Ukraine
Kriegs-Protest: Putin lässt nun sogar Kinder einsperren
Ein stilles Zeichen gegen den Krieg wollten Mütter in Moskau mit ihren Kindern setzen. Doch die Polizei zeigte selbst in diesem Fall keine Gnade.
Immer wieder gingen Menschen in Russland in den vergangenen Tagen gegen den Ukraine-Krieg auf die Straße. Allein am Tag des Überfalls vor einer Woche nahm die Polizei landesweit rund 1400 Menschen fest.
KRIEG IN DER UKRAINE: Die aktuellen Ereignisse im Live-Ticker
Doch jetzt wird ein besonders drastischer Fall aus der russischen Hauptstadt bekannt. Wie die russische Tageszeitung "Nowaja Gaseta" berichtet, nahm die Polizei nun sogar eine Gruppe von Müttern mit ihren Kindern fest. Die Eltern hatten laut dem Bericht zuvor mit ihren Kindern Blumen vor der ukrainischen Botschaft in Moskau niedergelegt. Die Ordnungshüter zeigten daraufhin keine Gnade. Gemäß der Tageszeitung mussten die Kinder zusammen mit ihren Müttern in der Polizeiinspektion übernachten.
Freilassung erst, als Anwalt anrückte
Erst als ein Anwalt anrückte, seien die Kinder freigelassen worden, schreibt die Zeitung in einem Posting auf Twitter. Der Beitrag in dem Kurznachrichtendienst enthält auch drei Fotos. Auf den schockierenden Bildern zu sehen: Mehrere augenscheinlich Minderjährige in einer vergitterten Zelle, ein Mädchen auf einem Sessel vor einer Polizeibeamtin sowie drei Kinder auf der Polizeiwache - zusammen mit Blumen und selbst gezeichneten Plakaten.
Russland steht seit Jahren wegen der Verletzung von Menschenrechten in der Kritik. Die Exekutive im von Machthaber Wladimir Putin regierten Land greift regelmäßig zu brutaler Gewalt bei regierungskritischen Demonstrationen und Protesten. Kurz nach dem Überfall der russischen Armee untersagten die Behörden Demonstrationen gegen die Invasion und drohten harte Strafen an.
Kreml-Kritiker heizt Proteste an
Unterdessen hat der im Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny die Menschen in Russland erneuten zu Protesten gegen den Krieg in der Ukraine aufgerufen. Protestiert werden solle jeden Tag "um 19.00 Uhr und am Wochenende um 14.00 Uhr", sagte seine Sprecherin Kira Jarmisch am Mittwoch. Der 45-Jährige rief auf Twitter dazu auf, sich trotz drohender Festnahme auf die Straße zu trauen. "Wo auch immer ihr seid: in Russland, Belarus oder auf der anderen Seite des Planeten."
"Lassen Sie uns wenigstens nicht zu einer Nation von verängstigten Schweigern werden", heißt es in einem im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten Aufruf Nawalnys. "Von Feiglingen, die so tun, als würden sie den aggressiven Krieg gegen die Ukraine nicht bemerken, den unser offensichtlich wahnsinniger Zar entfesselt hat."
Giftgas-Opfer fordert Mut von Bevölkerung ein
"Um den Krieg zu stoppen, müssen wir die Gefängnisse und Gefangenentransporter füllen", hieß es nun auf Nawalnys Account. "Alles hat seinen Preis. Und nun, im Frühling 2022, müssen wir diesen Preis bezahlen." "Lasst uns zumindest nicht zu einer Nation ängstlicher stiller Menschen werden", hieß es weiter.
Nawalny ist der prominenteste Gegner von Präsident Wladimir Putin in Russland. Er hatte 2020 einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat Anfang 2021 wurde Nawalny festgenommen und zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft wegen des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen verurteilt. Nawalny macht Putin persönlich für den Giftanschlag verantwortlich. Die Regierung in Moskau weist die Vorwürfe zurück.
Auch der im Ausland lebende frühere Oligarch Michail Chodorkowski forderte, Haftstrafen nicht zu fürchten: "Sind eure 15 Tage (Haft) es wert, damit kein friedlicher Mensch sterben muss?", fragte der Gegner von Putin in einer Videobotschaft. "Wenn sie es wert sind, dann geht auf die Straßen und sitzt sie danach ab."