Piefka-Saga Teil 5

Klima-Kleber in Ischgl – deutsche Touristen rasten aus

Beim Klebe-Protest der Letzten Generation in Ischgl wurden diese von rabiaten Touristen aus Deutschland attackiert. Die Polizei half indes mit Decken.

Leo Stempfl
Klima-Kleber in Ischgl – deutsche Touristen rasten aus
Einigen deutschen Urlauber brannten die Sicherungen durch.
Letzte Generation Österreich

Temperaturen um den Gefrierpunkt hielten die Klima-Aktivisten der Letzten Generation auch am Donnerstag nicht davon ab, ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Wie üblich klebten sie sich dazu auf einer Straße fest und hinderten diesmal Touristen im bekannten Wintersportort Ischgl (Tirol) ab 9.20 Uhr eine gute Stunde lang daran, zum Skigebiet an- bzw. abzufahren. Die Paznauntalstraße wurde dadurch längere Zeit lahmgelegt.

Wie auf Videos zu erkennen ist, kam es dabei auch diesmal wieder zu Angriffen durch rabiate Autofahrer. Auf einer Aufnahme ist das erste Hupen schon zu hören, noch bevor die Aktivisten ihre Warnwesten fertig angezogen hatten. Schon Sekunden später steigt ein Halbstarker vom Beifahrersitz eines Nobel-BMWs aus dem Kreis Gütersloh und schmettert den Klima-Klebern ein bundesdeutsches "Verpisst euch, Alter, wer seid ihr? Hä? Ich f*** euch alle gleich. Verstanden? Wer bist du?" entgegen.

Böschung runtergestoßen

Leicht stotternd, aber mit gepresst tiefer Stimme, wütet er weiter: "Geh mal weg, Alter. Du kleine Fo***."  Auch der filmenden Person werden "Haue" angedroht. Und was macht sein mutmaßlicher Vater hinter dem Lenker? Er drückt aufs Gas und fährt zwei Aktivisten an, bis diese vor Schmerzen schreien.

Der Jüngere steigt daraufhin wieder aus und quittiert das Hinsetzen der Aktivisten mit einem "du kleine Fo***!" Nun steigen beide aus und zerren zwei Personen von der Straße, werfen sie eine kleine Böschung hinab. Im Hintergrund debattiert ein aufgebrachtes Pärchen mit weiteren Aktivisten.

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    Am Donnerstagvormittag legte die Letzte Generation die Silvrettastraße zum Skigebiet Ischgl lahm.
    Am Donnerstagvormittag legte die Letzte Generation die Silvrettastraße zum Skigebiet Ischgl lahm.
    Moritz Holzinger/Letzte Generation

    "Wat" sie wollen

    Szene-Wechsel, der BMW konnte mittlerweile Dank Gewaltanwendung passieren, doch dahinter kommt schon der nächste Urlauber aus dem Norden daher. "Dat is unmöglich von eusch", wirft ihnen diesmal eine blonde Frau entgegen. "Verpisst euch! Wat wollta? Sach an."

    Was genau sie wollen, erläutern die Aktivisten in einer anschließenden Presseaussendung. "Wir müssen sofort gegensteuern, sonst war’s das mit dem Skifahren", sagt Sprecherin Anna Freund (22). "Wenn die Regierung schon nicht handelt, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, dann sollte sie es vielleicht tun, um den Tourismus in Tirol zu retten. Denn ohne Skigebiete wird dieser zusammenbrechen."

    Die 18-jährige Hannah Dechler ist sogar selbst leidenschaftliche Skifahrerin: "Wir lieben Skifahren und wollen, dass auch unsere Kinder und zukünftige Generationen die Möglichkeit dazu haben. Wenn wir nicht jetzt handeln, könnte das Skifahren schon bald der Vergangenheit angehören. Daher müssen wir jetzt dringend die Empfehlungen des Klimarates in Österreich umsetzen - so gelingt die sozial gerechte Veränderung zu einer klimagerechten Gesellschaft!".

    Polizisten achteten darauf, dass die Aktivisten sich nicht verkühlten.
    Polizisten achteten darauf, dass die Aktivisten sich nicht verkühlten.
    Letzte Generation Österreich

    Polizei half mit Decken

    Die Polizei wurde diesmal für beide Seiten zum Retter in der Not. Einerseits wurden die Klima-Kleber mit wärmenden Decken versorgt, andererseits die Blockade aufgelöst. Die vier Aktivisten, von denen sich zwei festklebten, werden trotzdem angezeigt. Es handelt sich um drei Österreicher zwischen 18 und 22 Jahren und eine 22-jährige Deutsche. Nach Ende der Aktion bedankten sie sich bei der Ischgler Polizei für den ausgesprochen respektvollen und korrekten Einsatz.

    leo
    Akt.