Heiße Luft im Nationalrat
Klimawandel macht unsere Politiker dumm
An heißen Tagen reden die Parlamentarier oft wirres Zeug. Der Grund: Ihre kognitiven Leistungen werden durch Hitze herabgesetzt, so eine neue Studie.
Als hätten wir's nicht schon geahnt: Hohe Temperaturen setzen unseren Politikern bezüglich Leistungsfähigkeit zu. Konkret: Die (vom Klimawandel mitverursachte) Hitze reduziert die "Redekomplexität und Produktivität" von Nationalratsabgeordneten. Dies ergibt eine aktuelle Studie des deutschen Max-Planck-Instituts und der dänischen Universität Aarhus.
Sieben Millionen Reden analysiert
Mega-Aufwand in acht Ländern: Nach der Analyse von sieben Millionen Parlamentsreden aus mehreren Jahrzehnten zeigte sich, dass hohe Temperaturen zu einer "deutlichen und sofortigen Verringerung" der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit der Politiker führen, so die Forscher.
Auch Reden im österreichischen Parlament wurden untersucht, und zwar im Zeitraum 1996 bis 2018. Tausende Reden wurden für die Studie ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass sich der Klimawandel auch bei uns auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Nationalratsabgeordneten und die Qualität des politischen Diskurses auswirkt.
Sprachliche Schwächen nur an heißen Tagen
Zwischen Sommer und Winter gibt's Unterschiede: "Wir stellen fest, dass heiße Tage die sprachliche Komplexität von Politikern verringern, kalte Tage jedoch nicht", so die Forscher. .
„Hitze vermindert die Produktivität und kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen“
Hitze verändert politischen Diskurs
"Hitze wird seit langem mit negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht, darunter einem erhöhten Risiko für verminderte Produktivität und kognitive Leistungsfähigkeit", sagt Risto Conte Keivabu vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock.
"Unsere Studie zeigt, dass dieses Phänomen auch Politiker betrifft, also Menschen, die mit kritischen Aufgaben betraut sind."
"Angesichts der entscheidenden Rolle der Politiker in demokratischen Prozessen könnten die Auswirkungen extremer Temperaturen auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit weitreichende Folgen für die Gesellschaft haben“, fürchtet Tobias Widmann von der Universität Aarhus.
Politische Rhetorik hängt vom Wetter ab
Die Ergebnisse legen nahe, dass die politische Rhetorik nicht nur von politischen Vorhaben und strategischen Überlegungen bestimmt wird, sondern auch von "physiologischen Reaktionen auf externe Umweltfaktoren", wie eben die Temperaturen.
Für die Studie wurden neue Computermethoden eingesetzt, darunter eine automatisierte Textanalyse in Kombination mit globalen Wetterdaten – um die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu bewerten.
Klimakrise schadet dem Wohlbefinden
Generell hat der Klimawandel massive Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Immer mehr Forschungsarbeiten dokumentieren die negativen Auswirkungen unangenehmer Temperaturen auf die Leistungsfähigkeit der Menschen am Arbeitsplatz.