." Der "geplante Abbruchbeschluss" sei "vollkommen intransparent und ohne Einbindung der Bevölkerung vorbereitet worden".
"Vorzeigemodell entwickeln"
Das Ziel der Initiative: "Mithilfe von Spezialistinnen und Spezialisten muss eine Prioritätenliste erstellt werden, die den Weg einer schrittweisen Sanierung aufzeigt. Es muss klar sein, was die Gemeinde stemmen und wie sich die Bevölkerung einbringen kann – sowohl bei der Sanierung, als auch im Rahmen des Betriebes. Es gibt vielversprechende Modelle aus anderen Gemeinden, die gangbare Wege aufzeigen. Die Entwicklung eines Vorzeigemodells ist möglich!"
"Entbehrt jeglicher Grundlage"
Peter Zaiser, der zweite Vereinsgründer neben Franz Svehla, betont in einem Statement gegenüber "Heute" zu den Ausführungen des Bürgermeisters am Mittwoch: "Diese Schätzung von fünf Millionen für die Sanierung des Beckens ist übertrieben." Seit geraumer Zeit würde das bestehende Gutachten zu einer sanften Sanierung vorliegen. Und: "Der Betrag von einer Million Kosten für das Naturbad ist eine reine Bauchschätzung und entbehrt jeglicher Grundlage."
Morgen findet jedenfalls eine Demo gegen das mögliche Bad-Aus statt, im Vorfeld waren Fluzettel an 1.000 Haushalte gegangen. Und: Auch eine Gemeinderatssitzung ist am Donnerstag angesetzt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Das 50 Jahre alte Schwimmbecken in Schönberg am Kamp soll laut Bürgermeister Michael Strommer abgerissen und durch ein Naturbad ersetzt werden, was auf Widerstand der Bürger stößt, die das "Kultbad" erhalten wollen
- Die Initiative "Kamptal Flamingos" fordert eine transparente Sanierung des bestehenden Bades und plant eine Demonstration sowie eine Gemeinderatssitzung, um ihre Anliegen zu vertreten