Nicht erwünscht
Klima-Kleber, Trans – Autohaus erregt mit Job-Inserat
In einem Stelleninserat macht ein Autoimporteur deutlich, mit wem er die Stelle nicht besetzen will: Klima-Aktivisten, Transpersonen und und und...
"Benzin im Blut und Öl an den Händen": Mit diesen Attributen preist sich ein Schweizer Autoimporteur an. Für eine neu zu besetzende Stelle als Automobilfachmann/Automobilfachfrau sucht das Unternehmen aus Lyssach, Kanton Bern, daher eine Person, die hart anpacken kann. Aber nicht nur.
"Wenn bei dir Work-Life-Balance Work ist, dann suchen wir genau dich! Wenn du statt 80 Prozent lieber 120 Prozent arbeitest, weil dein Job genau das ist, was dich glücklich macht, dann suchen wir genau dich!", heißt es in der Stellenausschreibung.
Das Autohaus, das mit US-amerikanischen Muscle Cars und SUVs handelt, macht darüber hinaus auch deutlich, mit was für Menschen es die Stelle auf gar keinen Fall besetzen will.
Zum Beispiel: "Wenn du lieber 50 Prozent arbeiten möchtest zu 100 Prozent Lohn, mit acht Wochen Ferien im Jahr und du dich die anderen 50 Prozent deiner Zeit lieber auf die Straße klebst, dann suchen wir dich nicht!"
Unternehmen spielt auf virales Video an
Neben Klimaaktivisten scheint es, dass auch Menschen aus der Queer-Community unerwünscht sind: "Wenn du als Pronomen ein vier Monate alter Fuchs bist oder ähnliche Pronomen trägst, dann suchen wir dich nicht."
Mit dem linguistisch nicht ganz korrekten Satz – Fuchs ist kein Pronomen, sondern ein Nomen – spielt das Unternehmen auf ein virales Video aus dem Jahr 2022 an, in dem sich eine Teilnehmerin des Wuppertaler Christopher Street Day als vier Monate alter Fuchs identifiziert.
„Ein solches Schreiben kann trans Personen vom Arbeitsmarkt vertreiben“
Co-Präsident der SP Queer Max Kranich äußert sich auf Anfrage von "20 Minuten" kritisch zu der Stellenausschreibung. "Ich kann mir vorstellen, dass es für trans Personen massive Unsicherheiten auslösen kann, so einen Stellenbeschrieb zu lesen. Man ist sowieso schon unsicher bei der Stellensuche, und so ein Schreiben kann trans Personen vom Arbeitsmarkt vertreiben."
Hinter diesem Schreiben stecke wohl eine Person, die sich nicht mit dem Thema Transidentität auseinandergesetzt habe. "Wir verurteilen, dass der Verfasser unreflektiert den negativen Talkingpoint in der Thematik übernommen hat, um ihn für seine Sache zu nutzen", so Kranich. "Zudem finden wir das Unverständnis schade, welches nicht zu einem friedlichen Zusammenleben beiträgt."
Standardinserat führe nicht zum Erfolg
Der stellvertretende Geschäftsführer des Unternehmens habe das Inserat verfasst, um "mal aus der Reihe zu tanzen", wie er auf Anfrage von "20 Minuten" schreibt. Das Standardinserat führe heutzutage nicht mehr zum Erfolg. Er suche effektiv nur die Leute, die mit Herzblut dabei seien.
"Nennen Sie mich einen Dinosaurier, aber der Trend, für eine Work-Life-Balance nur 50 Prozent zu arbeiten, ist nicht richtig", heißt es weiter. Er sei zudem der Meinung, "wer seinen Job gern macht und Spaß bei der Arbeit hat, der hat work/life im Job".
„Ich suche Fachfrau/Fachmann … keinen Fachfuchs/keine Fachfüchsin“
Damit feinde er nicht die ganze Generation Z an, betont der stellvertretende Geschäftsführer. Es gebe unter ihnen auch "Macher", die noch etwas bewegen möchten. Genau solche Leute suche er.
"Wenn sich jemand als Fuchs identifiziert, dann kann er das sehr gern tun, ich respektiere fremdes Gedankengut", so der stellvertretende Geschäftsführer. "'Macher' sind das bestimmt auch – aus meiner persönlichen Sicht mit dem falschen Ansatz."
Und der passe nicht in seine Werkstatt: "Ich suche Fachfrau/Fachmann oder Mechatroniker/Mechatronikerin … keinen Fachfuchs/keine Fachfüchsin."