77 Infektionen in Deutschland
"Killerpilz" breitet sich aus – ein Fall in Österreich
Der Krankheitserreger Candida auris befällt immer häufiger geschwächte Menschen. Der Hefepilz kann tödlich sein und ist gegen viele Medikamente immun.
Er ist gefährlich und breitet sich immer weiter aus: Candida auris. Der Hefepilz ist gegen viele Medikamente immun und daher nur schwer behandelbar. Besonders für immungeschwächte Personen stellt er eine große Bedrohung dar. In über 50 Prozent der Fälle endet eine Infektion tödlich.
Jetzt schlägt das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) in Deutschland Alarm. 2023 sei der gefährliche Pilz bundesweit 77 Mal nachgewiesen worden. Das sei sechsmal häufiger gewesen als in den Vorjahren.
Schmierinfektion in Spitälern
2009 wurde Candida auris in Japan im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Patientin erstmals nachgewiesen. Daher stammt auch sein Name: Auris ist das lateinische Wort für Ohr.
Seitdem hat der Hefepilz weltweit bereits hunderte Menschen infiziert, vorrangig in Krankenhäusern. Übertragen wird Candida auris höchstwahrscheinlich als Schmierinfektion von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Oberflächen, wo der hartnäckige "Killerpilz" wochen- bis monatelang überlebt.
Sollte er in die Blutbahn gelangen, kann der Hefepilz sich im Körper ausbreiten und etwa das zentrale Nervensystem, Organe, Knochen und die Augen befallen oder zu einer Blutvergiftung führen – siehe Grafik:
Von Griechenland ins Wiener AKH
Im Jahr 2018 ist der Erreger erstmals auch in Österreich aufgetaucht. Der 22-jährige Patient litt an einer Entzündung des äußeren Gehörgangs. "Das war auch die einzige tatsächliche Infektion, von der wir in Österreich wissen", so Birgit Willinger, Leiterin der Abteilung für Klinische Mikrobiologie am Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien, gegenüber "Heute". Es folgten bis heute zwar noch fünf weiter Fälle, "dabei handelte es sich allerdings nur um Besiedlungen und keine Infektionen."
Die Personen waren zwischen 60 und 66 Jahre alt und einige von ihnen zuvor in Spanien oder Griechenland auf Urlaub, wo sie in Spitälern behandelt wurden. Dies war auch bei dem letzten Patienten in Österreich - im Jahr 2023 - der Fall. "Die Person wurde in Griechenland stationär aufgenommen und später in einem sehr schlechten Zustand in das AKH in Wien überstellt."
„Das Wichtigste ist es, eine Übertragung zu verhindern.“
Eine Frage der Hygiene
Doch auch hier sei es zu keiner weiteren Infektion, wie bereits in den Fällen zuvor, gekommen. "Das liegt an der hervorragenden Arbeit unserer Hygieneteams", erklärt Willinger. "Das Wichtigste ist es, eine Übertragung zu verhindern." Deshalb werde der Patient nach dem Labornachweis sofort isoliert und anschließend entsprechende Hygienemaßnahmen eingeleitet. "Betroffen sind vor allem hospitalisierte Personen mit schweren Erkrankungen, wie Lebertransplantationen oder Hirnblutungen, letzteres war auch bei Betroffenen aus Österreich der Fall", stellt die Mikrobiologin im Gespräch klar.
Für die hohe Zahl in Deutschland hat Willinger auch schnell eine Erklärung: "2023 kam es zu einem Ausbruch in einem Krankenhaus, der dann auch auf eine Pflegeeinrichtung überging." Todesfälle gab es in unserem Nachbarland aber keine.
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