Wien

Klinik soll helfen: Influencer-Paar hofft auf Babyglück

Noch immer ist der Kinderwunsch lesbischer Paare vielerorts ein Tabu. Sabrina und Bianca erhalten Hilfe im Regenbogen-Kinderwunschzentrum an der Wien.

Yvonne Mresch
Sabrina (33) und Bianca (37) sind seit eineinhalb Jahren ein Paar. Ihr Glück wollen sie mit Nachwuchs krönen, doch der Weg dorthin ist steinig.
Sabrina (33) und Bianca (37) sind seit eineinhalb Jahren ein Paar. Ihr Glück wollen sie mit Nachwuchs krönen, doch der Weg dorthin ist steinig.
Helmut Graf

Es war quasi Liebe auf "die erste Nachricht": Vor eineinhalb Jahren lernten sich Influencerin Bianca und Künstlerin Sabrina in den sozialen Medien kennen. "Ich fand sie gleich toll", strahlt Bianca. "Wir hatten zuvor keine guten Beziehungen und fühlten uns sofort verbunden", ergänzt Sabrina. Nach einem Monat zog das Paar zusammen und der Kinderwunsch ließ nicht lange auf sich warten. "Es gibt nie den richtigen Moment. Aber durch die Liebe und die stabile Beziehung ist der Wunsch stärker geworden." 

Erstes Regenbogen-Kinderwunschzentrum

Einer Adoption standen beide skeptisch gegenüber: "Es ist ein schwieriger Prozess und für uns als lesbisches Paar noch schwerer", so Sabrina. "Wir sind Frauen und haben die Möglichkeit, schwanger zu werden, also wollten wir das auch." Die beiden holten sich Hilfe beim Regenbogen-Kinderwunschzentrum an der Wien in der Gumpendorfer Straße – das erste Österreichs. Seit 2015 werden dort Regenbogen-Paare beraten, betreut und behandelt. Mehr als 700 Paare waren es bislang, zwei Drittel freuten sich über eine positive Schwangerschaft.

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    Bianca (li.) und Sabrina sind seit eineinhalb Jahren ein Paar.
    Bianca (li.) und Sabrina sind seit eineinhalb Jahren ein Paar.
    Helmut Graf

    "Wir merken einen starken Anstieg", erklärt die ärztliche Leiterin Dr. Gudrun Langer. "Wir wollen jedem Paar die Möglichkeit geben, alles rechtlich mögliche zu tun." Denn: "Kinder sind dort willkommen, wo sie geliebt sind." Der Schritt sei für viele nicht einfach: "Wir haben Patienten, die heimlich kommen und niemandem davon erzählen. Es ist immer noch ein Tabuthema", so die Expertin. Der schönste Moment sei der erste Schwangerschaftsultraschall: "Wir begleiten die Paare lange, da wächst man zusammen. Umso mehr freut man sich dann natürlich mit, wenn es gelingt."

    Eine biologische, eine genetische Mutter

    Sabrina und Bianca fühlten sich in der Klinik von Anfang an wohl: "Man nimmt uns hier so wie wir sind und behandelt uns normal. Das ist nicht überall so." Doch mit der Entscheidung, ein Kind zu bekommen, begann für die beiden auch ein langer, oftmals steiniger Weg. Sie entschieden sich für die sogenannte "Ropa"-Methode. Dabei werden Sabrina die Eizelle von Bianca mit den Samen eines anonymen Spenders eingesetzt. Sabrina wäre damit die biologische, Bianca die genetische Mutter. "Eigentlich war es uns egal, ob das Kind genetisch mit uns verwandt ist. Wir wollen nur gemeinsam ein Kind großziehen. Aber die Vorstellung, dass meine Eizelle in ihr wächst, war schön", so Bianca.

    "Wollen, dass unser Kind den Spender kennenlernt"

    Der Spender wird von der Klinik in Absprache mit den künftigen Eltern ausgewählt, gewünschte Eigenschaften, Augen- oder Haarfarbe und Typ dürfen dabei angegeben werden. Doch die Realität holte das junge Paar rasch ein: Die ersten beiden Versuche scheiterten. "Es hat sich herausgestellt, dass es aufgrund meiner Umstände ein schwieriger Weg inklusive Zusatztherapie werden würde", erzählt Sabrina. Nun soll Bianca das Kind austragen. Irgendwann wollen Bianca und Sabrina, dass ihr Kind den Spender kennenlernt. Ab dem Alter von 14 Jahren ist das möglich. "Wir werden es nicht dazu drängen, sind aber sicher, dass das Thema aufkommt und finden das auch gut", meint Bianca. 

    "Unser Umfeld war skeptisch"

    Über 8.000 Euro haben die beiden mittlerweile für ihren größten Wunsch ausgegeben, die Kosten für Medikamente oder Zusatzausgaben wie Notariatstermine nicht eingerechnet. Die Behandlung ist eine hochspezialisierte, medizinische Therapie, bei der Ärzte, Pfleger und Embryologen mit einbezogen werden. Auch die Rekrutierung der Samenspender erfolgt direkt im Institut. Für die "Ropa-Behandlung" sind 4.500 Euro zu bezahlen, für die Spende 2.000 Euro, das Einfrieren und Lagern der Embryonen kostet 1.500 Euro.

    Aber nicht nur mit finanziellen Hürden hat das Paar zu kämpfen: "In unserem Umfeld haben die wenigsten unsere Freude geteilt und waren eher skeptisch, haben die Methode belächelt. Das hat uns verletzt und natürlich ist es ein langer Weg, der einen nervlich mitnimmt. Man beschäftigt sich jeden Tag damit", so Bianca." Mit "Kommentaren unter der Gürtellinie" hätten sie bereits gelernt umzugehen.

    "Hauptsache, das Kind wird geliebt!"

    "Mehr Toleranz" wünschen sich die Wienerinnen in Bezug auf das Thema Kinderwunsch bei gleichgeschlechtlichen Paaren. "Wir hören immer wieder, es sei ja nicht vorgesehen dass zwei Frauen ein Kind bekommen. Fakt ist aber, dass Kinder in unterschiedlichsten Konstellationen aufwachsen: Bei Alleinerziehenden Frauen, Männern,...warum nicht? Hauptsache das Kind wird geliebt. Hier braucht es mehr Aufklärung, damit es kein Tabuthema bleibt." Für andere Paare, denen es ähnlich geht, haben sie nur einen Ratschlag: "Lasst euch von anderen auf gar keinen Fall davon abbringen. Es ist eure Zukunft und ihr könnt das schaffen!"

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