Ö3-"Frühstück bei mir"
Kickl zur Kanzlerschaft: "Nichts, was man sich wünscht"
Im Ö3-Sommergespräch spricht FPÖ-Chef Herbert Kickl über eine mögliche Kanzlerschaft und verrät auch viel Persönliches.
In Teil 3 der Ö3-Sommergespräche in "Frühstück bei mir" war FPÖ-Chef Herbert Kickl bei Claudia Stöckl zu Gast. Dabei sprach er offen über eine mögliche Kanzlerschaft, über politische "Problembären", verrät aber auch viel Persönliches.
"Ich bin ein Arbeiterkind, bin in einer Arbeitersiedlung groß geworden [in Radenthein in Kärnten, Anm.], vielleicht von den Grundvoraussetzungen gar nicht so viel anders als der Herr Babler [SPÖ-Chef, Anm.]", lässt der 55-Jährige gleich zu Beginn des Gesprächs aufhorchen, welches im Forellenhof in Puchberg am Schneeberg (NÖ) – "meine kleine zweite Heimat", so Kickl – stattfindet.
"Ich bin aber aus dieser Geschichte heraus nie auf die Idee gekommen, dass aufgrund der Tatsache, dass wir weniger hatten im Vergleich zu anderen, ich den anderen etwas neidig bin. Wir haben einen anderen Zugang gehabt: Wir haben gesagt, wir wollen selbst etwas leisten, etwas erreichen können, die Chance bekommen", so der FPÖ-Chef.
"Das sind die Problembären"
Ob er je an sich gezweifelt habe? Kickl: "Das kommt immer wieder vor, wenn es um große Entscheidungen geht. Die Frage zur Eignung als Nationalratsabgeordneter, zum Beispiel. Ich war nicht sicher, ob ich das kann, ob ich der Aufgabe gewachsen bin. Oder ob ich Innenminister werden soll. Gefährlich sind nicht die, die sich hinterfragen, sondern die sich nicht hinterfragen. Das sind die Problembären. Ich gehe mit viel Respekt und Demut an solche Aufgaben heran".
Seine Aussage, er könne nicht wirklich etwas, er könne aber alles lernen, welche er Mitte der 1990er-Jahre getätigt hatte, sei weniger Ausdruck mangelndem Selbstbewusstseins gewesen, als ein Ausdruck desselben.
"In der Öffentlichkeit entsteht immer wieder der Eindruck, dann wenn sich einer mit philosophischen Dingen beschäftigt, dass er dann 'zu blöd dafür ist, den Alltag zu bewältigen', dass man am realen Leben scheitern muss. Und ich wollte dieses Image mit diesem Satz korrigieren. Was ich dort gelernt habe, war natürlich keine Berufsausbildung, aber ein wichtiges Fundament, von dem ich unglaublich profitiert habe. Die technischen Dinge, die man sich in der Politik aneignen muss, die kann man nur in der Politik lernen. Dass man eine Partei auch mitnehmen muss. Sind nicht meine Angestellten, die ich morgen austauschen kann, das ist ein großer Unterschied zur Wirtschaft. An denen hängt alles, die brauche ich für eine Wahlbewegung, denen muss ich dankbar sein, dass sie ihr Herzblut und ihre Zeit in dieses Projekt investieren."
"Heute"-Backstage: FPÖ-Chef Herbert Kickl im Gespräch
Private Einblicke
Auch private Einblicke ließ Kickl in "Frühstück bei mir" zu. Seit über 25 Jahren ist er mit seiner Frau Petra, Juristin bei der Volksanwaltschaft, zusammen. Überlegungen, für die Erziehung des Sohnes [inzwischen 24 Jahre alt, Anm.] zu Hause zu bleiben, hätte es nie gegeben. "Sie war eine so leidenschaftliche Schwangere, sie hätte sich nicht nehmen lassen, das Kind zur Welt zu bringen. Sie hat mir immer den Eindruck gegeben, und sie hat es auch so gelebt, dass das niemand besser machen kann als eine Mutter. Aber selbstverständlich hab ich meine Frau damit nicht alleine gelassen. Herumraufen ist mit dem Vater lustiger als mit der Mama", so der 55-Jährige. Apropos.
"Kanzler? Das ist nichts, was man sich wünscht"
Dem anstehenden Nationalratswahlkampf im September sieht Kickl gelassen entgegen – nicht nur aufgrund der zahlreichen Umfragen, welche die FPÖ klar in Front sehen. "In einem Duell gibt es Gewinner und Verlierer. Wenn wir nicht Erster werden, wird es von der FPÖ keinen Anspruch auf den Kanzler geben. Und es überrascht mich, dass weder Nehammer noch Babler diesen Satz hinausbringen. Das sind ja die selbsternannten Parade-Demokraten. Bei ihnen endet die Demokratie dort, wo die SPÖ oder ÖVP nicht mehr das Kommando haben."
Stöckl hakt nach, ob es für ihn denkbar wäre, nachdem sowohl ÖVP als auch SPÖ derzeit ausschließen, mit der Kickl-FPÖ regieren zu wollen, in die zweite Reihe zu wechseln. "Ich sehe keine Veranlassung für mögliche Wahlverlierer eine solche Forderung zu stellen, das ist grotesk. Wenn ich Platz 2 erreiche, dann hat die ÖVP gar kein Problem. Da haben wir das niederösterreichische Modell. Die FPÖ aus Platz 2, das geht ja in ihrer Gedankenwelt. Das Problem der ÖVP ist es, zu glauben, sie hätten den Kanzlersessel gepachtet."
Wäre er mit der Kanzlerschaft am Ziel seiner Träume? "Es ist nichts, was man sich wünscht, weil das so ein toller Posten ist, es ist fast eine Bürde", so Kickl. Und weiter: "Aber ich spüre eine Verantwortung – und das ist ein schwerer Rucksack, den ich mit mir herumtrage."
Abschließend kündigte der FPÖ-Chef auch an, in zehn Jahren nicht mehr in der Politik sein zu wollen: "Da wird es mich in keiner öffentlichen Funktion mehr geben", so Kickl.