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Kuh flieht vor Schlachter, schwimmt in die Freiheit
Über eine Woche narrt sie ihre Verfolger und lebt alleine auf einer Insel im See. Ihr Besitzer ist verzweifelt, ein Politiker will dem Tier jetzt einen Platz fürs Leben schenken.
Eine ausgebüxte Kuh versetzt aktuell die Bewohner der südpolnischen Stadt Nysa (Neisse) in Aufregung: Das hellbraune Limousin-Rind hat beim Verladen auf den Lkw eines Schlachthofes den Aufstand geprobt und ist in den nahen Stausee geflohen. Seither lebt sie dort alleine auf einer Insel.
Sogar ihr Besitzer hatte die Arbeiter des Schlachthofs vor dem notorisch bockigen Rind gewarnt, doch sie wollten nicht auf ihn hören. Sie verzichteten auf ein Betäubungsmittel – und stießen auf massiven Widerstand.
Die Kuh rammte mit voller Wucht einen stählernen Zaun, bevor sie auf und davon rannte. Als die Männer zur Verfolgung ansetzten, war das Tier schon im nahen Jezioro Nyskie (Neisser Stausee) untergetaucht. Ein Arbeiter erlitt bei der wilden Flucht eine Fraktur in einem Arm und Prellungen im Bereich der Rippen.
Selbst Feuerwehr scheiterte an schwimmender Kuh
Eine Woche lang versuchte ihr Besitzer, der nur als Herr Lukasz bekannt ist, das ausgebüxte Rind wieder einzufangen. Sogar die Feuerwehr scheiterte: Als sich die Florianijünger mit einem Boot näherten, sprang das scheue Tier wieder in den See und setzte zu einer anderen Insel über. Die Kuh sei sehr ängstlich gewesen und hätte niemanden näher als 70 Meter an sich heran gelassen, berichtet der stellvertretende Feuerwehrkommandant der Gemeinde, Pawel Gotowski.
An einen Abschuss war sowieso nicht zu denken, denn das würde ihren Besitzer um ihren Geldwert bringen. Zum Glück für den aquaphilen Wiederkäuer hatte der örtliche Tierarzt keine Gaskartuschen für sein Betäubungsgewehr mehr übrig – diese nachzubestellen dauere Tage. Tage, die Herr Lukasz offenbar von der Zwecklosigkeit des ganzen Unterfangens überzeugten. Seither versorgt er das Tier auf seiner Insel regelmäßig mit Nahrung.
Jetzt hat sich sogar der Lokalpolitiker und ehemalige Sänger Pawel Kukiz dem Schicksal der ausgebüxten Kuh angenommen. Er möchte das"heldenhafte Rindvieh" vor dem Tod bewahren. "Ich bin kein Vegetarier, aber die Stärke und der Wille dieser Kuh für ihr Überleben zu kämpfen, ist von unschätzbarem Wert", schreibt er auf Facebook: "Wenn alle Bürger solche Entschlossenheit zeigen würden wie diese Kuh", dann wäre Polen schon längst ein Land in dem Milch (und Honig) fließen.
Der Zoo Opole in Oberschlesien hätte guten Willen gezeigt das Tier aufzunehmen, könne aber aufgrund diverser Auflagen nicht einfach so Kühe adoptieren, so Kukiz. Deswegen will er den ausgerissenen Wiederkäuer nun eventuell selbst kaufen. "Ich habe mich entschlossen, alles zu tun, damit die Kuh an einen sicheren Ort gebracht wird und in einer zweiten Stufe, als Belohnung für ihre Sturheit, ein Heim bis an ihr natürliches Lebensende zu garantieren." (rcp)