Neue Studie zeigt
Krisen, Kriminalität! Österreich rüstet mit Waffen auf
Die Anzahl privater Waffenkäufe in Österreich steigt seit einigen Jahren kontinuierlich an. Warum das so ist, untersuchte jetzt ein Institut aus NÖ.
Über 1,45 Millionen private Schusswaffen (Kategorien A, B und C) sind derzeit in Österreich registriert. Das sind über 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Warum sich immer mehr Menschen eine Waffe anschaffen, untersuchte jetzt das Marktforschungsinstitut "Marketagent" aus Baden.
Selbstverteidigung
In der aktuellen Studie wurden 932 Menschen im Alter von 20 bis 75 Jahren nach ihren Motiven befragt. "Das zentrale Motiv für Waffenbesitz stellt für die Bürgerinnen und Bürger hierzulande die Selbstverteidigung dar, also das Bedürfnis, sich in etwaigen Notfällen verteidigen zu können. Für Frauen steht auch die Sorge hinsichtlich steigender Kriminalität und deren Folgen im Vordergrund (43 Prozent), wohingegen es Männern besonders wichtig ist, ihre Familie beschützen zu können (34 Prozent)", so Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl.
„Das zentrale Motiv für Waffenbesitz stellt für die Bürgerinnen und Bürger hierzulande die Selbstverteidigung dar, also das Bedürfnis, sich in etwaigen Notfällen verteidigen zu können.“
Weiters gab jeder vierte Befragte die vermehrten Krisen als Grund für einen Waffenkauf an, 20 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie sich mit einer Waffe im Haus sicherer fühlen würden.
Dennoch: Nach wie vor können sich 68 Prozent nicht vorstellen, eine Waffe zu besitzen, mehr als die Hälfte der Waffengegner argumentierte damit, dass Schusswaffen in Privathaushalten ohnehin nichts verloren hätten. Kurios: Während jeder vierte Waffenbesitzer angab, sich sicherer zu fühlen, gab ebenso jeder vierte Gegner an, sich mit einer Waffe im Haus unsicher zu fühlen. 18 Prozent haben Angst, dass ihre Kinder Gewehr, Pistole & Co. in die Finger bekommen.
Großes Selbstvertrauen
Die große Mehrheit der Waffenbesitzer ist zudem der Meinung, deren Glock, Walther PPK etc. im Notfall auch zielgerichtet einsetzen zu können – und das, obwohl fast die Hälfte kaum Übung im Schießen hat. Für den Großteil (61 Prozent) stehen Trainings am Schießstand maximal drei Mal jährlich am Programm.
„Bei näherer Betrachtung der Geschlechterstruktur wird deutlich, dass vor allem Männer großes Selbstvertrauen bezüglich ihrer Fähigkeiten an der Waffe zeigen, während Frauen ihr Können deutlich bescheidener bewerten.“
"Bei näherer Betrachtung der Geschlechterstruktur wird deutlich, dass vor allem Männer großes Selbstvertrauen bezüglich ihrer Fähigkeiten an der Waffe zeigen, während Frauen ihr Können deutlich bescheidener bewerten", heißt es in der Marketagent-Studie.
Schusswaffen nach Kategorie
Kategorie A – Verbotene Waffen und Kriegsmaterial: Dazu zählen Maschinengewehre oder Pumpguns. Der Erwerb oder Besitz ist generell verboten
Kategorie B – dazu zählen Revolver, Pistolen, Halbautomaten. Erwerb, Besitz und Führen nur mit behördlicher Bewilligung.
Kategorie C – dazu zählen Büchsen, Flinten. Erwerb ab 18 Jahren möglich, aber Pflicht zur Registrierung, Führen nur mit Waffenpass oder gültiger Jagdkarte.
Jeder zweite Waffenbefürworter gab zudem an, nicht zu zögern, den Revolver auch zu zücken und im Extremfall sogar abzudrücken, sollte er selbst mit einer Waffen bedroht werden. Im Falle eines Überfalls gab jeder Dritte an, dass er auch schießen würde.
"Was in der Theorie nach effektiver Selbstverteidigung klingt, könnte an der praktischen Umsetzung scheitern: 9 von 10 Personen geben an, ihre Schusswaffe stets vorschriftsgemäß ein- und aufbruchssicher verschlossen aufzubewahren, was die Frage aufwirft, wie rasch diese bei Auftreten eines unerwarteten Ernstfalls tatsächlich einsatzbereit wäre", gibt man seitens des Marktforschungsinstituts zu bedenken.