Formel 1

Konfuse Ferrari-Taktik könnte Leclerc WM-Titel kosten

Ferrari-Pilot Carlos Sainz triumphierte beim Formel-1-Rennen in Silverstone. Dabei profitiert der Spanier von einer Team-Entscheidung.

20 Minuten
Teilen
Charles Leclerc enttäuscht nach dem Rennen in Silverstone.
Charles Leclerc enttäuscht nach dem Rennen in Silverstone.
IMAGO Images

Im 150. Anlauf hat es für Carlos Sainz endlich geklappt. Der Ferrari-Pilot entschied das von einem Horror-Crash überschattete Rennen in Silverstone für sich. Dabei hatte es für den 27-Jährigen trotz Pole-Position lange gar nicht nach seinem Premierensieg ausgesehen. WM-Mitfavorit Charles Leclerc war zur Rennhälfte deutlich schneller unterwegs als sein Ferrari-Teamkollege – trotz beschädigtem Frontflügel.

1/6
Gehe zur Galerie
    Horror-Crash in Silverstone. Zhou Guanyu wird über die Barriere geschleudert.
    Horror-Crash in Silverstone. Zhou Guanyu wird über die Barriere geschleudert.
    Screenshot

    Sportlich sehr fair, im Blick auf das WM-Duell zwischen Leclerc und Verstappen aber doch sehr fragwürdig, bekamen die beiden Ferrari-Piloten über Funk mitgeteilt, dass es keine Stallorder gäbe. So verstrichen einige Runden und vor allem wertvolle Zeit, ehe sich Leclerc an Sainz vorbei an die Spitze setzen konnte. Der Monegasse war also trotzdem auf gutem Weg wichtige Punkte auf WM-Leader Max Verstappen (nur Rang sieben) gutmachen zu können. Doch eine Safety-Car-Phase zwölf Runden vor Schluss sollte Leclerc zum Verhängnis werden.

    Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte: Dicke Luft bei Ferrari! Teamchef Mattia Binotto weist den wütenden Charles Leclerc zurecht.
    Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte: Dicke Luft bei Ferrari! Teamchef Mattia Binotto weist den wütenden Charles Leclerc zurecht.
    Formula 1

    Erneut Opfer der Taktik seines Teams

    Denn erneut wurde der 24-Jährige Opfer der Taktik seines Teams. Während der in Führung liegende Leclerc auf den harten Reifen den Befehl erhielt, draußen zu bleiben, holten sämtliche Fahrer hinter ihm in der Box die schnelleren weichen Reifen. Obwohl sich der Ferrari-Pilot anschließend stark gegen Hamilton im Mercedes und Perez im Red Bull zu verteidigen versuchte, musste er beide Autos passieren lassen. Statt seinem dritten Saisonsieg schaute am Ende nur ein enttäuschender vierter Platz heraus.

    1/22
    Gehe zur Galerie
      Grand Prix von Silverstone: "Heute" präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "<a href="https://www.formelaustria.at/">Formelaustria.at</a>".
      Grand Prix von Silverstone: "Heute" präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "Formelaustria.at".
      BEN STANSALL / AFP / picturedesk.com

      "Ich weiß nicht", meinte Leclerc nach Rennende auf die Frage, was genau schief gelaufen sei. "Es war sehr schwierig, alle anderen Fahrer um mich hatten frische weiche Reifen." Gleichzeitig gratulierte der enttäuschte Ferrari-Pilot seinem Teamkollegen Sainz. "Ich möchte nicht, dass der Fokus auf meinem enttäuschenden Rennen liegt – sondern vielmehr auf seinem unglaublichen Sieg."

      Ferrari-Boss verteidigt Taktik

      Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verteidigte gegenüber "Sky Italia" die Taktik der Scuderia: "Wir hätten keinen doppelten Boxenstopp machen können, weil der Abstand zwischen den beiden Autos nicht ausreichte." Daher habe man sich aus zwei Gründen dafür entschieden, Sainz in die Box zu holen. "Weil Charles zu diesem Zeitpunkt in Führung lag und weil Carlos ihn nach dem Restart für ein paar Minuten hätte schützen können", erklärte Binotto. Zudem hätte Ferrari darauf gehofft, dass die weichen Reifen sich schneller verschlechtern würden und Leclerc so seine verlorenen Plätze gegen Ende wieder hätte gutmachen können.

      Mit Platz vier kann Leclerc in der WM-Wertung trotz des missglückten Rennens von Rivale Verstappen nur gerade sechs Zähler auf diesen gutmachen. Der Rückstand auf den Niederländer beträgt weiterhin satte 43 Punkte. Auch Sergio Perez liegt bereits seit dem letzten Rennen vor Lelcerc. Zudem ist es nicht das erste Mal in dieser Saison, dass dem Ferrari-Team ein folgenschwerer Fehler unterläuft. Schon beim Rennen in Monaco holte Ferrari aufgrund eines Kommunikations-Fehlers beide Autos gleichzeitig zum Boxenstopp und verlor dadurch entscheidende Sekunden.