Nach 1379 Tagen
Knie kaputt, Brüche, Ess-Störung! Starkes Ski-Comeback
Es war ein Comeback nach vier Jahren Leidenszeit. Für die US-Amerikanerin Alice Merryweather war das Rennen St. Moritz ein Neustart.
Mehr als sechs Sekunden Rückstand waren auf der Anzeigetafel im Zielstadion in St. Moritz zu lesen, als Alice Merryweather im Ziel ankam. Trotz dem letzten Platz ist sie eine der größten Siegerinnen an diesem Tag. "Ich habe immer von diesem Tag geträumt. Es ist wie der Anfang eines neuen Lebens", sagte die 27-Jährige. Sie sprach auch über den Respekt, den sie vor dem Rennen hatte: "So viel Angst hatte ich wohl noch nie in einem Rennen. Es war so dunkel. Aber das ist egal."
Die Junioren-Weltmeisterin in der Abfahrt bestritt seit vier Jahren kein Weltcuprennen. In dieser Zeit ging die US-Amerikanerin durch die Hölle. Der Grund: die Corona-Pandemie und eine schwere Verletzung.
Ess-Störung und Horrorsturz
Anfang 2020: Die Corona Pandemie ist auch im Sport Thema Nummer eins. Keine Rennen, kein Training und Lockdown. Merryweather kam damit nicht klar. "Weil ich mir kaum noch Ziele im Sport setzen konnte, habe ich mir gesagt: 'Ich sollte wirklich eine Diät machen. Das ganze Essen in europäischen Hotels hat dich fett gemacht, du siehst gar nicht mehr wie eine Sportlerin aus'", erinnerte sich die 27-Jährige.
Sie nahm ganze elf Kilo ab, litt an einer Ess-Störung. Die Trainer schickten sie zum Arzt. Merryweather machte ihr Schicksal öffentlich, begann wieder mit dem Team zu trainieren. Dann der nächste Rückschlag. Beim Abfahrtstraining in Saas-Fee 2021 stürzt die Speed-Spezialistin bei einer Geschwindigkeit von 125 km/h. Die brutale Diagnose: Schien- und Wadenbeinbruch und auch im Knie war alles kaputt.
Merryweather gab aber auch nach dem schweren Sturz nicht auf. 1379 Tage nach ihrem letzten Rennen stand sie in St. Moritz wieder am Start. "Es ist, als hätte ich fast vier Jahre geschlafen und würde nun wieder aufwachen. Zwischenzeitlich habe ich die Liebe fürs Skifahren verloren, das gebe ich zu. Aber sie ist zurückgekehrt. Jetzt bin ich einfach nur stolz auf mich", zeigte sich die Skifahrerin überglücklich.