Vor kurzem verkündete die "Letzte Generation" für viele völlig überraschend das Aus. Für deren Sprecherin, Marina Hagen-Canaval (28), kam das Ende der Klima-Organisation allerdings nicht aus heiterem Himmel: "Das war schon länger in Diskussion. Wir dachten, dass es ein günstiger Zeitpunkt wäre, das Ende noch vor den Konzerten von Taylor Swift zu kommunizieren, damit die Nachricht nicht untergeht", erklärt Hagen-Canaval im Gespräch mit "Heute".
In rund 2,5 Jahren organisierte die "Letzte Generation" laut Hagen-Canaval 400 bis 500 Demonstrationen: Angefangen von den Klebe-Aktionen auf den Straßen und zuletzt in Flughäfen über Pool-Proteste (etwa beim Parlament) bis hin zu einem Gehirn-Geschenk an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) – die Kundgebungen der Aktivisten polarisierten und ließen niemanden kalt.
„Wir brauchen jetzt alle erst mal eine Pause. Die Dummheit und Ignoranz der Politik hat mich Kraft gekostet“Marina Hagen-CanavalSprecherin "Letzte Generation" Österreich
Doch der Kampf gegen die Klimakrise erhitzte nicht nur die Gemüter, sondern brannte die Aktivisten aus: "Wir brauchen jetzt alle erst mal eine Pause. Mich hat nicht die Arbeit an sich Kraft gekostet, aber die Dummheit und Ignoranz der Politik. Nach der Pause wird der Widerstand weitergehen. Wir werden uns neu formieren und ein neues Konzept entwickeln", verspricht die gebürtige Vorarlbergerin.
Doch jetzt ist erst mal Schluss, Aktionen sind keine geplant: "Wir haben zwei bis drei Kilo Kleber, Aktivator-Spray (zum schnelleren Festkleben, Anm.), Warn-Westen, Banner und zwei Pools in unserem Lager. Wir wissen noch nicht, was wir damit machen", meint Hagen-Canaval. Eine erfolgversprechende Option wäre eine Auktion – die "Letzte Generation" zeigt sich der Idee gegenüber aufgeschlossen: "Ja, das wäre eine Möglichkeit", lacht die 28-Jährige.
Das Geld könnte die Organisation dringend brauchen, obwohl laut "opencollective.com" über 177.000 Euro an Spenden gesammelt wurden und laut Hagen-Canaval noch ein paar tausend Euro zusätzlich an Finanzmittel zur Verfügung stehen.
Doch es sind noch zahlreiche Strafen einzelner Mitglieder offen, auch hohe Prozesskosten könnten auf die "Letzte Generation" zukommen. So kündigte der Flughafen Wien-Schwechat zivilrechtliche Schritte an, es droht eine hohe sechsstellige Schadensersatzsumme.
Zusätzlich ermitteln die Behörden wegen einer möglichen kriminellen Vereinigung: "Abgesehen von einer möglichen Flughafen-Klage rechnen wir mit über 100.000 Euro, die wir für Verwaltungsübertretungen und Prozesskosten zahlen müssen", meint Hagen-Canaval.
Laut der 28-Jährigen werden derzeit Ermittlungen gegen rund 50 Beschuldigte geführt: "Vermutlich kommen noch 20 Beschuldigte dazu. Es gibt aber noch keine Anklage, wir rechnen aber fix mit einem Prozess." Ob wirklich jeder Einzelne angeklagt wird, ist aber fraglich: "Wenn jeder einzelne Protest verhandelt wird, dann wird es ein Monster-Prozess."