Hunderte Millionen Menschen

Klimawandel erwärmt Grundwasser, Trinkwasser in Gefahr

In 75 Jahren könnten mehrere Hundert Mio. Menschen in Gebieten leben, in denen das Grundwasser zu warm ist und keine Trinkwasserqualität mehr hat.

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Klimawandel erwärmt Grundwasser, Trinkwasser in Gefahr
Der Klimawandel heizt nicht nur Ozeane, sondern auch das Grundwasser auf und beeinträchtigt dessen Qualität.
Tolo / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Die im Zuge des Klimawandels steigenden Temperaturen führen nicht nur zu immer wärmeren Ozeanen, sondern heizen auch Böden und Grundwasser auf. Dadurch könnten bis zum Jahr 2100 mehrere Hundert Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen das Grundwasser zu warm ist und daher keine Trinkwasserqualität mehr hat, zeigen deutsche und österreichische Forscher in einer im Fachjournal "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie.

Während der größte Teil des Süßwassers der Erde (mehr als zwei Drittel) in gefrorener Form in den Polarregionen und im Hochgebirge gebunden ist, ist Grundwasser (rund 30 Prozent) für das Leben auf der Erde von entscheidender Bedeutung. Doch die Klimaerwärmung hat auch auf das Wasser unterhalb der Erdoberfläche gravierende Auswirkungen.

Klimaerwärmung verschlechtert Trinkwasserqualität

In der aktuellen Studie wurden die Veränderungen der Grundwassertemperatur bis zum Jahr 2100 weltweit für zwei Szenarien sozioökonomischer globaler Veränderung prognostiziert.

Mit solchen Szenarien ("Shared Socioeconomic Pathways") werden verschiedene sozioökonomische Entwicklungen und Verläufe des atmosphärischen Treibhausgasgehalts in der Zukunft beschrieben. Das erste Szenario repräsentiert dabei in etwa die Mitte der möglichen zukünftigen Treibhausgasentwicklungen, das zweite den oberen Rand dieser Entwicklung, also mit hohen Emissionen und Temperaturen.

So produzierte das Forscherteam um Susanne Benz vom Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), dem auch Christian Griebler vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie der Universität Wien angehörte, globale Temperaturkarten für Grundwasser in Tiefen von fünf und 30 Metern unter der Erdoberfläche. "Diese zeigen, dass an Orten mit flachem Grundwasserspiegel und/oder hoher atmosphärischer Erwärmung weltweit die höchsten Grundwassererwärmungsraten zu erwarten sind", so Benz in einer Aussendung.

59 bis 588 Millionen Menschen betroffen

Den Forschern zufolge werden die Grundwassertemperaturen bis 2100 um 2,1 Grad Celsius steigen, im zweiten Szenario sogar um 3,5 Grad Celsius. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, denn zu warmes Grundwasser kann nicht bedenkenlos getrunken werden, sondern muss etwa abgekocht werden. Davon sind den Wissenschaftern zufolge heute schon rund 30 Millionen Menschen betroffen.

Die neue Studie zeigt nun, dass diese Zahl drastisch ansteigen kann: Im ersten Szenario werden 76 bis 188 Millionen Menschen in Gebieten leben, in denen das Grundwasser den höchsten vom jeweiligen Land festgelegten Grenzwert für die Trinkwassertemperatur überschreitet.

Im zweiten Szenario werden es sogar 59 bis 588 Millionen Menschen sein. Die große Schwankungsbreite hängt mit räumlichen Unterschieden der Klimaerwärmung und Tiefe des Grundwasserspiegels zusammen. Am geringsten wird die Erwärmung in Gebirgsregionen wie den Anden oder den Rocky Mountains sein. Dies gelte auch für den alpinen Raum in Österreich, erklärte Griebler gegenüber der APA.

Entsiegelung zum Schutz des Grundwassers

Die Folgen davon sind weitreichend. In wärmeren Grundwasser sind Mikroorganismen aktiver und verbrauchen mehr Sauerstoff. Dadurch gerät das ganze System aus dem Gleichgewicht, betonte der Grundwasserökologe Griebler. Die Mikroben stellen bei Sauerstoffmangel auf anaerobe Atmung um, und es entstehen gelöstes Eisen und Mangan, Schwefelwasserstoff oder Methan.

Das beeinträchtigt die Grundwasserqualität drastisch, es kann nicht mehr ohne weiteres als Trinkwasser genutzt werden bzw. nur nach sehr teurer Aufbereitung.
Christian Griebler
Grundwasserökologe

Auch Schwermetalle und Nährstoffe wie Arsen und Phosphor können unter sauerstofffreien Bedingungen aus dem Sediment mobilisiert werden. Diese Gefahr sieht der Wissenschafter vor allem dort, wo die Sauerstoffkonzentrationen im Grundwasser bereits jetzt schon sehr niedrig sind, beispielsweise unter großen Städten, so Griebler gegenüber der APA. Auch Wien sei ein solches Beispiel.

Als "wichtige Stellschraube" zum Schutz des Grundwassers nennen die Wissenschafter die Landnutzung. So liege in städtischen Bereichen und unter großflächig versiegelten Oberflächen die Grundwassertemperatur im Schnitt um mindestens zwei Grad Celsius höher als in Bereichen mit unversiegelten Böden. "Keine weitere Bodenversiegelung und eine Entsiegelung sind wichtige Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers", so Griebler.

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
    red
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