Krankenstände belasten die heimischen Unternehmen (mit rund 5,3 Milliarden Euro im Jahr 2022), besonders in den jüngsten Wochen sprießen kreativ-kontroverse "Lösungsvorschläge" aus dem Boden. Arbeitspsychologe Andreas Hermann etwa schlug die Einführung von "25 Prozent, 50 Prozent oder 75 Prozent-Krankenständen" vor. "Am Beispiel einer Bankangestellten, die nach einer Schulteroperation für sechs Wochen krankgeschrieben wird, würde sich folgendes Szenario anbieten. Nach zwei Wochen ist sie möglicherweise so fit oder vielleicht schmerzfrei, dass sie stundenweise oder den halben Tag arbeiten könnte", hieß es.
"Sie könnte trotz Einschränkung im Arm beispielsweise Telefonate tätigen oder KollegInnen unterstützen. Hier bietet sich eine individuelle Lösung an, die sowohl dem Unternehmen als auch der Arbeitnehmerin hilft – sie könnte 50 Prozent arbeiten und 50 Prozent im Krankenstand sein", so der Arbeitspsychologe. Und: "Bei einer Erkältung kann man meist auch zu Hause "online" einen Teil seiner Tätigkeit einige Zeit nachgehen", so Hermann, verwies aber auch auf die Wichtigkeit der individuellen Einstufung. Generell gelte aber: Die Arbeitswelt solle wieder etwas flexibler werden, auch bei Krankenstandregelungen.
Ein drastischer Vorschlag kam nun via "Krone" vom Kärntner Wirtschaftskammer-Gastro-Obmann Stefan Sternad. Er wolle darüber diskutieren, Kurz-Krankenstände komplett abzuschaffen, denn wer unter drei Tagen im Krankenstand sei, solle dafür Urlaub oder Zeitausgleich nehmen (müssen). "Kurzzeitkrankenstände sind ein Problem, das können sich die Betriebe nicht mehr leisten. Ich möchte eine sachliche Diskussion darüber anstoßen, ob es überhaupt Krankenstände unter drei Tagen geben sollte – oder ob man diese Zeitspanne mit Zeitausgleich, Urlaub oder Ähnlichem ausgleicht", so Sternad.
"Ab dem vierten Tag im Krankenstand sollen die Sozialversicherungsträger zahlen", geht seine Forderung weiter. Ein Dorn im Auge scheinen dem Gastro-Obmann auch telefonische und rückwirkende Krankmeldungen zu sein, er wolle nicht davor zurückschrecken, auch unangenehme Themen anzusprechen. "Das ist den Menschen zumutbar. Vor allem den braven Steuerzahlern und Hacklern!", so Sternad. Kritik an seinen Krankenstands-Plänen kommt indes von der Gewerkschaft vida und Arbeiterkammer-Vizepräsidentin, Ursula Heitzer: "Gerade in der Gastronomie, wo Hygiene das Um und Auf ist, ist so ein Vorschlag ein Wahnsinn."