Ärzte beschweren sich
Klage legt Darmkrebs-Screening durch Stadt lahm
Ein Projekt nach dem Vorbild von "Alles Gurgelt" sollte bei der Darmkrebs-Vorsorge helfen. Doch eine Klage bremst die Idee nun aus.
Im September hatte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) angekündigt, sich auf "etwas Großes" vorzubereiten. Die Rede war von einem Screening-System nach dem Vorbild von "Alles Gurgelt". Statt Speichel sollten hier allerdings Stuhlproben analysiert werden, um vorzeitig Darmkrebs erkennen zu können. Nun liegt das Projekt aber schon vor dem Beginn auf Eis.
Ärzte fürchten ein Parallelsystem
Die Ausschreibung für das Projekt wurde aber nun per Einstweiliger Verfügung gestoppt, das Vergabeverfahren muss vorerst ausgesetzt werden, berichtet der "Kurier". Gesucht wurde ein Anbieter, der die Logistik koordiniert und ein Anbieter, der die Abklärung der positiven Befunde mittels Darmspiegelung organisiert. Genau das sehen die Ärzte kritisch. Die Stadt sei laut ihnen nicht berechtigt, ärztliche Leistungen auszuschreiben.
Die Ärzte sind per se nicht gegen das Screening, betonen sogar die Wichtigkeit von Früherkennungsprogrammen. Sie fürchten aber, dass die Stadt so ein Parallelsystem zum Kassensystem aufbauen könnte. Das könnte für Patienten und Ärzte unübersichtlicher werden.
"Muss zurück an den Start"
Die FPÖ vermutet, dass bestimmte Unternehmer bevorzugt werden könnten, bezieht sich dabei vor allem auf WePrevent. "Bei WePrevent besteht der Verdacht, dass ein Unternehmer mit besten Kontakten in das Büro von SPÖ-Stadtrat Peter Hacker zum Zug kommen soll. Daher muss diese Ausschreibung zurück an den Start", so Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp gegenüber dem "Kurier". Hinter WePrevent steht der Gründer des "Alles gurgelt"-Unternehmens Lead Horizon.
Den Vorwurf der FPÖ weist das Büro des Gesundheitsstadtrates zurück. Es handle sich um ein europaweites Vergabeverfahren, man sei einiges der wenigen EU-Länder, in denen es noch kein derartiges Darmkrebs-Screening gibt, heißt es aus dem Büro. "Die Ärztekammer hätte ihre Mitglieder motivieren können, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Stattdessen blockiert sie das Projekt", so die Kritik.
Projekt vom Bund initiiert
Auch der Vorwurf eines Alleinganges Wiens stimmt nicht. Denn das Pilotprojekt sei vom Bund initiiert, jeder Schritt müsse durch ein Komitee genehmigt werden, in dem jeweils ein Vertreter des Wiener Gesundheitsfonds, der Sozialversicherung und des Gesundheitsministeriums sitze.
Man sei sich sicher, dass das Gericht die Ausschreibung bald wieder weiterlaufen lasse. Denn das Screening soll bisherige Vorsorgeuntersuchungen nicht ersetzen, sondern diese ergänzen", heißt es aus dem Büro Hacker zum "Kurier". Die Verhandlung beginnt am 25. Jänner.