Nach mehr als 30 Jahren
Kosten & faules Personal – Aus für Wiener Party-Service
Jahrzehntelang hat das Partyservice Böhle für die perfekte Verpflegung auf Feiern, aber auch in Firmen gesorgt. Nun musste die Firma schließen.
"Wir blicken mit einem lachendem und einem weinenden Auge zurück", erzählen Claudia (57) und Andreas Ruff (56). Seit über 30 Jahren betreiben die beiden den Partyservice Böhle in Wien-Liesing. Seit Mitte Jänner hat der Betrieb, der auch als Caterer diente, aber geschlossen.
Probleme ziehen sich schon länger
Vor allem die hohen Energie- und Stromkosten hatten dem Partyservice zu schaffen gemacht. "Wir haben die doppelten Stromkosten und die dreifachen Energiekosten. Auch wenn wir wollten, aber das können wir einfach nicht an die Kunden weitergeben", erzählt Claudia Ruff. Auch Personalprobleme kamen hinzu. Egal ob geringfügig oder Vollzeit, als Lieferant oder in der Küche – wirklich arbeiten wollte niemand. Die Arbeitsmoral der Bewerber sei eher gering gewesen, erzählen die beiden.
Die Probleme ziehen sich aber jetzt schon mehrere Jahre. 2016 ist die Firma des Schwagers in der Wollzeile in Konkurs gegangen. "Weil wir den selben Namen hatten, dachten viele, dass uns das auch betrifft", erzählt Andreas Ruff. Dann kamen erste Einbrüche durch die Corona-Krise, viele Firmen bestellten wegen Home-Office keine Mittagsmenüs mehr. Die Teuerung bei Energie- und Strompreisen folgte. "Wir haben seit etwa fünf Jahren Probleme. Und ich glaube man kann sagen, noch einmal fünf Jahre hätten wir nicht geschafft" ist sich das Paar einig.
"Hat einfach nicht mehr funktioniert"
Vor über 30 Jahren haben die beiden den Partyservice gemeinsam aufgebaut. "Da steckt viel Arbeit und auch viele Nerven drin", lächelt Claudia. Und Andreas fügt hinzu: "Zu uns hat es immer geheißen, 'Lebensmittel sind ein sicherer Bereich, weil die Leute müssen immer essen'. Aber in Zeiten der Teuerung sparen die Leute auch hier."
„Wir haben die Reißleine gezogen, bevor es zu spät war!“
Am Ende war das Partyservice nur mehr durch zusammen helfen der ganzen Familie zu stemmen. Claudia Ruff hat neben der Buchhaltung auch in der Küche mitgearbeitet, ihr Schwiegervater (82) hat bis zum Schluss noch Kisten getragen. "Aber das hat so einfach nicht mehr funktioniert", so Andreas. Also hat man sich entschieden, die Firma zu schließen – ohne Konkurs, das sei wichtig zu betonen. "Wir haben die Reißleine gezogen, bevor es zu spät war!"
"Förderungen waren nicht zielführend"
"Das Problem ist, es geht ja nicht nur uns so", meinen Claudia und Andreas. Einige ihrer Bekannten würden kleine Gastrobetriebe oder Supermärkte führen. Auch dort hält man sich seit den zahlreichen Krisen eher gerade so über Wasser. "Die Unterstützung wie etwa die Corona-Förderungen waren nicht zielführend", kritisieren die beiden. Große Unternehmen hätten zu viel bekommen, kleine Unternehmen wie sie selbst durch die Finger geschaut. "Das war ein Tropfen auf dem heißen Stein", so Andreas.
Noch ist der Stress für die beiden nicht vorbei. Sie haben in der Wohnung über der Firma gewohnt. Nachdem diese jetzt in eine andere Branche verkauft wurde, müssen sie ausziehen. "Wir haben noch ein paar Jahre bis zur Pension. Jetzt müssen wir ein neues Zuhause finden und neue Berufe. Das ist auch noch eine kleine Belastung", erzählen die Ruffs. Doch sie freuen sich auch über ein bisschen Distanz. Denn bisher haben sie immer alle beruflichen Probleme "von unten mit nach oben" genommen, wie sie selbst schildern. Auch ein Urlaub ist nun endlich möglich, bisher war man das ganze Jahr außer die beiden Weihnachtsfeiertage immer im Dienst.