Schon vor 2030
Krebs-Impfung: Biontech-Chef verspricht den Durchbruch
Biontech-Chef Ugur Sahin ist zuversichtlich, dass mRNA-basierte Impfstoffe zur Krebsbekämpfung bereits vor dem Jahr 2030 erscheinen könnten.
Seit Jahren forscht die Wissenschaft intensiv an mRNA-Therapien zur Bekämpfung von schweren Krankheiten. Biontech, das Pionierunternehmen hinter dem ersten mRNA-basierten Covid-19-Impfstoff, führt klinische Tests mit therapeutischen mRNA-Vakzinen durch, die verschiedene Formen von Krebserkrankungen, darunter auch Darmkrebs, zum Ziel haben.
Einblicke in den Fortschritt der Krebstherapie
Im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" gewährte Biontech-Chef Ugur Sahin Einblicke in den Fortschritt der Krebstherapie. Er äußerte die Erwartung, dass die Zulassung seiner individualisierten mRNA-basierten Impfstoffe zur Krebsbekämpfung bereits vor dem Jahr 2030 erfolgen könnte.
Was das konkret bedeuteten soll, beschreibt Sahin so: "Wir wollen Krebsimmuntherapien entwickeln, sodass das körpereigene Abwehrsystem den Krebs bekämpfen kann. Wir glauben, dass das eines der zentralen Elemente ist, um Krebs langfristig zu kontrollieren oder im Idealfall heilen zu können. Wir haben Krebsimmuntherapien gegen verschiedene Krebsarten in der klinischen Entwicklung. Zum Beispiel bei Brustkrebs im metastasierten Stadium, bei Dickdarmkrebs nach der Operation, also im adjuvanten Stadium, wie auch bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Lungenkrebs."
Individualisierte Impfstoffe
Sahin gab bekannt, dass "wir in den Jahren 2025 bis 2029 Studiendaten für verschiedene alternative Therapieansätze erwarten. Bei positiven Ergebnissen könnten diese zur Zulassung führen". Die Planungen sehen vor, vollständig individualisierte Impfstoffe zu entwickeln: "Wir nehmen eine Blut- und Tumorprobe des Patienten und stellen nach vier Wochen den maßgeschneiderten Impfstoff her. Dabei streben wir an, nicht nur für 100, sondern idealerweise für Zehntausende Patienten im Jahr bereit zu sein", so der Biontech-Chef weiter.
Im Oktober veröffentlichte das Unternehmen die ersten Ergebnisse klinischer Studien (mit 44 Teilnehmenden) zu einer Kombination aus mRNA-basiertem Krebsimpfstoff und CAR-T-Zell-Therapie unter dem Namen BNT211. Bei beinahe allen Patienten zeigte sich, dass die Tumore nicht weiter wuchsen, und bei fast zwei Drittel der Teilnehmer schrumpften die Tumore sogar, wie das Nachrichtenmagazin "Focus" schreibt. Sahin betonte, dass dieser Ansatz das Potenzial habe, das Immunsystem mit einer Armee spezialisierter Kämpfer auszustatten, um den Tumor gezielt zu lokalisieren und zu zerstören.
Standard-Chemotherapie soll abgelöst werden
Ein alternativer Behandlungsansatz bestehe in der Anwendung von ADCs, einer Fusion aus Antikörpertherapie und präziser Chemotherapie. Dies ermögliche eine rasche Reduktion von Tumoren. Sahin erklärt: "Durch die Verkleinerung des Tumors kann die Immuntherapie gezielt ansetzen und die verbleibenden Krebszellen behandeln. Die zukünftige Strategie besteht in einer kombinierten Therapie, die auf verschiedenen Ansätzen basiert."
Sahin glaubt, dass die Standard-Chemotherapie abgelöst werden könne. "Ich bin zuversichtlich, dass innerhalb der nächsten Jahre bei ganz vielen Krebsindikationen zunehmend mehr ADCs als gezielte Chemo, anstelle der klassischen Chemo eingesetzt werden", sagt er gegenüber der "Bild am Sonntag".