Widerstand empörter Eltern

"Kinder gehören nicht in Container" – erneuter Aufstand

In der GTVS Rittingergasse wurde zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Die Eltern wollen keine Containerklassen an der Floridsdorfer Schule.

Daniela Hamberger
"Kinder gehören nicht in Container" – erneuter Aufstand
Eltern und Schüler sind über die geplanten Containerklassen auf dem Sportplatz der Schule besorgt.
Sabine Hertel

An fünf Wiener Schulen sollen insgesamt 45 Containerklassen gebaut werden, um die Mehrzahl an Kindern unterbringen zu können. Die Kritik an dem Projekt häuft sich, hauptsächlich wegen der mangelhaften Kommunikation zwischen Stadt Wien und den betroffenen Schulen. Einer der Standorte soll die GTVS Rittingergasse in Floridsdorf sein. Wie auch vergangene Woche in der MS Kagran in der Afritschgasse, haben hier die verärgerten Elternvertreter am Dienstagnachmittag zu einem Protest aufgerufen, "Heute" war vor Ort.

Erneut Direktorin nicht informiert

Einer der größten Kritikpunkte an dem Projekt Containerklassen ist die Kommunikation, die im Vorfeld nicht stattgefunden habe, erzählt Herr Slamaj, Elternvertreter der Floridsdorfer Ganztags Volksschule. Auch hier mussten die Eltern aus Medienberichten von der Aufstellung im Schulgarten erfahren. Die Schulleiterin beteuert in einem Elternbrief, der dem "STANDARD" vorliegt, sie habe erst am 8. März, also nachdem Medien bereits berichtet hatten, erfahren, dass ihre Schule als Containerklassenstandort ausgewählt worden sei. Ein Sprecher Wiederkehrs widerspricht: Man habe am 7. März erst die Schulleitungen, einen Tag später die Medien über die Aufstellung der Containerklassen informiert.

Herr Slamaj, Elternvertreter, setzt sich für faire Bedingungen in Zusammenhang mit den Containerklassen ein.
Herr Slamaj, Elternvertreter, setzt sich für faire Bedingungen in Zusammenhang mit den Containerklassen ein.
Sabine Hertel

Zahlreiche Kritikpunkte

Unter den Kritikpunkten der Eltern und Anrainer finden sich Themen wie ein fehlendes Verkehrskonzept, zu wenig geeignetes Lehrpersonal, aber auch Integration. Die aktuelle verkehrstechnische Lage sei schon jetzt sehr schwierig, so der Elternvertreter. "Seit der Umstellung zur Ganztagsschule gibt es schon jetzt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Auch ist hier weder eine 30er-Zone, noch ein Schulweg deklariert. Das könnte für Kinder künftig sehr gefährlich werden", erklärt Slamaj. Man befürchte auch, dass der einzige Bus, der 32A, in Zukunft stark überlastet sein wird.

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    Erboste Eltern und Lehrer demonstrieren gegen die geplanten Containerklassen in der Volksschule Rittingergasse in Floridsdorf.
    Erboste Eltern und Lehrer demonstrieren gegen die geplanten Containerklassen in der Volksschule Rittingergasse in Floridsdorf.
    Sabine Hertel

    Fehlendes Lehrpersonal

    Aktuell besuchen die Schule rund 300 Schüler. Durch die zusätzlichen Containerklassen werde die Schülerzahl ab Herbst auf 500 ansteigen. Auch dazu kommt Kritik, denn es fehle an qualifiziertem Lehrpersonal. "Schon jetzt müssen Studenten aus dem 3.Semester eingesetzt werden. So werden dann angehende Lehrer einfach 'verheizt', die für Ausnahmesituationen wie diese nicht ausgebildet sind", merkt der Elternvertreter an. Auch könnten die zusätzlichen Schüler auf die fünf umliegenden Schulen aufgeteilt werden.

    Qualitätsverlust befürchtet

    Die geplanten Klassen würden zusätzliche Allgemeinräume und Übergangsräume benötigen, da die Schule nicht groß genug wäre. "Alles in allem würden wir dann von rund 40 Containern sprechen. Damit schrumpft die Fläche auf dem Sportplatz pro Schüler auf 4 Quadratmeter. Ein Bio-Freilandhuhn hat dagegen zehn Quadratmeter", sagt Slamaj empört.

    Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener ÖVP, unterstützt die besorgten Eltern im Widerstand gegen die Containerklassen.
    Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener ÖVP, unterstützt die besorgten Eltern im Widerstand gegen die Containerklassen.
    Sabine Hertel

    Funktionierende Integration

    Man sei weder gegen neue Schüler, noch jene aus Kriegsgebieten. "Integration hat in unserer Schule bisher immer einwandfrei funktioniert, auch mit den neuen ukrainischen Kindern. Wichtig ist aber, dass unser hoher Anspruch an die Bildungsqualität erhalten bleibt. Damit wären wir wieder bei genügend und gut ausgebildetem Lehrpersonal. Aktuell können wir das nicht stemmen", so Slamaj.

    Opposition unterstützt den Widerstand

    Wie auch vergangene Woche bei der Protestkundgebung der MS Kagran, war Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener ÖVP vor Ort, um die besorgten Eltern zu unterstützen. Er teilt die Entrüstung: "Sie sind die Leidtragenden von dem Ganzen. Es geht nicht, dass eine Schule von heute auf morgen verdoppelt wird. Hier wird rücksichtslos in einen Schulstandort gefahren und Garten sowie Sportplatz weggenommen."

    Weiters lädt er interessierte Elternvertreter ein, dem Gemeinderat am Mittwoch auf der Besuchergalerie beizuwohnen. "Die Stadtregierung wird das Budget für die Containerklassen vermutlich alleine entscheiden. Ich werde mich aber für eine faire Diskussion einsetzen".

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      Elternvertreter, Schüler und der Direktor wollen von der Stadt gehört werden.
      Elternvertreter, Schüler und der Direktor wollen von der Stadt gehört werden.
      Denise Auer
      DH
      Akt.