Mit 1,7 Millionen Betroffenen ist die Allergie laut Statistik Austria die zweithäufigste chronische Erkrankung in Österreich – und die Zahlen steigen. Ein Grund dafür: Der Klimawandel. Denn Pflanzen, die von Umweltveränderungen gestresst werden, produzieren mehr und allergen-reichere Pollen.
"Pflanzen werden durch Umweltfaktoren geschädigt – durch Ozonbildung im Straßenverkehr zum Beispiel. Das ist für die Pflanzen ein Stressfaktor, genauso wie Trockenschäden im Sommer oder ein mikrobieller Befall", erklärt die Wiener Allergie-Expertin Erika Jensen-Jarolim.
"Viele der Allergene sind Stressproteine, die beim Pflanzenstress vermehrt ausgeschüttet werden. Das heißt, wir haben erstens mehr Pollen, weil die Pflanzen überleben und sich reproduzieren wollen, und zweitens sind die Pollen auch allergen-reicher", so die Forscherin der Medizinischen Universität Wien zu MedMedia.
„Wir haben mehr Pollen, weil die Pflanzen überleben und sich reproduzieren wollen“Erika Jensen-JarolimWiener Allergie-Forscherin
Ein Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Allergie-Saison: Neue Arten des Unkrauts Beifuß sorgen heute aufgrund einer zweiten Blüte für Spitzenbelastungen bis in Herbst. Dabei ist seine Hauptblütezeit eigentlich der Sommer.
Nach Gräsern und der Birke ist Beifuß der größte Allergie-Auslöser – noch vor dem Unkraut Ragweed. Rund 20 Prozent der Pollenallergiker sind auf den österreichweit verbreiteten Gemeinen Beifuß allergisch oder zumindest sensibilisiert.
"Je nachdem, wie sich die Temperaturen im Herbst entwickeln, müssen Beifuß-Pollenallergiker also mit einer zweiten Blütezeit rechnen, die sogar intensiver als die erste Phase ausfallen kann", warnt Maximilian Bastl, Leiter des Pollenservice der Med-Uni Wien. "Der Klimawandel zeigt somit bereits jetzt eine deutliche Beeinflussung einer gesamten Blühphase an."
Die höheren Temperaturen sind der Haupt-, aber nicht der einzige Grund für die zweite Blütezeit dieser und anderer Pflanzen – auch die höheren CO2-Werte in der Luft spielen eine Rolle, ebenso wie das Licht und der vermehrte Niederschlag.
Derzeit geht die größte Belastung für Allergiker von Pilzsporen aus, sie befinden sich weiterhin in hohen Mengen in der Luft. Eine Situation, die bis in den Spätsommer andauern wird. Denn die meisten Pilzsporen profitieren vom sommerlichen Wetter und von den feuchtwarmen Bedingungen.
Auf Platz zwei folgt der Pollenflug der Gräser. Die meisten heimischen Gräserarten haben ihre Blütezeit abgeschlossen, können aber bei geeigneten Bedingungen noch eine zweite Blütephase anschließen.