Expertin erklärt
"Kluft zwischen KI-Fans und KI-Skeptikern wird größer"
Die Kluft zwischen KI-Fans und KI-Skeptikern wird durch die jüngste Technologie größer werden, erklärt KI-Expertin Elisabeth Maier.
Emotionen lesen, in Echtzeit kommunizieren, kreativ sein und sogar singen: Mit GPT-4o hat das KI-Unternehmen OpenAI die nächste große Technologie-Rakete gezündet. Während die neuen Features an sich höchst interessant sind, stellt sich die Frage, was der Entwicklungssprung für unsere Jobs, unseren Alltag und unser Zusammenleben wirklich bedeutet.
"20 Minuten" hat dafür bei Elisabeth Maier nachgefragt. Sie ist ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der KI und CEO des Softwareunternehmens Karakun, das sich auf Machine Learning, intelligente Assistenten, maschinelle Übersetzung und Chatbots spezialisiert.
Frau Maier, bringt GPT-4o die nächste KI-Revolution?
Ich würde nicht von einer Revolution, vielmehr von einer rasanten Evolution sprechen. Die Neuerungen erfolgen in immer kürzeren Abständen. Interessant an GPT-4o ist vor allem der Fakt, dass Anwender mit der KI durch natürliche Sprache interagieren und hierbei verschiedene Kanäle wie Handyvideos, Bilder und Texte in Echtzeit kombinieren können.
Welche Auswirkungen hat GPT-4o auf die Berufswelt und die Gesellschaft?
KI-Lösungen wie GPT-4o ermöglichen die Interaktion unabhängig von Ort, Zeit und Sprache. Das führt zu einer Demokratisierung der Gesellschaft, da jeder sprachunabhängig Zugriff auf gesuchte Informationen hat. Im Job können Mitarbeitende sprachunabhängig eingesetzt werden. KIs generieren so sehr viele neue Geschäftsfelder und Opportunitäten.
Es gibt Menschen, die sich KIs verweigern, andere sind Fans von KIs. Verstärkt GPT-4o diese Spaltung der Gesellschaft in zwei Camps?
Die Kluft zwischen KI-Fans und KI-Skeptikern wird mit Sicherheit größer werden. Gleichzeitig wird die Anzahl der KI-Fans massiv steigen, da man einfacher mit KIs interagieren kann, etwa mit Sprachsteuerung. Hier denke ich unter anderem an Menschen mit Leseschwächen oder an Seniorinnen und Senioren mit geringerer digitaler Affinität, die die bisherigen KIs nicht genutzt haben. Kurzum: KIs wie GPT-4o bringen viele neue Möglichkeiten, noch mehr kreativen Spielraum – inklusive barrierefreien Zugang für alle.
Künstliche Intelligenz: ChatGPT kann jetzt mit dir sprechen und dich hören
ChatGPT-4o kann Sprachen: Brauchts bald keine Übersetzungsbüros mehr?
Die Redaktion hat beim Zürcher Übersetzungsbüro Translingua angefragt, ob die Branche wegen der KIs bald wegstirbt. Nein, sagt Geschäftsleiter Lorenz Eymann – aus folgenden Gründen:
- Viele KI-Übersetzungen sehen zwar auf den ersten Blick überzeugend aus, enthalten aber teilweise grobe Fehler (Stichwort: False Fluency).
- KIs sind aus Datenschutzsicht oft heikel.
- KIs können die Qualität von Datenquellen schlecht einschätzen und wiederholen falsche Übersetzungen.
- KIs können immer noch nicht gut genug interpretieren, in welchem Kontext ein Text verfasst wurde.
- KIs haben Mühe mit Fachausdrücken und konsistenter Firmensprache.
- KIs entdecken Fehler im Ausgangstext nicht, Menschen schon.
- KIs sprechen Menschen in den Fremdsprachen oft falsch an (du / Sie).
- KIs berücksichtigen sprachlichen Wandel kaum oder zu spät, etwa neue Gesetzesvorgaben oder gesellschaftliche Phänomene wie inklusive Sprache.
- Nicht alle Funktionen, die KI-Unternehmen präsentieren, sind im Unternehmensumfeld schon einsatzbereit.
Auf den Punkt gebracht
- Die KI-Expertin Elisabeth Maier erklärt, dass die Kluft zwischen KI-Fans und KI-Skeptikern durch die Einführung von GPT-4o größer wird
- Die neue Technologie ermöglicht eine Demokratisierung der Gesellschaft und eröffnet neue Geschäftsfelder und Chancen, was dazu führen wird, dass die Anzahl der KI-Fans steigt