14 Jahre Haft

K.o.-Tropfen, Vergewaltigung: Musik-Manager schuldig

Seit über vier Monaten steht ein Musikproduzent aus NÖ wegen Vergewaltigung, Drohung und fortgesetzter Gewalt vor Gericht. Nun gibt es ein Urteil.

Österreich Heute
K.o.-Tropfen, Vergewaltigung: Musik-Manager schuldig
Der Angeklagte beim Prozess-Auftakt mit Anwalt Klaus Ainedter.
Sabine Hertel

Die Vorwürfe wogen schwer, die Aussagen von sieben Opfern und Zeugen wurden am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlesen: Ein 40-jähriger Musik-Manager aus dem Bezirk Tulln (NÖ) musste sich seit Anfang Juli vor dem Landesgericht Korneuburg wegen fortgesetzter Gewaltausübung, Körperverletzung, gefährlicher Drohung und Vergewaltigung (u.a. nach Verabreichung von K.o.-Tropfen) verantworten – "Heute" berichtete.

Der gebürtige Wiener soll laut seinem Anwalt Klaus Ainedter bei Konzerten eines berühmten Deutsch-Rappers im VIP-Bereich tätig gewesen sein und dort auch Partys organisiert haben: "Er war dafür verantwortlich, hübsche Mädels um den Musiker zu versammeln. Er hat das auch für sexuelle Kontakte genützt", erklärte sein Verteidiger beim Prozess-Auftakt. Zu den Backstage-Partys sollen junge Frauen etwa mit Gratis-Konzertkarten gelockt worden sein. Auch eine Musikkarriere und Auftritte in Videos des Deutsch-Rappers soll der 40-Jährige einem Opfer versprochen haben.

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    Ein Wiener Musikproduzent steht wegen Verwaltigungs-Vorwürfen vor dem Landesgericht Korneuburg.
    Ein Wiener Musikproduzent steht wegen Verwaltigungs-Vorwürfen vor dem Landesgericht Korneuburg.
    Sabine Hertel
    In diesem Zustand hätte man dich ja vergewaltigen können
    Angeklagter zu Opfer

    Insgesamt vier Frauen soll der Angeklagte in seinem Studio im Bezirk Tulln mit K.o.-Tropfen betäubt und anschließend vergewaltigt haben. Eine der Betroffenen soll der Mann dann am nächsten Tag ausgelacht haben. Als das Opfer auf der Couch des Verdächtigen aufwachte, stellte sie fest, dass ihre Hose bis unter ihr Gesäß gezogen wurde und ihre Unterhose voller Exkremente war. Laut Staatsanwältin soll der Angeklagte daraufhin gelacht und gesagt haben: "In diesem Zustand hätte man dich ja vergewaltigen können."

    Auch drei Ex-Freundinnen werfen dem 40-Jährigen vor, sie geschlagen, missbraucht und bedroht zu haben – zwei davon haben dadurch eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) erlitten. So erzählte etwa eine Betroffene im Gespräch mit "Heute" von den aggressiven Ausrastern des Angeklagten: "Er schlug und würgte mich solange, bis ich fast bewusstlos wurde. Das hat ihn erregt."

    Angeklagter bekannte sich nicht schuldig

    Gerichtspsychiater Peter Hofmann bescheinigt dem Musik-Manager eine kombinierte Persönlichkeitsstörung (emotional instabil, narzistisch und aggressiv) und Somnophilie – also der Drang mit jemanden Sex zu haben, der schläft oder bewusstlos ist. Zudem bestehe bei dem Angeklagten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er ähnliche Delikte erneut begeht.

    Bist du Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
    Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
    Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
    Rat auf Draht: 147
    Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
    Polizei-Notruf: 133

    Der beschuldigte Wiener bekannte sich von Anfang an nicht schuldig, wollte sich aber weder vor Gericht noch vor dem Sachverständigen zu den Vorwürfen äußern. Auch Versuche seitens Hofmann, den 40-Jährigen erneut bzw. näher zu befragen, scheiterten. Verteidiger Ainedter brachte daher den Antrag auf einen neuen Gutachter ein – abgewiesen.

    Sechs Opfer fordern insgesamt Schmerzengeld in Höhe von 141.000 Euro. Das Urteil: 14 Jahre Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Die Opfer bekamen zwischen 1.000 und 55.000 Schmerzensgeld zugesprochen. Die Verteidigung hat Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

    red
    Akt.