Nö. Sause beim Hahnenkamm

Kritik an Kitzbühel-Party von Landeschefin Mikl-Leitner

Mittendrin ist Johanna Mikl-Leitner beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel. Die SP und Neos kritisieren das, die VPNÖ verteidigt dies mit dem Werbewert.

Kritik an Kitzbühel-Party von Landeschefin Mikl-Leitner
Mikl-Leitner beim 80. Hahnenkammrennen im Jänner 2020 in Kitzbühel, am Bild mit der damaligen nö. Slalomhoffnung March Digruber (Mi.) und der damaligen Landesrätin Petra Bohuslav (l.).
VPNÖ/Facebook

Mausefalle, Steilhang, Brückenschuss, Alte Schneise, Seidlalm, Lärchenschuss, Hausberg und Zielsprung - den Mythos Streif, das Hahnenkammrennen 2024 wird nö. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP) dieses Wochenende hautnah erleben - und das nicht unbedingt im schlechtesten Umfeld.

Johanna Mikl-Leitner lädt nämlich mit der VPNÖ heuer wieder zum NÖ-Empfang ein, erstmals seit 2020. Unter dem Motto "ausgsteckt is!" lädt die nö. Landeschefin in den Kitzhof ein.

Assinger, Konsel, Strobl, Mattle

Erwartet werden dort unter anderem "Millionenshow"-Moderator Armin Assinger, Ex-Teamtorhüter und Rapid- sowie Romakicker Michael Konsel, Ex-Slalom-Ass Reinfried Herbst und Olympiasieger und Chartstürmer Fritz "Friedl" Strobl. Auch Mikl-Leitners Amts- und Parteikollege Anton Mattle wird das befreundete Bundesland hochleben lassen. Vorgestellt werden unter anderem diverse niederösterreichische Winzer.

Im selben Hotel findet 2 Tage später eine große „Hummer-Party" für Stars und Promis statt. Auch für das Land wird die eigene VIP-Party im Fünfsternehotel kein Schnäppchen sein.
Sven Hergovich
SPNÖ-Landesrat

Dass man in Zeiten der Rekordteuerung zu einem teuren Empfang lädt, kann SP-Landesrat Sven Hergovich nicht verstehen. "Kitzbühel ist ein Höhepunkt der jährlichen Schisaison. Es ist jedem zu vergönnen, auch persönlich daran teilzunehmen. Auch wenn schon der Eintritt für eine Familie mit zwei Jugendlichen mit Kosten von 100 Euro kaum mehr zu finanzieren ist. Wozu allerdings Landeshauptfrau Mikl-Leitner in Zeiten der Rekordteuerung einen teuren Empfang des Landes in Kitzbühel veranstalten muss, erschließt sich mir nicht", sagt Landesrat, SPNÖ-Vorsitzender Sven Hergovich und ergänzt: "Im selben Hotel findet nur zwei Tage später eine große 'Hummer-Party' für Stars und Promis statt. Auch für das Land wird die eigene VIP-Party im Fünfsternehotel kein Schnäppchen sein. Ich würde Landeshauptfrau Mikl-Leitner empfehlen, das Geld der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher künftig beispielsweise in geförderten Wohnbau statt in Kitzbüheler Partynächte zu investieren", sagt Hergovich.

Anfrage im Landtag

Die SPÖ wird den Kosten des Events auch per Anfrage im Landtag nachgehen. Zudem wird auf die umfangreiche Kritik des Rechnungshofs hingewiesen. Auch in der Vergangenheit ist mit dem Steuergeld in diesem Zusammenhang äußerst fragwürdig umgegangen worden. Die Stichprobe 32 hatte etwa die Rechnung vom 30. April 2019 über 22.529,62 Euro netto zu einer Veranstaltung in Kitzbühel mit Teilnehmenden aus den Bereichen Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft, Sport und Politik betroffen. 

Das V in Volkspartei steht offenbar für das Verprassen von Steuergeldern.
Indra Collini
NEOS-Landesparteivorsitzenden von NÖ

Auch die Neos üben Kritik, Indra Collini dazu hämisch: "Das V in Volkspartei steht offenbar für das Verprassen von Steuergeldern. Die größten Nutznießer der Kitzbüheler Champagner-Sause sind nämlich Mikl-Leitner, ihre ÖVP und ihr Freunderlkreis, aber sicher nicht das Land und der Tourismus. Und schon gar nicht die Steuerzahlenden im Land, die den Ausflug mit ihrem Steuergeld bezahlen müssen. Sparen in der Politik gehört offenbar nicht zu den Neujahrsvorsätzen der Volkspartei."

NÖ Werbung und ecoplus als Veranstalter

Seitens des Landes verwies man darauf, nicht selbst Veranstalter des Events zu sein – das sei die Niederösterreich Werbung. Die Niederösterreich Werbung wiederum betonte, dass der Werbewert für den Tourismusstandort Niederösterreich dreimal so hoch sei wie die Kosten der Veranstaltung.

Mitveranstalter ist ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes. Der für den Sport zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FP) wird nicht an dem Empfang in Kitzbühel teilnehmen, Udo Landbauer gratuliert am Freitagabend dem NÖ Eishockey Landesverband zum 30. Geburtstag und schaut sich dann ein Halbfinalspiel an. "Die Abfahrt schaue ich daheim mit der Familie und drücke den Österreichern die Daumen", so der Landesvize. Die Freiheitlichen wollten sich zu der Kritik Hergovichs an der VIP-Party nicht äußern.

"Gegen-eh-alles-Landesrat will Tradition abschaffen"

"Dass Gegen-eh-alles-Landesrat Sven Hergovich am liebsten jede erfolgreiche Tradition Niederösterreichs abschaffen will, ist leider nicht neu. Jetzt ist er also auch dagegen, dass der Wirtschafts- und Tourismus-Standort Niederösterreich außerhalb der Landesgrenzen beworben wird. Wenn es nach Gegen-eh-alles-Landesrat Hergovich geht, soll sich Niederösterreich wohl am besten verstecken oder vielleicht überhaupt von der Landkarte verschwinden. Seit fast zwei Jahrzehnten ist es eine erfolgreiche Tradition, dass sich Niederösterreich bei diesem internationalen Grossereignis präsentiert und vor den Vorhang stellt. Das Interesse daran ist enorm. Die Werbewirkung für Niederösterreich übersteigt die Kosten daher Jahr für Jahr um ein Vielfaches. Aber mit Fakten hält sich Gegen-eh-alles-Landesrat Hergovich offensichtlich nicht auf", kommentiert Matthias Zauner, Landesgeschäftsführer der Volkspartei Niederösterreich.

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