Nahostkonflikt

"Kriegsverbrechen": Schwere Vorwürfe gegen Israel

Die israelische Armee hat im Oktober sieben Zivilisten beschossen, ein Journalist starb. Untersuchungen ergeben nun, dass der Angriff Absicht war.

"Kriegsverbrechen": Schwere Vorwürfe gegen Israel
Nach einem Bombenangriff untersuchen zwei Palästinenser ein Haus in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen.
Ibraheem Abu Mustafa/REUTERS 

Im Oktober beschoss die israelische Armee eine Gruppe von Journalisten, dabei kam einer zu Tode. Die NGO Human Rights Watch wirft Israel nun Kriegsverbrechen vor.

Sieben Journalisten, die am 13. Oktober im Südlibanon unter Beschuss gerieten, sind nach einer Recherche der Nachrichtenagentur AFP wahrscheinlich von einem israelischen Panzergeschoss getroffen worden. Für die Untersuchung, die AFP am Donnerstag in Paris veröffentlichte, wurden ein Munitionsfragment, Satellitenbilder, Zeugenaussagen sowie Videos auch von Experten ausgewertet. Demnach wurden die Journalisten von einem 120-Millimeter-Panzergeschoss getroffen, dass in der Region allein von der israelischen Armee verwendet wird.

Die Tante des erschossenen Journalisten Issam Abdallah trauert um ihren Neffen.
Die Tante des erschossenen Journalisten Issam Abdallah trauert um ihren Neffen.
REUTERS

Angriff traf Gruppe von Journalisten

Der Videoreporter Issam Abdallah starb bei dem Angriff. Sechs weitere Journalisten wurden verletzt. Eine davon schwer. Sie liegt immer noch im Krankenhaus, ihr musste das rechte Bein amputiert werden.

Die Journalisten hatten sich an der Grenze zu Israel aufgehalten, um über die bewaffneten Auseinandersetzungen im Grenzgebiet nach dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober zu berichten. Getroffen wurde die Gruppe in der Nähe des Grenzdorfs Alma al-Schaab, wo es fast täglich zu Zusammenstössen kam.

AFP arbeitete bei der Untersuchung mit der britischen Nichtregierungsorganisation "Airwars "zusammen, die Angriffe auf Zivilisten in bewaffneten Konflikten untersucht. Ausgewertet wurden ein Munitionsfragment, Satellitenbilder, Zeugenaussagen sowie Videos, die vor und während des Angriffs aufgenommen wurden.

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    Verwundete palästinensische Kinder finden Schutz in eine Schule.
    Verwundete palästinensische Kinder finden Schutz in eine Schule.
    REUTERS

    Darauf stützt sich die Untersuchung

    Unmittelbar nach dem Angriff wurde ein großes Munitionsfragment in der Nähe von Abdallahs Leiche gefilmt. Am Tag danach sammelte ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden will, das Fragment ein und machte Fotos am Angriffsort. AFP und "Airwars" ließen dies von sechs Waffenexperten analysieren, darunter ehemalige Offiziere der britischen Armee und Ermittler mit Erfahrung in Konfliktgebieten.

    Alle Experten sind sich einig, dass das Munitionsfragment von einem 120-Millimeter-Panzergeschoss stammt, das in israelischen Merkava-Panzern zum Einsatz kommt. Abgeschossen wurde es offenbar in der Nähe des israelischen Dorfes Jordeikh. Kämpfe gab es zu dem Zeitpunkt in der Region nicht. Alle sieben Journalisten trugen Helme und kugelsichere Westen mit der Aufschrift "Presse" und standen auf einem Hügel hinter gut sichtbar auf Stativen angebrachten Kameras.

    Versehen wird ausgeschlossen

    Die beiden Angriffe erfolgten im Abstand von 37 Sekunden, die Geschosse schlugen nur vier bis fünf Meter voneinander entfernt ein. Die Experten schließen daher aus, dass es sich um einen versehentlichen Angriff handelte.

    Separate Untersuchungen der Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International haben diese Erkenntnisse bestätigt. Laut HRW handelte es sich offenbar um "vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten", was als "Kriegsverbrechen" gewertet werden könne. Auch Amnesty erklärte, der Vorfall sei "wahrscheinlich ein direkter Angriff auf Zivilisten, der als Kriegsverbrechen untersucht werden muss".

    Die Organisation fordert deshalb, dass die wichtigsten Verbündeten USA, UK, Kanada und Deutschland ihre militärische Unterstützung und Waffenverkäufe an Israel einstellen sollen. Seit Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel sind nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten insgesamt schon mindestens 63 Journalisten und Mitarbeitende von Medienunternehmen getötet worden.

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      20 Minuten, red
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