Anschlag in Istanbul
Kopfschuss-Opfer verhinderte IS-Massaker in Kirche
Am Sonntag stürmten zwei Personen eine katholische Kirche in Istanbul und töteten einen Besucher. Dieser rettete den anderen vermutlich das Leben.
Am Sonntag kam es gegen 11.40 Uhr zu einem Angriff auf eine katholische Kirche in der türkischen Metropole Istanbul. Zwei maskierte Männer stürmten die Kirche während eines Gottesdienstes und töteten dabei einen Besucher. Der 52-jährige Tuncer Murat Cihan rettete den anderen Gottesdienst-Besuchern vermutlich das Leben.
Die maskierten Männer schlugen Murat zunächst nieder, dann richteten sie ihn mit einem Kopfschuss hin. Eine Überwachungskamera zeichnete alles auf. Der 52-jährige sei sehr beliebt in der Gemeinde gewesen, erzählt sein Onkel, mit dem er die Kirche an diesem Tag besucht hatte.
"Murat war ein unschuldiger Mensch und definitiv ein unschuldiges Opfer. Er war im Ruhestand und geistig leicht behindert", so der Neffe des Opfers. Murat selbst war kein Christ, er kam aber seit zwei Monaten regelmäßig in die Kirche - vermutlich, weil ihm die Zeremonie so gut gefiel.
Täter aus dem Konzept gebracht
Die anderen Besucher, die sich vor Angst auf den Boden zwischen die Bänke geworfen hatten, wurden von den Tätern verschont. Murat habe die Kirche erst betreten, als der Gottesdienst bereits begonnen hatte, unmittelbar hinter ihm die beiden maskierten Männer. Der 52-Jährige habe sich umgedreht und laut "Was macht ihr hier?" gerufen, wie die "Bild" berichtet.
Daraufhin gingen die 40 anderen Besucher in Deckung und versteckten sich zwischen den Bänken. "Das muss die Täter völlig aus dem Konzept gebracht haben. Murat hat sie mit ihrem Plan offenbar gestört und damit wohl ein Massaker verhindert", so der Priester Anton Bulai, der die Sonntagsmesse hielt. Die Täter schlugen den 52-Jährigen nieder und schossen ihm in den Kopf. Danach sahen sie sich hilflos um und flüchteten, wie auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist.
Verdächtige bei Razzia gefasst
Am Abend bekannte sich der "Islamische Staat" (ISIS) zu dem Anschlag in der Kirche. Der Angriff folgte dem Aufruf der ISIS-Führung, Juden und Christen überall ins Visier zu nehmen, wie die Terrorgruppe über die "Amaq News Agency" verkündete. Nach der Attacke hätten die Behörden an mehr als 30 Orten in ganz Istanbul Razzien durchgeführt und dabei 47 Personen festgenommen. Die Verdächtigen seien bei einer der letzten Razzien gefasst worden.
"Beide Verdächtige sind ausländische Staatsangehörige. Einer von ihnen stammt aus Tadschikistan und der andere ist Russe, und wir gingen davon aus, dass sie dem Islamischen Staat angehören", so Innenminister Ali Yerlikaya. Er fügte hinzu, dass die Verdächtigen zu dem Angriff befragt würden.